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Landkreis Donau-Ries: Krieg in der Ukraine dauert an, doch der Landkreis beendet den "Krisenmodus"

Landkreis Donau-Ries

Krieg in der Ukraine dauert an, doch der Landkreis beendet den "Krisenmodus"

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    Notunterkunft Ukrainer Krieg Flüchtlinge  Notunterkunft Ukraine Neudegger Sporthalle Donauwörth
    Notunterkunft Ukrainer Krieg Flüchtlinge Notunterkunft Ukraine Neudegger Sporthalle Donauwörth Foto: Barbara Wild

    Landrat Stefan Rößle hat eine Krise für beendet erklärt. Gemeint ist: Die Folgen des Angriffskrieges gegen die Ukraine für den Landkreis Donau-Ries sind mittlerweile gut zu handhaben. Sechs Monate nachdem die ersten Flüchtlinge im und auch das ehemalige Blumenhotel in Rain sind Geschichte. Die Sporthallen stehen ab sofort wieder den Vereinen und Schulen zur Verfügung.

    Anfang März war der Landkreis wie ganz Bayern in den Katastrophenfall gewechselt. Erst Corona, dann Ukraine. Rößle zog Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen ab und bildete eine sogenannte Koordinierungsgruppe. Geleitet wurde sie von Maria Kränzler. Schon bei Corona wählte er dieses Vorgehen.

    Die Ukraine-Krise im Landkreis Donau-Ries begann mit Zuweisungschaos

    Inhaltlich ging es nicht nur um die Frage, wo die Menschen untergebracht werden sollen, sondern auch um die zahlreichen Organisationsaufgaben, die mit der Versorgung und weiteren Betreuung verbunden waren. Ein wichtiger Teil war es das Netzwerk an beteiligte Rettungsorganisationen und Ehrenamtlichen zu knüpfen. Stetige Information - auch zu den Bürgermeistern und politischen Amtsträgern war die Aufgabe der Gruppe.

    Dabei strandeten die Menschen, meist nur mit einem einzigen Koffer, deutlich langsamer und unkoordinierter als erwarten. Es herrschte Zuweisungschaos. So wurden dem Landkreis zwei Busse mit 100 Personen aus Berlin für die Abendstunden des 22. März angekündigt. Später hieß es, dass es doch nur ein Bus sei. Nach Mitternacht kamen dann exakt elf Personen an. Das sorgte nicht nur für Frust bei allen, die sich vorbereitet hatten. Landrat Stefan Rößle sprach daraufhin einen Aufnahmestopp für den Landkreis aus, solange die Verteilung der Schutzsuchenden so schlecht geregelt war. Besser wurde es erst, als die Bustransfers über die Regierung von Schwaben gesteuert wurden.

    Anfangs ging es einfach nur darum, den Menschen aus der Ukraine ein Bett zu bieten. Doch damit war es bei Weitem nicht getan.
    Anfangs ging es einfach nur darum, den Menschen aus der Ukraine ein Bett zu bieten. Doch damit war es bei Weitem nicht getan. Foto: Barbara Wild

    Vier Wochen nach Beginn des Angriffskrieges waren 1000 Flüchtlinge, meist ukrainische Frauen mit ihren Kindern, im Landkreis angekommen. Ende Mai waren es knapp 1300 und damit weit mehr als laut Verteilungsquote vorgesehen war. Da Unterkünfte für Asylsuchende an sich schon knapp sind im Kreis, verschärfte sich die Lage. Die kreiseigene Stauferhalle in Donauwörth wurde vorbereitet, später die Neudegger Sporthalle. Das ehemalige Blumenhotel in Rain konnte für hunderte Ukrainerinnen und Ukrainer ein ansprechendes Zuhause auf Zeit werden. Heute leben nach Angaben des Landratsamtes 1142 vor dem Krieg Geflohene in der Region.

    Im Amt forderte das alles vor allem die Ausländer- und Sozialbehörde. Kräfte aus anderen Abteilungen wurden abgezogen, was wiederum das bisherige Tagesgeschäft erschwerte. Sogar Beamte der Polizei Donauwörth, Rain und Nördlingen halfen, die Personalien zu erfassen. Anfangs glaubte man im Landratsamt mindestens 15 weitere Mitarbeitende zu benötigen, doch Bewerber gab es kaum. Aus heutiger Sicht sei "eine Anpassung des Stellenplans 2022 nicht erforderlich". Derzeit gäbe es allerdings nach wie vor eine Antragsflut für das Jobcenter, weil ja die Ukrainer seit Juni Arbeitslosengeld erhalten. Doch auch das Ausländeramt hat noch viel zu tun, denn die wenigsten Ukrainer haben Pässe. Diese über das Generalkonsulat in München zu erhalten dauere Monate.

    Vor der Neudegger Sporthalle wurde eilends alles hergerichtet, dass dort hunderte Ukrainer unterkommen konnten.
    Vor der Neudegger Sporthalle wurde eilends alles hergerichtet, dass dort hunderte Ukrainer unterkommen konnten. Foto: Barbara Wild

    Ukraine-Hilfe im Landkreis Donau-Ries: Ohne Ehrenamtliche wäre es nicht gegangen

    Von Beginn an meldeten sich zahlreiche Landkreisbürgerinnen und -bürger, die in vielfältiger Weise unterstützen wollten. Ob Dolmetscher, Helfer beim Behördengang oder Angebote für Deutschunterricht - insgesamt meldeten sich über 110 Personen. Auch die Spendenbereitschaft innerhalb der Bevölkerung war groß. „Ohne diese engagierten Mitmenschen aber auch die Personen, die Wohnraum zur Verfügung gestellt haben und jene, die bei der Versorgung und Organisation der Notunterkünfte geholfen haben, hätte unser Landkreis diese Herausforderung so nicht stemmen können“, ist sich Landrat Rößle sicher.

    145 Privatwohnungen wurden an das Landratsamt gemeldet, davon sind 65 vermietet. Teilweise wollten die Ukrainer nicht aufs Land, teilweise zogen auch die Eigentümer ihr Angebot wieder zurück. Einige Geflohene kamen direkt bei Bekannten unten, verließen den Landkreis wieder - in die Heimat oder irgendwo in Deutschland oder Europa.

    Wartet schon der nächste "Krisenmodus"?

    Abschließend zieht Landrat Stefan Rößle folgendes Fazit: „Die Ukraine-Krise mit sehr vielen Kriegsflüchtlingen hat auch den Landkreis Donau-Ries in vielen Bereichen massiv gefordert." Auch wenn die Zukunft hier ungewiss sei, sei es angebracht den Krisenmodus zu beenden. "Ich hoffe, dass mit der Klima- und Energiekrise nicht bald schon wieder auf (fene/pm)

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