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Landkreis Donau-Ries: Kirchen beteuern: Wir können kaum Flüchtlinge aufnehmen

Landkreis Donau-Ries

Kirchen beteuern: Wir können kaum Flüchtlinge aufnehmen

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    Das Kloster St. Ursula in der Donauwörther Innenstadt steht zum großen Teil leer, seit die Realschule ausgezogen ist. Stattdessen will jetzt die Arbeiterwohlfahrt einziehen.
    Das Kloster St. Ursula in der Donauwörther Innenstadt steht zum großen Teil leer, seit die Realschule ausgezogen ist. Stattdessen will jetzt die Arbeiterwohlfahrt einziehen. Foto: Wolfgang Widemann

    Es ist ein im Donau-Ries-Kreis bislang einmaliger Schritt: Die katholische Pfarrei in Wemding stellt große Teile ihres Pfarrheims (Begegnungshaus St. Emmeram) dem Landratsamt als Notunterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung. Der Pfarrsaal wird für voraussichtlich 90 Tage zum Schlafsaal für bis zu 30 Menschen. Ist das auch andernorts denkbar? Wir haben bei Verantwortlichen der beiden großen Kirchen nachgefragt.

    Der katholische Dekan und Stadtpfarrer Robert Neuner (Donauwörth) berichtet, die Kreisbehörde habe mehrfach bei ihm bezüglich möglicher Objekte in der Großen Kreisstadt angefragt. Es hätten Begehungen stattgefunden, am Ende habe es aber vonseiten des Amts geheißen, die überprüften Räume der Kirche würden nicht für diesen Zweck passen.

    Katholische Kirche nutzt Pfarrhaus in Mertingen für die Verwaltung

    Neuner betont, er könne nur für den Stadtbereich sprechen. Er habe keinen Überblick, ob, beziehungsweise welche Immobilien in anderen Pfarreien leer stehen. Viele Flächen könnten es nicht sein. Wiederholt seien zum Beispiel verwaiste Pfarrhäuser verkauft worden. Die beiden großen Gemeinden Asbach-Bäumenheim und Mertingen hätten zwar zusammen nur noch einen Pfarrer, beide Pfarrhäuser würden aber weiter genutzt: eines als Wohnung und eines für die Verwaltung.

    Leer, aber marode: das frühere Pfarrhaus "Zu unserer Lieben Frau" in Donauwörth.
    Leer, aber marode: das frühere Pfarrhaus "Zu unserer Lieben Frau" in Donauwörth. Foto: Wolfgang Widemann

    Für das Kloster Heilig Kreuz in Donauwörth sei die Stiftung Cassianeum zuständig, in deren Eigentum es sich befindet, und für das Kloster St. Ursula der Orden der Dominikanerinnen. Das große Pfarrheim "Zu unserer Lieben Frau" in Donauwörth benötige die Pfarrgemeinde selbst: "Den Pfarrsaal brauchen wir regelmäßig." Die Jugendräume sind dem Dekan zufolge als Quartier nicht geeignet: "Dort sind keine Duschräume vorhanden." Man habe auch keine Ausweichmöglichkeiten in der Stadt. Das frühere Pfarrhaus nebenan sei marode und deshalb nicht bewohnbar. Das Pfarrhaus in der Parkstadt sei zwar frei, jedoch sei hier die Kommune auf die Pfarrei zugekommen, um es für die Jugend zu verwenden.

    In das Kloster St. Ursula ziehen ein Kindergarten und ein Hort ein

    Aus dem Kloster St. Ursula in der Donauwörther Innenstadt ist im Sommer die Realschule ausgezogen. Priorin Schwester Teresa verweist darauf, dass die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in einen größeren Teil des Komplexes einziehen will, um dort einen Kindergarten und einen Hort zu betreiben. Nach wie vor lebten die Dominikanerinnen in dem Kloster. Unklar sei, was aus den übrigen Räumen werde: "Wir wissen noch nicht genau, wie wir diese weiterverwenden." Es seien bereits Anfragen von anderer Seite eingegangen.

    Die noch freien Räume im ehemaligen Kloster Heilig Kreuz in Donauwörth können nicht für Flüchtlinge verwendet werden.
    Die noch freien Räume im ehemaligen Kloster Heilig Kreuz in Donauwörth können nicht für Flüchtlinge verwendet werden. Foto: Wolfgang Widemann

    Im einstigen Kloster Heilig Kreuz seien Räume frei, wenn auch nur in beschränkter Zahl, so Peter Kosak, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Cassianeum und Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg. Konkret handle es sich um Schlafsäle des ehemaligen Internats in oberen Stockwerken. Flüchtlinge könnten dort freilich nicht unterkommen. Die Brandschutz-Vorschriften verhinderten dies: "Es gibt keinen zweiten Fluchtweg." Es werde aber momentan geprüft, ob Asylsuchende in einer kleineren Liegenschaft, die der Stiftung gehört, einquartiert werden können. Kosak merkt dazu an: "Was wir tun können, tun wir."

    Im Pfarrhaus in Mönchsdeggingen wohnen ukrainische Flüchtlinge

    Der evangelische Dekan Frank Wagner (Donauwörth) beteuert ebenfalls: "Wenn Räume da wären, würde sich die Kirche nicht verwehren." In Mönchsdeggingen sei vor einigen Monaten die Pfarrhaus-Wohnung frei geworden. Dort seien ukrainische Flüchtlinge eingezogen. In Kleinsorheim lebe im Pfarrhaus kein Seelsorger mehr. Deshalb überlege man derzeit, das Gebäude abzustoßen.

    Wagner verweist auf ein sogenanntes Immobilienkonzept der evangelischen Landeskirche. Demnach werde genau geprüft, welche Gebäude sich für Kirchengemeinden noch lohnen, gehalten zu werden. In diesem Zuge habe man bereits Immobilien veräußert, für die man keine Verwendung mehr gehabt habe. Anders ausgedrückt: "Es gibt einfach keine Gebäude, welche die Kirche zur Verfügung stellen könnte." Die Gemeindehäuser und -säle sind dem Dekan zufolge in dieser Hinsicht außen vor. Würden diese in Quartiere umgewandelt, "müsste das ganze Gemeindeleben aufgegeben werden". Ausweichmöglichkeiten sieht Wagner nicht: "Ich wüsste nicht, wohin."

    Die katholischen Pfarrei Wemding, die zum Dekanat Weißenburg-Wemding gehört, hat hier Lösungen gefunden, erklärt Kirchenpfleger Gottfried Hänsel. Gruppenstunden, Gesprächskreise, Sitzungen und Seniorennachmittage fänden behelfsweise im Kolpingheim und in Gaststätten statt.

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