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Landkreis Donau-Ries: Migration: Die nächsten Herbergen öffnen bald

Landkreis Donau-Ries

Migration: Die nächsten Herbergen öffnen bald

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    Auf den Fluren der Ausländerbehörde im Landratsamt in Donauwörth ist derzeit viel los.
    Auf den Fluren der Ausländerbehörde im Landratsamt in Donauwörth ist derzeit viel los. Foto: Thomas Hilgendorf

    Die Zahlen beeindrucken dieser Tage in mehrfacher Hinsicht. Mit der Zahl der im Landkreis ankommenden Flüchtlinge und Asylbewerber erhöht sich die der notwendigen Herbergsplätze. Doch Wohnraum ist rar im Kreis Donau-Ries. Trotzdem konnte das Landratsamt neue Unterkünfte finden. Die dahinter steckende Arbeit gleicht derweil jener des Sisyphus. 

    Es ist zwar nicht der Stein, der immer wieder hinabrollt und den die berühmte Figur aus der griechischen Mythologie stets wieder bergauf wuchten muss - aber es gibt Ähnlichkeiten zu den Aufgaben von Johann Stark und Michael Dinkelmeier. Stark leitet die Ausländerbehörde am Landratsamt Donau-Ries in Donauwörth, Dinkelmeier ist dort Teamleiter. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen haben seit Monaten rappelvolle Arbeitstage. Die Zugänge, wie es im Behördendeutsch nüchtern heißt, aus den Kriegsgebieten und Krisenherden, aber auch aus schlicht und ergreifend ärmeren Landstrichen, sie kommen stetig und erinnern an die Lage während der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/16. Die schwierige Weltlage spiegelt sich einmal mehr auch lokal wider. 

    Fast 1500 Flüchtlinge aus der Ukraine im Landkreis Donau-Ries

    Allein an ukrainischen Kriegsflüchtlingen gibt es im Landkreis 1497 Personen, was mehr als einem Prozent der Landkreisbevölkerung entspricht. In staatlichen Einrichtungen leben davon 701 Personen, privat untergebracht sind 796. Im laufenden Jahr, so rechnet Behördenleiter Stark weiter vor, seien dem Landkreis im Rahmen der bundesweiten Verteilung der Geflüchteten zwölf Busse zugewiesen worden. Schon 2022 war die Lage prekär gewesen - in jenem Jahr waren es sogar 38 Busse. Stark und Dinkelmeier sind auch deshalb so angespannt, weil nicht nur Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen sind, sondern auch die Zahl an Asylbewerbern nicht abreiße. Es fehle hinten und vorne an Wohnraum, der Markt sei regelrecht abgegrast. Des Weiteren müssten auch Mindeststandards erfüllt werden, daran gebe es nichts zu rütteln. Keine Frage, Menschen sollten auch möglichst menschenwürdig unterkommen. 

    Die Situation der relativ hohen Zuweisungszahlen ändert sich momentan kaum. Demnächst muss der Landkreis Donau-Ries, weil Schwaben mit seinen Zahlen beim Verteilschlüssel im Minus liegt, zwischen 200 und 300 Ukrainerinnen und Ukrainer aufnehmen.

    In der Ausländerbehörde des Landratsamtes im Donauwörther Fuggerhaus werden die ukrainischen Flüchtlinge erfasst. Hier wird auch die Erstunterbringung geregelt.
    In der Ausländerbehörde des Landratsamtes im Donauwörther Fuggerhaus werden die ukrainischen Flüchtlinge erfasst. Hier wird auch die Erstunterbringung geregelt. Foto: Thomas Hilgendorf

    Das Blumenhotel in Rain, das seit voriger Woche wieder belegt wird mit Kriegsflüchtlingen, hat 181 Plätze. Etwa 110 davon sind belegt. Es sei eine Frage von Tagen, wann die Plätze hier komplett voll seien, sagt Dinkelmeier.

    Mit viel Mühe haben die Mitarbeiter der Ausländerbehörde indes weitere Herbergen schaffen können. Die neu geplanten dezentralen Unterkünfte sind folgende:

    • Fünfstetten: 43 Plätze in sanierten Bahnhofswohnungen (Start ab Mitte Oktober).
    • Rain: 25 Plätze in der ehemaligen Stadtapotheke (Start ab Mitte September).
    • Nördlingen: 15 bis 25 Plätze (hierzu müssen laut Landratsamt noch Details geklärt werden, deswegen gibt es noch keine weiteren Informationen).
    • Donauwörth: etwa 100 Plätze in zwei Objekten - auch hierbei gibt es nach Angaben der Kreisbehörde noch vertragliche Aspekte abzuklären.
    • Mertingen: 56 Plätze. Dort entstehen in Modulbauweise Unterkünfte im Gewerbepark; die Bauwerke werden momentan produziert, die Belegung kann im ersten Quartal 2024 beginnen.
    • Amerdingen: 25 Plätze (noch keine weiteren Details bekannt).
    • Wemding (Pfarrsaal der Kirchenstiftung: 25 Plätze, die in Vorbereitung sind und wohl ab Mitte September belegt werden können).

    Nicht verhehlen will Behördenleiter Stark, dass die Unterbringungen heuer viel Geld kosten wird - 2023 werde die Zehn-Millionen-Euro-Grenze wohl gerissen, die für die dezentralen und Notunterkünfte aufzubringen sind. Zum Vergleich: Voriges Jahr waren es noch rund sechs Millionen Euro. 

    Ausländerbehörde in Donauwörth: "Drucksituation bleibt"

    Die Flüchtlingssituation im Landkreis sei insgesamt angespannt, fasst Johann Stark die Lage zusammen. "Die Drucksituation bleibt", ergänzt sein Kollege Dinkelmeier. Denn es kämen eben nicht ausschließlich ukrainische Kriegsflüchtlinge. Abgesehen von der Sonderlage durch den Krieg im Osten Europas sagt Stark, dass die Lage der "ungezügelten Asylmigration" sich ohne "eine Sicherung der EU-Außengrenzen" wohl nicht ändern werde. Viele Asylbewerber kämen derzeit aus der Türkei sowie aus Afghanistan. 

    Die Regierung von Schwaben habe der Kreisbehörde in Donauwörth kürzlich mitgeteilt, dass die Gesamtzugangszahlen im Ankerzentrum Schwaben in Augsburg im Juli mit mehr als 1000 Zugängen zu einer Verdopplung der Zahlen im Vergleich zum Vorjahr geführt hätten. Momentan sind 1400 Schutzsuchende im Ankerzentrum untergebracht - sie werden auf die schwäbischen Landkreise nach einem mathematischen Schlüssel verteilt. Das Bayerische Innenministerium indes rechnet vorerst nicht mit einem Rückgang jener Zahlen. Auch diese Prognose ist den hiesigen Bearbeitern bekannt. 

    Regierung: Landkreis Donau-Ries soll mehr Kapazitäten schaffen

    Kurzum: Die Landkreise sind angehalten, ihre Kapazitäten zu erhöhen. Stark und Dinkelmeier schätzen, dass die oben aufgeführten Herbergen im Landkreis bereits bis Mitte Oktober voll sein könnten. Und dann? Das Wort "Turnhalle" mag zwar noch niemand im Donauwörther Fuggerhaus in den Mund nehmen, aber im Hinterkopf hat man die Belegung der Sporthallen freilich. "Ultima ratio", sagt Stark dazu.

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