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Landkreis Donau-Ries: Im Landkreis Donau-Ries fehlen Fachkräfte in allen Bereichen

Landkreis Donau-Ries

Im Landkreis Donau-Ries fehlen Fachkräfte in allen Bereichen

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    Nicht nur im Baubereich - Fachkräfte werden in der Region rund um Donauwörth in schier jeder Branche gesucht.
    Nicht nur im Baubereich - Fachkräfte werden in der Region rund um Donauwörth in schier jeder Branche gesucht. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Bei diesen Zahlen hätte man sich in den 1990er-Jahren noch verwundert die Augen gerieben - viele hätten das Ganze wohl für einen Druckfehler gehalten. Damals mussten Bewerber manchmal Dutzende Schreiben aufsetzen, um überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Heute ist das anders. Allein bei den Auszubildenden gibt es knapp 800 Bewerberinnen und Bewerber auf 1300 Stellen. Und überhaupt gibt es im Landkreis Donau-Ries einen Überhang an freien Arbeitsplätzen.

    Ob klassisches Handwerk oder Industrie - es braucht Fachleute im Kreis Donau-Ries

    Vor 30 Jahren hätte die aktuelle Lage als "Luxuspoblem" gegolten, doch für manchen Betrieb sei der Fachkräftemangel mittlerweile zu einem ernstzunehmenden Problem geworden, erklärt der Vorsitzende der Donauwörther Arbeitsagentur, Richard Paul. Qualifiziertes Personal werde dieser Tage "in allen Bereichen" gebraucht in der Region. Besonders dringend gesucht wird Fachpersonal in den Bereichen Holzbearbeitung, Metall, Fahrzeugbau, Luftfahrt, Ernergietechnik und Maschinenbau. Auch traditionelles Handwerk wird laut der Agentur händeringend gesucht - im gesamten Baubereich, bei Sanitär und Heizungsbau, in Klempner-Betrieben, schier überall bräuchten die Betriebe Leute. Doch nicht nur im technischen Bereich fehlt Personal. Auch im Verkauf, in der Pflege sowie im sozialen Bereich und in der Erziehung mangelt es an qualifizierten Kräften.

    "Dieser Mangel ist eindeutig da", bilanziert Paul, "mittlerweile haben wir die gleiche Situation wie vor der Corona-Pandemie." Durch Corona sei die angespannte Lage lediglich eine Zeit lang "zugedeckt" gewesen; die Kurzarbeit sei hingegen 2020/ 21 regelrecht "explodiert", in der Region wie in ganz Deutschland. Kaum ein Betrieb habe in den ersten Monaten der Pandemie aus der tatsächlichen Unsicherheit heraus noch Personal eingestellt. Doch dieses Blatt habe sich wieder gänzlich gewendet. Quer durch alle Branchen könnten qualifizierte Menschen von heute auf morgen eine Stelle antreten. Gut 80 Prozent der 1600 gemeldeten Stellengebote bei der Donauwörther Arbeitsagentur sind für Fachkräfte, allem voran im verarbeitenden Gewerbe, im Bereich Gesundheit und Handel.

    Donauwörths Agenturchef Paul: "Es war ein vorhersehbares Problem"

    Der Fachkräftemangel ist indes ein Problem, das "vorhersehbar" gewesen ist, wie Agenturchef Paul betont. Die geburtenstarken Jahrgänge gingen nun in Rente. Die demografische Schieflage des Landes schlage mittlerweile voll durch, auch in der Region. Kurzum: Das Land ist überaltert, es gibt zu wenige Kinder. "Ohne Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland wird es nicht gehen", sagt Paul. Doch Deutschland sei längst nicht das Traumland Nummer eins für Ost- oder Südeuropäer. Hierbei spiele auch die Sprache eine tragende Rolle. Sowohl die Politik als auch zahlreiche Betriebe hätten mittlerweile erkannt, dass man gezielt im Ausland Werbung machen muss. Zuletzt habe es ein entsprechendes Projekt für Pflegekräfte aus Spanien gegeben. Doch all das sei mitunter hochkomplex - und zum Teil so etwas wie ein "Teufelskreis": Die Anerkennung beruflicher Abschlüsse ist bürokratisch aufwendig und zeitintensiv, oft werden Zusatzqualifizierungen verlangt. Im Landkreis fehlt es zudem an leistbarem Wohnraum. Dann die Sprachbarriere - hier ist beispielsweise Großbritannien klar im Vorteil. Oder aber jene Betriebe, die seit jeher auch Standorte im Ausland haben, wie etwa Airbus Helicopters.

    Das Betriebsklima wird immer wichtiger

    Überhaupt sei die Behebung des Fachkräftemangels zu einer Frage der Firmenkultur geworden, erklärt der Donauwörther Agenturchef: "Die weichen Faktoren werden wichtiger." Das sei grundlegend eine gute Nachricht, denn dabei geht es um die Fragen: Wie ist das Betriebsklima? Wie ist das Miteinander im Job? Herrscht ein rauer oder ein freundlicher Ton? "Es gibt Betriebe, die finden immer Leute", erklärt Paul, ohne Namen zu nennen: Wer seine Praktikanten freundlich behandle und Mitmenschlichkeit authentisch lebe, der sei klar im Vorteil, egal in welcher Branche. Auch flexible Arbeitsmodelle seien zukunftsträchtig, gelebte Rücksichtnahme in puncto Kinderbetreuung und Familie. Hier gilt es bei einigen Unternehmen, nachzujustieren, wie der Agentur-Vorsitzende bekräftigt.

    Das Resümee: Auf vielen Feldern muss nachgebessert werden. Eine gute Nachricht indessen ist, dass für Schülerinnen und Schüler, die in den kommenden zehn Jahren eine Ausbildung in der Region anstreben wollen, die Aussichten augenscheinlich ziemlich rosig sind. Das ist wohl auch eine positive Seite des Personalmangels.

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