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Landkreis Donau-Ries: Bauern im Landkreis: "Wir legen das Land lahm, weil es uns reicht"

Landkreis Donau-Ries

Bauern im Landkreis: "Wir legen das Land lahm, weil es uns reicht"

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    Ein Konvoi von Schleppern fährt hupend am Landratsamt in Donauwörth vorbei: Diese Szene gab es vor wenigen Tagen zum dritten Mal in Folge zu sehen.
    Ein Konvoi von Schleppern fährt hupend am Landratsamt in Donauwörth vorbei: Diese Szene gab es vor wenigen Tagen zum dritten Mal in Folge zu sehen. Foto: Barbara Würmseher

    Nach außen hin wirkt die Lage derzeit entspannter als noch in der Woche vor Heiligabend, als die Bauern mehrfach mit Parolen, Bannern, Reden und Traktoren lautstark auf die Straße gegangen sind, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Doch der Schein trügt: Es ist lediglich die Ruhe vor dem Sturm. Hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. Landwirte in der ganzen Republik rüsten sich zum Aufstand und auch im Landkreis Donau-Ries herrscht Entschlossenheit, mit weiteren Aktionen gegen die Beschlüsse der Bundesregierung massiv Widerstand zu leisten. Rund 1500 Mitglieder hat die WhatsApp-Gruppe, in der sich die Landwirte aus der Region aktuell über ihr weiteres Vorgehen abstimmen. Dort laufen "die Drähte heiß".

    "Wir legen das Land lahm, weil es uns reicht", gibt Karlheinz Götz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, auf Anfrage unserer Redaktion die kollektive Stimmung derzeit wieder. Er selbst bewirtschaftet mit seiner Frau und seinen fünf Kindern einen Vollerwerbsbetrieb in Birkhausen und ist stolz auf die Landwirtschaft, insbesondere auf die tägliche Arbeit der Bäuerinnen und Bauern im ländlichen Raum. 

    Karlheinz Götz: "Wir sollten gemeinsam für Veränderungen aufstehen!"

    Diesmal jedoch geht es nicht mehr allein um diesen einen Berufsstand. Die Landwirte wollen auch andere dafür gewinnen, mit ihnen zusammen an einem Strang zu ziehen. Es geht ihnen um Berufszweige, die der Landwirtschaft nahe stehen und in der Konsequenz ebenfalls betroffen sind von aktuellen Sparplänen zur Konsolidierung des Bundeshaushalts beziehungsweise von der Bundespolitik insgesamt. "Wir wollen Metzger, Bäcker, Handwerksbetriebe, Transportgewerbe, also vor- und nachgelagerte Bereiche der Landwirtschaft und weiterverarbeitende Betriebe mit ins Boot holen", sagt Karlheinz Götz. "Und wir wollen auch andere Bürger aufrütteln, denn der Frust über die Bundesregierung ist allgemein groß. Wir sollten gemeinsam für Veränderungen aufstehen, damit die Politiker endlich aufwachen."

    Die Kreisverbände Donau-Ries und Dillingen des Bayerischen Bauernverbandes demonstrierten vor Weihnachten im Donauwörther Ried.
    Die Kreisverbände Donau-Ries und Dillingen des Bayerischen Bauernverbandes demonstrierten vor Weihnachten im Donauwörther Ried. Foto: Barbara Würmseher

    Der Startschuss für eine ganze Aktionswoche soll am 8. Januar erfolgen. Ganz konkret will Karlheinz Götz nicht werden. Es wird auch Kampagnen in Donauwörth und Nördlingen geben, doch wie diese aussehen, dazu hält er sich bedeckt. Allerdings werden die Protestierenden aus dem Donau-Ries-Kreis sich auch aufmachen zu Großdemonstrationen nach München (8. Januar), Augsburg (10. Januar), Nürnberg (12. Januar) und Berlin (15. Januar). Unterwegs werde es ob der Mengen an Fahrzeugen sicher zu Verkehrsbehinderungen kommen, so Götz. Auch beim "Kalten Markt", dem historischen ehemaligen Vieh- und Pferdemarkt im württembergischen Ellwangen, wollen die Bauern geballt zugegen sein, um die Anwesenheit von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zu nutzen und dort ihrer Empörung Luft zu machen.

    Wie Götz beschreibt, seien die jüngsten Sparmaßnahmen bezüglich des Agrardiesels und der Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. "Unsere Arbeit erfährt durch die Politik nicht die Anerkennung, die wir verdienen und die sie in der Bevölkerung durchaus hat." Die Bundespolitik habe lediglich Lippenbekenntnisse und schöne Worte, "aber jedes Jahr werden uns neue Belastungen aufgedrückt." Götz nennt die Düngeverordnung als eines von vielen Beispielen. "Sie fassen Beschlüsse und wir müssen sie ausbaden. Aber inzwischen brennt die Hütte und es schwelt im Untergrund."

    Götz: "Wir sind eine geschlossene Mannschaft, die nur auf das Kommando wartet!"

    Die Landkreis-Funktionäre des Bauernverbands haben sich inzwischen mit der Landtagsabgeordneten Eva Lettenbauer sowie den Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange und Christoph Schmid getroffen und Gespräche geführt. Hat es dabei einen Konsens gegeben? "Viele Politiker verstehen uns schon", hat Götz den Eindruck, "haben dennoch andere Ansichten. Aber von ihren Argumenten können wir nicht runterbeißen. Während Corona galten wir noch als systemrelevant. Jetzt gehen wir vor die Hunde." Jedem Betrieb würden durch die geplanten Streichungen enorme Gelder fehlen.

    "Vielen ist gar nicht bewusst, wie viel die Landwirtschaft für die Nahrungssicherung leistet", so Götz weiter. "Wir halten die Lebensmittelversorgung aufrecht und sorgen damit auch ein Stück weit für den Frieden. Dennoch bringt man unseren Berufszweig in eine solche Lage, in der viele keine Aussicht mehr haben und aufhören, spätestens in der nächsten Generation."

    Auf all diese Nöte wollen die Landwirte nun also flächendeckend und fortwährend aufmerksam machen. "Wir sind eine geschlossene Mannschaft, die nur auf das Kommando wartet", beschreibt Götz. "Unser Zusammenhalt ist stärker denn je. Und wenn nichts passiert, dann gehen wir auch noch länger auf die Straße ..."

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