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Landkreis Donau-Ries: Migration: Ein Gefühl der "Scheinruhe" im Donau-Ries-Kreis

Landkreis Donau-Ries

Migration: Ein Gefühl der "Scheinruhe" im Donau-Ries-Kreis

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    Im Landratsamt in Donauwörth müssen die Flüchtlinge registriert werden.
    Im Landratsamt in Donauwörth müssen die Flüchtlinge registriert werden. Foto: Thomas Hilgendorf (Archivbild)

    Behördenleiter Johann Stark und seine Kollegen atmen dieser Tage etwas auf. Doch so richtig entspannen können die Mitarbeiter der Ausländerbehörde am Landratsamt in Donauwörth nicht. Die Zugänge an Asylsuchenden und Flüchtlingen sind zwar "aktuell moderat", wie Stark sagt, doch seine Abteilung erwartet keine dauerhafte Ruhe. Auch deswegen werden demnächst wieder zwei größere neue Unterkünfte im Donau-Ries-Kreis eröffnet. 

    Dass die Lage bereits weitaus angespannter war hinsichtlich der Asylsuchenden und Flüchtlinge, sehen aufmerksame Beobachter an der Donauwörther Pflegstraße auf den ersten Blick. Es gab Zeiten in den vergangenen zwei Jahren, da hielten im Wochenrhythmus die voll besetzten Reisebusse vor dem Haupteingang der Kreisbehörde. 38 waren es allein 2022. Müde wirkende Menschen, mit Reisetaschen, aus vieler Herren Länder stiegen aus, ließen sich registrieren, warteten auf die ihnen zugewiesene Unterkunft. Auf den Fluren herrschten Andrang und Enge. Über dem Landkreis schwebte das Damoklesschwert der Notunterbringung von Menschen in Turnhallen – stets als Ultima Ratio, falls es gar keinen anderen Platz mehr gegeben hätte. Das Bild ist in den vergangenen Wochen ein anderes geworden. Zwar warten täglich Menschen auf den Gängen, doch es handelt sich dabei eher um Einzelne. In diesem Jahr kam erst ein Bus aus der zentralen Augsburger Asyl-Erstaufnahme an.

    Donau-Ries: Über die Hälfte der Geflüchteten Ukrainer

    Auch in Zahlen lässt sich die rückläufige Entwicklung messen. Im Jahr 2023 wurden dem Landkreis von der Regierung von Schwaben 1240 Personen zugewiesen, die untergebracht und grundversorgt werden mussten – davon waren 754 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Zum Vergleich: In der Hochphase der Asylkrise im Jahr 2015 waren 1234 Menschen gekommen. Seit dem 1. Januar dieses Jahres sind jedoch erst 102 Personen hier angekommen, davon sind 31 Personen ukrainische Kriegsflüchtlinge.

    Woran liegt nun der Rückgang? Johann Stark erklärt, dass der Kreis Donau-Ries zuletzt relativ viele Unterbringungen zu managen gehabt habe, weil er eine "Unterquote" vorwies. Kurz und knapp lässt sich dies so erklären: Alle bayerischen Landkreise müssen nach einem bestimmten Schlüssel Asylbewerber und Flüchtlinge, die im Land ankommen, nach einem bestimmten Schlüssel aufnehmen; eine möglichst faire und gleichmäßige Verteilung über die Kreise und Regionen ist dabei das Ziel. Als es in Donauwörth noch das Ankerzentrum für Asylbewerber in der inzwischen abgerissenen Alfred-Delp-Kaserne gab, hat der Kreis seinen Teil übererfüllt. Das Erstaufnahmezentrum wurde bekannterweise geschlossen, nun stand der Donau-Ries-Kreis plötzlich mit jener "Unterquote" da. Die ist inzwischen wieder ausgeglichen – die rote Laterne hat nun, wie Stark erklärt, der Regierungsbezirk Unterfranken. "Die aktuelle Taktung ist machbar", sagt Stark mit Blick auf die Zugänge. 

    Sprecher Kapfer: Müssen uns vorbereiten

    Landkreissprecher Simon Kapfer erklärt, dass sich das Amt trotzdem auf steigende Zahlen vorbereiten müsse. Deswegen würden weitere Herbergen eröffnet. In Mertingen werden voraussichtlich ab 1. April zwei neu errichtete Gebäude in Holzständerbauweise in Betrieb gehen. 56 Plätze werden dort zur Verfügung stehen. Ebenfalls in Holzbauweise wird eine Unterkunft an der Nürnberger Straße in Nördlingen gebaut, wo es zuletzt gebrannt hat. Dort soll es 170 Plätze geben. Zieldatum für die Eröffnung ist laut Kapfer dort der 1. September.

    "Rein rechnerisch" habe der Landkreis Donau-Ries, wie Behördenleiter Stark berichtet, aktuell 250 freie Unterkunftsplätze. Die seien aber "nicht alle belegbar"; er und seine Mitarbeiter achteten darauf, dass Familienverbände zusammen untergebracht werden, ebenso alleinstehende Männer sowie Frauen. Plätze würden nicht einfach so "aufgefüllt" und gemischt, die Belegung müsse so sozialverträglich wie möglich vonstattengehen. Die meisten Plätze sind derzeit in den Notunterkünften frei, zum Beispiel in Riedlingen und Rain.

    Die Weltlage entspannt sich aktuell nicht

    Johann Stark misst den moderaten Zugangszahlen des Landkreises allerdings keine generelle Aussagekraft zu. Angesichts der Weltlage, der globalen Krisen und Kriege nähmen die Flüchtlingszahlen nun einmal nicht ab. Zudem werde es jetzt Frühjahr. In der wärmeren Jahreszeit machten sich erfahrungsgemäß wieder mehr Menschen aus Krisenregionen auf den Weg in stabilere Gefilde. Stark spricht deswegen eher von einer "Scheinruhe", die momentan auf dem Flur vor seinem Büro herrscht. 

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