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Landkreis Donau-Ries: Die Freiheit kehrt langsam zurück

Landkreis Donau-Ries

Die Freiheit kehrt langsam zurück

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    Nicht überfüllt, aber längst auch nicht mehr so menschenleer wie zwischen Mitte März und Ende April zeigt sich dieser Tage die Donauwörther Reichsstraße. Die Menschen nutzen die zugelassenen Lockerungen, auch wenn die Corona-Pandemie leider noch nicht ausgestanden ist.
    Nicht überfüllt, aber längst auch nicht mehr so menschenleer wie zwischen Mitte März und Ende April zeigt sich dieser Tage die Donauwörther Reichsstraße. Die Menschen nutzen die zugelassenen Lockerungen, auch wenn die Corona-Pandemie leider noch nicht ausgestanden ist. Foto: Susanne Klöpfer

    Das Leben kehrt zurück in die Innenstädte – und das teils schon wieder recht geschäftige Treiben in Donauwörths Reichsstraße mag ein wenig darüber hinwegtäuschen, dass sich die Stadt ebenso wie die Republik noch immer einer Pandemie ausgesetzt sieht. Aber angesichts der nach und nach seitens der Landes- und Bundesregierung ausgesprochenen Lockerungen – vor allem für den wirtschaftlichen Bereich – ist „draußen“, außerhalb der eigenen vier Wände, zumindest wieder etwas mehr Freiheit spürbar. Doch zweifellos hat sich einiges geändert.

    Viele Menschen entlang der Donauwörther Reichsstraße unterwegs

    Die Änderungen sind da. Von außen betrachtet füllen sich die Fußwege. Zum Beispiel in Donauwörth. Entlang der Reichsstraße sind am Mittwoch viele Menschen unterwegs, um Besorgungen zu machen oder in der Mittagspause frische Luft zu schnappen. Doch das typische Bummeln bei Sonnenschein, das findet kaum statt. Ziellosigkeit ist dieser Tage nicht angesagt, auch wenn man seit gestern keinen „triftigen Grund“ mehr vorweisen muss, Haus und Hof verlassen zu haben.

    Zielgerichtetes Einkaufen, kein Bummeln

    Buchhändler Nicolas Greno bestätigt das: „Die Kunden kommen sehr gezielt. Es wird kaum geschmökert, Bummeln findet nicht statt.“ Doch der Buchhändler merkt auch, dass die Menschen hungrig nach jedem Stück Freiheit sind und die Lockerungen dankbar annähmen: „Viele haben nach dem Lockdown einfach Nachholbedarf – und Lesen ist auch die ideale Ablenkung. Auch meine Kinder lesen jetzt wieder mehr.“ Die Lektüre eines guten Buches sorge für die nötige Ruhe in dieser angespannten Zeit.

    Darüber hinaus sei er natürlich froh, dass es jetzt für die Innenstadthändler nach den endlos erscheinenden sechs Wochen auch wirtschaftlich wieder bergauf gehe. Grenos Bilanz der ersten zehn Tage nach Ende des Lockdowns für sein Geschäft: „Die Umsätze haben eigentlich wieder normales Niveau – und das seit dem ersten Tag der Öffnung.“ Auch wenn Greno in der Shutdown-Zeit weiter via Internet verkaufen konnte und seine Kunden belieferte, die Einbußen lägen bei gut 50 Prozent. Im Gegensatz zu Kollegen aus anderen Branchen steht er damit aber noch gut da.

    Neun Kunden dürfen sich auf einmal in seinem Laden aufhalten, Desinfektionsmittel stellt der Inhaber bereit, auf Abstandsregeln wird hingewiesen. Doch die seien kaum notwendig, sagt Greno – die Kunden hielten sich „unglaublich diszipliniert“ an die Regeln zur Distanz: „Ich musste bisher kein einziges Mal auf die Regeln hinweisen, es gibt auch kein Gemeckere.“

    Britzelmeir: Hoffentlich keine Rabattschlachten

    Modehändler Florian Britzelmeir, der sein Geschäft in Rain unlängst wieder aufmachte, zeigt sich „angesichts der Umstände zufrieden“ mit dem Umsatz seit Wiedereröffnung. Doch klar sei auch: „Die sechs Wochen fehlen.“ Es gebe in seiner Branche eigentlich nicht mehr nur vier jahreszeitgemäße Kollektionen, sondern bis zu zwölf Kollektionen im Jahr. Diese Ware werde drei bis fünf Monate im Voraus bestellt, die Aprilkollektion hätten die Lieferanten aufgrund der Beschränkungen zunächst eingelagert. Nun treffe diese Kleidung nach und nach ein – und das nächste Sortiment ebenfalls. Dennoch hofft Britzelmeir, dass es nicht zu Rabattschlachten in der ohnehin angeschlagenen Branche kommt: „Es kann nicht unser Bestreben sein, alles zu verramschen.“ Der Betrieb müsse funktionieren, das Geschäft wirtschaftlich sinnvoll laufen, vor allem nach dem langen Lockdown.

    Britzelmeir bot während der Ladenschließung online Gutscheine an, die nun eingelöst werden können. Doch von einem Tag auf den anderen einen Onlinehandel aus dem Hut zu zaubern, das sei nicht möglich gewesen. Er zeigt sich skeptisch, ob beides parallel gleich gut geht – online und stationär. Greno hingegen sieht eine deutliche Tendenz, dass das Digitale gerade auch bei den Händlern vor Ort eine künftig gewichtigere Rolle spielen werde und müsse: „Die Menschen haben beim Shutdown gesehen, dass sie bei Paketlieferungen und Bringdiensten auch auf ihre Händler vor Ort zurückgreifen können.“

    Lesen Sie hierzu den Kommentar: Eine harte Prüfung für alle

    City Initiative hofft, dass Bringdienste erhalten bleiben

    Christiane Kickum von der City Initiative Donauwörth (CID) hofft, dass jene Dienstleistungen wie beispielsweise die Bringdienste auch nach Corona erhalten bleiben – mit diesem Service könnten die regionalen Händler deutlich punkten und gegenüber dem Onlinehandel aufholen. Was sich keiner dieser Tage ausmalen mag, das wäre ein zweiter Shutdown. „Dann wird es eng“ – das äußern Greno, Britzelmeir und Kickum unisono. Keine Frage: Die Händler gehen nach den Schließungen regelrecht auf dem Zahnfleisch.

    Doch ein Blick auf den Countdown der CID im Internet zu den Wiedereröffnungen birgt Hoffnung: Bislang sind 222 von 264 gelisteten Geschäften wieder geöffnet.

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