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Landkreis Donau-Ries: Bei ihr laufen die Fäden der Flüchtlingshilfe im Donau-Ries-Kreis zusammen

Landkreis Donau-Ries

Bei ihr laufen die Fäden der Flüchtlingshilfe im Donau-Ries-Kreis zusammen

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    Maria Kränzler leitet im Landratsamt Donau-Ries die Koordinierungsgruppe "Ukraine". Sie managt, wie die Hilfe bei den Flüchtlingen ankommen kann.
    Maria Kränzler leitet im Landratsamt Donau-Ries die Koordinierungsgruppe "Ukraine". Sie managt, wie die Hilfe bei den Flüchtlingen ankommen kann. Foto: Barbara Würmseher

    Mit nur 29 Jahren hat Maria Kränzler im Landratsamt Donau-Ries eine der derzeit wohl komplexesten Aufgabe übernommen, die es dort gerade gibt. Sie leitet die Koordinierungsgruppe, die die Aufgaben im Zuge der ankommenden Ukrainer bewältigen muss. Bei ihr laufen zum Thema "

    Geflüchtete aus der Ukraine brauchen vor Ort konkrete Hilfe

    Am 24. Februar hat sich die Welt verändert. Der Angriff Russlands auf die Ukraine war wie der Auslöser für einen Tsunami, der mittlerweile bis nach Donauwörth, Rain oder Nördlingen schwappt. Landrat Stefan Rößle rief Anfang März eine Koordinierungsgruppe "Ukraine" ins Leben. Der Katastrophenfall in Bayern wurde ausgedehnt – und Maria Kränzler bekam eine neue Aufgabe.

    Seit 2020 ist sie im Landratsamt, seitdem leitete sie den Sitzungsdienst, organisierte die Treffen sämtlicher Kreisgremien, der Ausschüsse und Unterausschüsse. Als Teil der Stabsstelle im Büro des Landrats arbeitet sie bisher auch schon fächerübergreifend. Doch jetzt betraute Stefan Rößle die studierte Politikwissenschaftlerin mit dem Management der Aufgaben, die als Folge des Krieges in Osteuropa vor unser aller Haustüre anstehen: Geflüchtete aus der Ukraine brauchen vor Ort konkrete Hilfe. Sie müssen ja nicht einen sicheren Schlafplatz bekommen – es geht um sehr viel mehr.

    Nach einer langen Flucht aus der Ukraine mit vielen Zwischenstationen kommen Flüchtlinge in der Sammelunterkunft in Rain an. Es ist das ehemalige Blumenhotel.
    Nach einer langen Flucht aus der Ukraine mit vielen Zwischenstationen kommen Flüchtlinge in der Sammelunterkunft in Rain an. Es ist das ehemalige Blumenhotel. Foto: Barbara Würmseher

    Wie und wann kommen Geflüchtete hier an? Wo verbringen sie die ersten Nächte? Wo können sie danach bleiben? Wie werden die Kinder und Mütter versorgt und welche Rechte und Pflichten haben sie? Wie werden sie registriert, informiert und auch integriert? Es braucht sehr viele Antworten und sehr viel Kommunikation. Die verschiedenen Bereiche und Stellen im Landratsamt und des Katastrophenschutzes müssen vernetzt werden. Neue Informationen der Regierung von Schwaben oder aus den Ministerien in München müssen alle Beteiligten erreichen. Kränzlers Rolle ist es hier die Schnittstelle zu sein – innerhalb des Amtes, zu den Rettungs- und Hilfsdiensten, nach außen zu den Gemeinden, zu den Bürgerinnen und Bürgern. Schon zu Zeiten der Corona-Wellen koordinierte sie die Bürgerhotline. "Die Erfahrungen daraus kommen mir jetzt zugute."

    Warum Ukrainer im Landkreis Donau-Ries eine gute Perspektive haben

    Bürger haben nicht nur Fragen, enorm viele wollen helfen und mitarbeiten. Vom Dolmetscher über Helferkreise oder Menschen, die einfach nur etwas spenden wollen – auch das muss kanalisiert werden. "Die Hilfs- und Spendenbereitschaft ist sehr groß und auch nach gut vier Wochen immer noch ungebrochen", schildert Kränzler. Die Menschen würden es sehr ernst meinen mit ihren Angeboten. "Dafür sind wir wirklich dankbar", sagt Kränzler. Überhaupt ist sie überzeugt, dass Ukrainer im Landkreis Donau-Ries eine gute Zuflucht finden können – auch, wenn sie länger bleiben müssen, als sie wollen.

    Geflüchtete aus der Ukraine müssen zunächst registriert werden. Das geschieht an sogenannten PIK-Stationen.
    Geflüchtete aus der Ukraine müssen zunächst registriert werden. Das geschieht an sogenannten PIK-Stationen. Foto: Helmut Bissinger

    Dass die Ukrainer nicht aufs Land möchten, dafür hat sie eine Erklärung: Viele hätten in größeren Städten gewohnt, außerdem heiße "auf dem Land" in ihrer Heimat etwas ganz anderes als in Bayern. Sie hätten wohl schlicht Bedenken, auf Strom, Internet und weitere Infrastruktur verzichten zu müssen. Auch der Kontakt zu den Landsleuten ist wohl ein großes Anliegen.

    Größte Herausforderung ist es, die Kinder in Kitas und Schulen gut unterzubringen

    Doch ohne breite Verteilung wird es nicht gehen. Das wurde vor allem beim Thema Kindergarten und Schule klar. Kränzler sieht allerdings ganz klare Vorteile in einer Region wie dem Donau-Ries-Kreis. "Wir haben viele mittelständische Unternehmen, aber auch Global Player, die ständig auf der Suche nach Arbeitskräften sind", sagt Kränzler. Arbeit zu finden, sei also weniger das Problem. Schulen und Kindergärten seien an sich auf der Höhe der Zeit und Vereine gestalten viele Angebote, die Integration möglich machen. "Das ist ein großes Glück", sagt Kränzler.

    Größte Herausforderung sei es jetzt, die Kinder in den Kindergärten, Krippen und Schulen unterzubringen ohne das System zu überlasten. Und dann dürfte man auch nicht vergessen, dass es die Menschen von Krieg und Flucht traumatisiert sind. "Ich denke, wir können uns nur im Entferntesten vorstellen, welche psychischen und physischen Belastungen eine Flucht mit sich bringt", sagt Kränzler. Es sei deshalb schon jetzt zu organisieren, wie in Vereinen, Jugendgruppen, aber eben auch in Kindergärten und Schulen geholfen werden kann.

    Auch persönlich berühren Kränzler die Bilder der Menschen, die in U-Bahn-Schächten in Kiew leben, oder aus der ausgebombten Stadt Mariupol. "Das darf einen nicht kalt lassen." Sie selbst versuche, beim Sport mal abzuschalten, ist aber überzeugt: "Das, was wir tun können, um den Menschen zu helfen, das sollten, das müssen wir auch tun."

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