Wenn Martin Kollmann und Barbara Wilfling kommen, dann meist nicht nur sie allein. Zu viert oder fünft tauchen sie auf – und stets im falschen Moment. Jedenfalls aus Sicht der meisten Besuchten. Kollmann und Kollegen kontrollieren die Pflege- und Seniorenheime im Landkreis Donau-Ries. Eine Aufgabe, die den Vertretern der Heime nicht immer gleich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Doch die Kontrollen laufen anders ab, als viele Beteiligte es zunächst gedacht hätten.
Vor gut 20 Jahren war alles noch anders. Aber nicht wirklich besser, wie Kollmann berichtet, der in einer Abteilung des Landratsamtes in Donauwörth arbeitet, die einen etwas umständlichen Namen trägt: Fachstelle Pflege- und Behinderteneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA). Der Name erklärt vieles und soll mit Missverständnissen aufräumen. Doch dazu später.
Früher liefen die Kontrollen der Heime in Schwaben noch anders ab
Früher also lief sie noch etwas anders ab, die Kontrolle der Heime. Damals war sie noch bei der Regierung von Schwaben in Augsburg angesiedelt, fünf Kontrolleure gab es damals ebenfalls – jedoch für ganz Schwaben, wie Kollmann erzählt. Das Resultat der sparsamen Besetzung sei dann oft ein Gespräch mit der Leitung gewesen, eineinhalb Stunden mussten reichen. "Das wurde dem Schutzauftrag nicht gerecht", sagt Kollmann.
Heute sind sie fast einen ganzen Arbeitstag lang in einem Heim. Zwölf stationäre Pflegeeinrichtungen, 15 Heime für Menschen mit Behinderungen, neun ambulant betreute Wohngruppen. Für gut 1700 Menschen prüfen Kollmann und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Bedingungen. Doch die Prüfung durch die Aufsicht soll nicht nur Kontrolle sein. Deswegen der komplizierte Name. Es gehe nicht darum, jemanden zu ertappen, sondern zu sehen, wo Schwächen sind, aber auch Stärken – "wir wollen gemeinsam etwas entwickeln, Möglichkeiten erarbeiten". Es gehe weniger um eine strikte Checkliste, es drehe sich bei den Kontrollen letztlich vielmehr darum, ob die in den Heimen lebenden Menschen so versorgt werden, wie es das Gesetz vorsieht.
Kollmann: Es geht um ein ganzes Bild der Lage in den Heimen
Es gelte, sich während der gut sechs bis sieben Stunden der Kontrolle, ein Bild zu machen – nach Möglichkeit ein ganzes, faires. Und dazu gehöre, dass man mit Heimbewohnerinnen und -Bewohnern spricht, aber auch mit dem Personal, dass Arbeitsabläufe ebenso in den Fokus genommen werden wie, und das ist laut Kollmann nicht zu unterschätzen, die Gesamtstimmung. Die erlebten die Kontrolleure am besten in den Aufenthalts- und Speisesälen. Hier zeige sich vieles: Wie werden Wünsche der Bewohner respektiert? Wie werden sie angesprochen? Was haben sie an und wie gut integriert sind sie? Dennoch fälle man kein vorschnelles Urteil, erklärt Kollmann: "Wir sprechen die Mitarbeiter und Leitungen immer an und sitzen nicht nur stumm da mit einem Notizzettel." Zudem sei es auch nicht der Fall, dass "nur Negatives" vermerkt wird, auch das, was gut laufe, komme aufs Tableau. "Viele Angestellte meinen, dass wir den ganzen Tag über nach Fehlern suchen und ausschließlich das aufschreiben – das ist definitiv nicht so."
Dass die Heimaufsicht fundamentale Bedeutung hat hinsichtlich der Pflege älterer oder behinderter Menschen, steht wohl außer Frage - das weiß die Öffentlichkeit spätestens seit dem Skandal um eine Seniorenresidenz am Schliersee. Zu wenig Essen und Trinken, teils schon skelettierte Senioren, Verwahrlosung der schlimmsten Art. All das ist dort vor wenigen Jahren zutage getreten. Solch schlimme Zustände haben Kollmann und Kollegen im Landkreis Donau-Ries zwar noch nie erlebt, aber dazu soll es auch gar nicht kommen. Gerade deshalb sind die Mitarbeitenden der Heimaufsicht permanent unterwegs.