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Landkreis Donau-Ries: So abhängig ist der Landkreis Donau-Ries von Öl und Gas

Landkreis Donau-Ries

So abhängig ist der Landkreis Donau-Ries von Öl und Gas

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    Wie abhängig sind Menschen und Firmen von fossiler Energie wie Gas oder Öl? Vor allem beim Heizen wird klar, wie sehr es die Region treffen würde, sollte kein Gas mehr aus Russland geliefert werden.
    Wie abhängig sind Menschen und Firmen von fossiler Energie wie Gas oder Öl? Vor allem beim Heizen wird klar, wie sehr es die Region treffen würde, sollte kein Gas mehr aus Russland geliefert werden. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Weg von russischem Erdgas - angesichts der Bilder von Leid und Zerstörung in der Ukraine ist dieses Ziel präsenter denn je. Im Landkreis Donau-Ries ist es nicht neu, sich von fossilen Energieträgern lösen zu wollen. Die Klimakrise im Blick, sind die Vorsätze seit Jahren ambitioniert: Bis 2030 soll der Bedarf an Energie für Strom und Wärme in der Region zu 60 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Beim Strom ist der Kreis schon auf der Zielgeraden, doch beim Wärmebedarf ist noch eine große Strecke zu bewältigen. Ein Überblick.

    Wie abhängig ist der Landkreis Donau-Ries beim Strom von fossiler Energie?

    Im Jahr 2020 brauchten Privathaushalte und die Wirtschaft exakt 917 Gigawattstunden (GWh) an Strom. Die Zahlen lässt der Landkreis durch die Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfW) jährlich ermitteln. Grundlage sind die Daten der Netzbetreiber. Durch Wind, Wasser, Biogas und Fotovoltaikanlagen wurde im selben Jahr ziemlich genau diese Menge an Strom innerhalb der Landkreisgrenzen erzeugt. Also ist die Energiebilanz beim Strom blendend, nämlich bei 100 Prozent. Seit 2007 konnte der Anteil von 57 Prozent auf 100 Prozent gesteigert werden. Die Abhängigkeit ist also rein rechnerisch gleich null.

    Wer braucht im Landkreis Donau-Ries meisten Strom?

    Der private Stromkonsum im Landkreis nimmt kontinuierlich ab. 2007 brauchten die Menschen im Landkreis in ihren Wohnungen noch 255 GWh Strom pro Jahr, 2020 waren es 217 GWh. Das ist vor allem deshalb ein Erfolg, weil im gleichen Zeitraum auch die Zahl an Landkreisbewohnerinnen und -bewohner zugenommen hat. Seit 2007 sind 4300 Menschen in die Region gezogen. Mehr Menschen, mehr Strombedarf? In diesem Fall nicht.

    Bei der Wirtschaft sieht es anders aus. Dreiviertel des im Landkreis verbrauchten Stromes - 2020 waren es 700 GWh - brauchen die Unternehmen für ihre Arbeitsplätze. Der Strombedarf der Produktion ist hier nicht mit eingerechnet. Der Hunger nach Strom für Büros und Co. nimmt zu, denn auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ist massiv gewachsen. Seit 2007 kamen laut Landesamt für Statistik 15.500 Jobs hinzu, parallel stieg der Bedarf an Strom.

    Was sind die Herausforderungen in den nächsten Jahren?

    Zwar gelang im Landkreis 2020 eine Punktlandung in Sachen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und damit eine Abdeckung zu 100 Prozent, doch 2020 war kein normales Jahr, da pandemiebedingt die Wirtschaft weniger Strom benötigt hat als in den Jahren zuvor. Zu bedenken ist natürlich, dass es sich hier um eine reine Rechnung handelt, die nicht bedeutetet, dass im Landkreis nur Ökostrom aus der Steckdose kommt. Um die gute Bilanz zu halten, ist vor Ort vor allem der Blick auf die Zukunft der Biogasanlagen relevant, denn die gut 200 Anlagen im Kreis liefern ein Drittel des Öko-Stromes. Wenn die Förderungen auslaufen, könnte das die Bilanz verhageln.

    Wie abhängig ist die Region bei Wärme?

    Nicht einmal 20 Prozent des gesamten Wärmebedarfes im Landkreis Donau-Ries werden mit erneuerbaren Energien gedeckt. Oder anders gesagt: Vier von fünf Heizungen im Landkreis werden mit Erdgas oder Öl betrieben. Knapp 3000 Gigawattstunden - das ist die jährliche Summe an Energie die für private Haushalte, öffentliche Gebäude, Geschäfte und Handel und auch die Unternehmen im Landkreis brauchen, um zu heizen.

    Damit ist der Energiehunger für Wärme dreimal größer als der für Strom mit knapp 1000 GWh. Seit 2007 hat der Bedarf an Wärme zudem nochmals zugelegt. Von den fossilen Energien für Wärme ist wiederum das Erdgas das Maß aller Dinge – nämlich 80 Prozent. Um sich von Erdgas als Energieträger zu lösen und damit die Importe aus Russland stoppen zu können, müsste im Landkreis richtig viel passieren.

    Wem würde ein Gas-Embargo besonders wehtun?

    Die Wirtschaft und der Handel haben mit 1700 GWh im Jahr 2020 den größeren Bedarf an Wärme. Im bayernweiten oder gar bundesweiten Vergleich fällt der Landkreis Donau-Ries mit seinem starken Arbeitsmarkt hier als besonders energiehungrig auf. Pro Beschäftigten braucht es im Landkreis 28 MWh an Wärmeenergie, bayernweit liegt dieser wert bei 16 MWh, bundesweit nur bei 6,5. Treffen würde der Lieferstopp für Gas aber vor allem die Industrie - die Bundesnetzagentur würde dann entscheiden, wer in welchem Umfang Gas erhält.

    Kann der Landkreis Donau-Ries seine Energieziele schaffen?

    Auf kreispolitischer Seite besteht breiter Konsens, dass das Ziel, bis 2030 mindestens 60 Prozent der im Kreis benötigten Energie aus regenerativen Quellen zu erzeugen, erreicht werden soll. Im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt liegt der Landkreis auch schon weit vorne. Doch der Weg ist mühsam und umgesetzt werden muss alles durch jede einzelne Bürgerin und einzelnen Bürger und durch die Unternehmen. Energieberatung gibt es seit Jahren. Umrüsten war bisher finanziell aber nicht immer lukrativ. Das könnte sich angesichts dramatisch steigender Preise verändern. Ein wichtiger Anteil muss es auch sein, Energie zu sparen und damit gar nicht erst erzeugen zu müssen.

    Der Landkreis möchte als Vorbild vorangehen und bis 2030 seine Gebäude klimaneutral machen. Wenn das gelingt - es wäre eher symbolischer Natur. Denn der gesamte Bedarf der kreiseigenen Gebäuden und die des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU) - also drei Krankenhäuser und vier Seniorenheime - macht am gesamten Stromverbrauch des Kreises gerade mal ein Prozent, an Wärme 0,6 Prozent aus. Auf der Prozentskala würde sich dadurch also nicht viel bewegen.

    Landrat Stefan Rößle, der sich dem Energiethema seit Jahren widmet und dem vor allem die Erfassung der Daten wichtig war, weiß, dass der Kreis noch viel zu tun hat. "Ich denke, es ist den wenigsten Menschen wirklich klar, welch enorme Umwälzungen es geben muss und wird. Jeder von uns muss sich massiv umstellen", sagt er. "Und wenn wir bis 2030 die 60 Prozent geschafft haben - stehen wir trotzdem ganz am Anfang."

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