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Landkreis Donau-Ries: Schulpflicht für Flüchtlingskinder verschärft Lehrermangel im Donau-Ries

Landkreis Donau-Ries

Schulpflicht für Flüchtlingskinder verschärft Lehrermangel im Donau-Ries

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    Das Schulamt bereitet sich auf eine große Zahl von schulpflichtigen Flüchtlingskindern vor. Unser Foto zeigt die Klasse 3b der Johannes-Bayer-Grundschule in Rain.
    Das Schulamt bereitet sich auf eine große Zahl von schulpflichtigen Flüchtlingskindern vor. Unser Foto zeigt die Klasse 3b der Johannes-Bayer-Grundschule in Rain. Foto: Barbara Würmseher

    Überfüllte Klassen, Engpässe beim Lehrer-Personal und Wahlfächer, die deshalb nicht stattfinden können: Schon jetzt läuft es an Bayerns Schulen nicht immer so rund, wie es im Sinne aller Beteiligten sein dürfte. Unerwartete Personalausfälle können nicht mehr ausgeglichen werden. Im Schulamtsbezirk Donau-Ries allein sind 130 Lehrerinnen schwanger, dazu kommen kranke Kollegen und Ausfälle aus anderen Gründen. Reserven gibt es nicht. "Der Markt ist leer", sagt der

    Das ist der Ist-Zustand, der sich in den kommenden Monaten noch verschärfen dürfte. Allerdings weiß niemand exakt, wie sich die Lage entwickelt. Die Rede ist von den Schutzsuchenden, die aus der Ukraine nach Deutschland, nach Bayern und eben auch in den Landkreis Donau-Ries kommen werden, in einer Zahl, die aktuell keiner zu beziffern vermag. Landratsamt und Schulamt treffen indes alle planbaren Voraussetzungen, damit das System nicht kollabiert.

    Schulamtsleiter Stocker in einer Pressekonferenz am Mittwoch: "Unsere Aufgabe ist es, alle schulpflichtigen Mädchen und Buben, die jetzt als Schutzsuchende zu uns kommen, möglichst gleichmäßig über den Landkreis zu verteilen. Es darf nicht sein, dass 100 Kinder im Rainer Blumenhotel untergebracht sind und folglich in der Stadt beschult werden müssen. So viele kann man dort nicht unterbringen." Das setzt freilich voraus, dass die Familien bereit sind, in kleinere Gemeinden zu ziehen und nicht nur in Städte.

    Momentan werden 15 ukrainische Kinder im Kreis Donau-Ries unterrichtet

    Momentan kann man den Anfragen der ukrainischen Eltern noch gerecht werden. Laut Stocker sind fünf Kinder der Klassen eins bis vier auf fünf Grundschulen verteilt. Zehn Mädchen und Buben der Jahrgangsstufen fünf bis neun sind in Mittelschulen untergebracht. Das ist alles in einem vertretbaren Rahmen und passend zu den momentanen Klassenstärken.

    Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Drei Monate dürfen sich ukrainische Flüchtlinge visumfrei in Deutschland aufhalten. So lange fallen die Kinder nicht unter die Schulpflicht. Ab Juli sei erst der große Ansturm zu erwarten. Nach aktuellem Stand der Dinge würden dann 173 Kinder schulpflichtig - es werden aber wahrscheinlich täglich neue dazukommen. Landrat Stefan Rößle hat angekündigt, dass bereits am Donnerstag Busse angekündigt sind.

    Unter Umständen muss es also im September 2022 mehr Klassen geben als bisher - was wiederum mehr Personal erfordert. Hier sei laut Stocker das Ministerium in der Pflicht. Für Räume hingegen seien die Sachaufwandsträger zuständig, also der Landkreis und die Schulzweckverbände.

    "Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen", erklärt Schulamtsleiter Michael Stocker. Dennoch spricht er von einer schwierigen Planung und von seiner Sorge, den Lehrerinnen und Lehrern immer mehr aufzubürden. "Ich hoffe, sie bleiben gesund." Man stehe bereit, aber das erforderliche Personal habe man noch nicht zur Verfügung. Ukrainische Lehrkräfte könnten eingesetzt werden - wenn sie Deutsch oder Englisch sprechen.

    Die Kinder sollen Sicherheit und Geborgenheit im Landkreis erleben

    Für den Moment verfolgen die Pädagogen an den Einrichtungen im Landkreis folgende Ziele, um den neuen Schülerinnen und Schülern ein gutes Ankommen hier zu ermöglichen: Es geht darum, den Flüchtlingskindern Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln, ihnen den hier üblichen schulischen Alltag und unser Schulsystem zu vermitteln und ihnen die Verbundenheit mit ihrem Heimatland Ukraine zu bewahren - etwa dadurch, dass sie ergänzend am Online-Unterricht ihrer Heimatschule in der Ukraine teilnehmen.

    Kinder, für die Eltern jetzt schon die Einschulung im Donau-Ries-Kreis beantragt haben, werden in Regelklassen untergebracht. Das funktioniert besonders reibungslos, wenn die Kinder bereits Deutsch sprechen. So vorhanden, setzen die Schulen auch Förderlehrer und externe Ehrenamtliche ein, die diese Kinder begleiten.

    Neben Sprachunterricht geht es auch um soziales Erleben

    Denkbar sind theoretisch auch sogenannte pädagogische Willkommensgruppen, die sinnvoll sind, wenn die Mädchen und Buben über keinerlei oder nur sehr geringe Sprachkenntnisse verfügen. Dafür gibt es aber jetzt noch nicht ausreichend Bedarf. Mindestens zehn Kinder pro Schule müssen es sein, damit eine solche Gruppe eingerichtet werden kann. Feste Bezugspersonen sollen sie betreuen - auch aus dem Bereich der Ehrenamtlichen - und neben Sprachunterricht geht es vor allem um soziales Erleben. Sensibler Umgang mit traumatisierten Mädchen und Buben soll gewährleistet sein. Wie Stocker mitteilt, bereiten sich derzeit auch andere Schulzweige - etwa die staatlichen Berufsschulen - auf Integrationsklassen vor.

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