Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Donau-Ries: Migration: Müssen im Donau-Ries-Kreis bald wieder Turnhallen belegt werden?

Landkreis Donau-Ries

Migration: Müssen im Donau-Ries-Kreis bald wieder Turnhallen belegt werden?

    • |
    Szene vor der Ausländerbehörde im Landratsamt des Kreises Donau-Ries in Donauwörth. Ein Bus mit Ukrainerinnen und Ukrainern ist angekommen.
    Szene vor der Ausländerbehörde im Landratsamt des Kreises Donau-Ries in Donauwörth. Ein Bus mit Ukrainerinnen und Ukrainern ist angekommen. Foto: Thomas Hilgendorf

    Die Flure sind nicht mehr ganz so voll wie sie es einst waren im Haupthaus des Landratsamtes in Donauwörth. Das liegt nun nicht daran, dass es weniger zu tun gäbe in der Ausländerbehörde im Erdgeschoss des Fuggerhauses. Ganz im Gegenteil: Die zu bearbeitenden Fälle sind inzwischen merklich mehr als zu Hochzeiten der Flüchtlingskrise. Vom jüngsten Migrationsgipfel in Berlin hatte sich die Behördenleitung indessen zwar "mehr erhofft", aber, wie Johann Stark sagt, "eigentlich nichts erwartet". Mehr Geld allein helfe kaum, den Nöten hier vor Ort gerecht zu werden.

    Der Grund, weshalb es im lang gezogenen, etwas düsteren Gang weniger lebhaft zugeht als in den Krisenjahren 2015 und 2016, er liegt schlicht und ergreifend darin, dass es jetzt weiter vorne eine Art Schleuse gibt. Eine Rezeption, an der ein Sicherheitsdienst den Zugang regelt. Das ist wegen des an manchen Tagen mehr als regen Parteiverkehrs, wie es im Behördendeutsch heißt, mittlerweile nötig. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Mitarbeitenden der hiesigen Ausländerbehörde von einst neun auf aktuell 30 angewachsen - alleine diese Zahl beschreibt den Migrationsdruck auf den Kreis Donau-Ries recht eindrücklich.

    Flüchtlinge: Die Notunterkunft Riedlingen konnte in letzter Sekunde helfen

    "Es ist immer auf Kante genäht", beschreibt Behördenleiter Stark die Lage. Vor Ostern musste das Blumenhotel in Rain, das über mehrere Monate zum wiederholten Male als Notunterkunft diente, geräumt werden. Auffangen konnte die Kreisverwaltung die meisten der über 180 in Rain beherbergten Ukrainer wie berichtet in einem alten Gewerbebau im Donauwörther Stadtteil Riedlingen. Seitdem herrscht wieder enorme Unsicherheit in der Ausländerbehörde, die sowohl für die Notunterbringung der ukrainischen Flüchtlinge (die nicht unter die Asylregelung fallen) als auch für die Beherbergung der "klassischen" Asylsuchenden zuständig ist. 

    Kriegsflüchtlinge als auch Asylsuchende werden in der Ausländerbehörde des Landratsamtes in Donauwörth registriert und auf die knappen Notunterkünfte im Landkreis Donau-Ries verteilt.
    Kriegsflüchtlinge als auch Asylsuchende werden in der Ausländerbehörde des Landratsamtes in Donauwörth registriert und auf die knappen Notunterkünfte im Landkreis Donau-Ries verteilt. Foto: Thomas Hilgendorf

    Zum Bereich Asyl ist seit gut 15 Monaten jener der Kriegsflüchtlinge dazu gekommen - was sich klar in den regionalen Zahlen widerspiegelt: Das Jahr 2015 markierte bislang einen Höhepunkt bei den Zuweisungszahlen - 1243 Asylsuchende kamen damals in den Landkreis Donau-Ries. In den Folgejahren ging diese Zahl merklich zurück, etwa auf jeweils knapp 200 in den Jahren 2017 und 2018. Im ersten Jahr des Ukraine-Krieges, 2022, lag die Zahl bei 1922 Zuweisungen - ein Rekordwert. 

    Davon kommt der überwiegende Teil aus dem ukrainischen Kriegsgebiet, allerdings sei auch die Zahl der Asylbewerber aus anderen Weltregionen inzwischen wieder ansteigend, wie Stark und Teamleiter Michael Dinkelmeier erklären: Syrien, Irak, Afghanistan, Türkei, aber auch afrikanische Staaten wie Gambia stehen oben auf der Liste der Herkunftsstaaten.

    Wohnraummangel als Kernproblem bei Migration im Kreis Donau-Ries

    Kernproblem bei dem Versuch, Ordnung in die angespannte Lage zu bekommen, ist indessen nach wie vor die Frage der Unterbringung. Eigentlich sind alle Unterkünfte voll. Knapp 100 Plätze stehen derzeit zur Verfügung, davon die meisten in der Notunterkunft in Riedlingen. Doch die Situation kann sich stündlich ändern, wenn die Regierung von Schwaben Busse losschickt in die Landkreise. Für Freitag ist einer für den Kreis Donau-Ries angekündigt; 45 Ukrainerinnen und Ukrainer müssen dann schnell ein Dach über dem Kopf bekommen. "Jetzt kann noch genau ein Bus kommen, bis wieder alles belegt ist", rechnet Stark vor. 

    Die Wohnraumsuche gerierte zur Sisyphusaufgabe: "Es wird immer mal wieder etwas frei, weil die ukrainischen Flüchtlinge selbstständig nach Wohnungen suchen dürfen und das auch wirklich tun", erläutert Stark. Dennoch: Es sei auffällig, dass inzwischen einige Kriegsflüchtlinge, die gleich am Anfang des Krieges privat untergekommen sind, ihre Mietverhältnisse nicht mehr verlängert bekommen. 

    Dann sei der Landkreis in der Pflicht, "zur Vermeidung von Obdachlosigkeit" - eine Aufgabe, die eigentlich bei den Kommunen läge, die aber im Falle der Ukrainer auf die Kreise übertragen wurde. Summa summarum: Es fehlt hinten und vorne an Wohnungen im gesamten Landkreis.

    Kommt es im Landkreis Donau-Ries wieder zu Turnhallenbelegungen?

    Auch deshalb steht die Kreisverwaltung stets kurz davor, wieder Feldbetten in größeren Sporthallen aufzustellen. "Wir wollen das wirklich nicht tun müssen", betont Teamleiter Dinkelmeier - im Notfall werde es aber nicht anders gehen. Mit diesen Alltagsrealitäten im Hintergrund lächeln Stark und Dinkelmeier diplomatisch über das, was auf dem Berliner Migrationsgipfel diese Woche als Ergebnisse festgehalten wurde. 

    Eine Milliarde mehr für die Länder bei der Bewältigung des Migrationsdrucks - Landrat Stefan Rößle sieht hierin eher den berühmten Tropfen auf dem heißen Stein. Geld allein schaffe noch längst keinen Wohnraum, insistiert Rößle. Er rechne mit einer Zuwendung von etwa 1,5 Millionen Euro zusätzlich für den Landkreis Donau-Ries. Das helfe vielleicht beim "Defizitausgleich" im Bereich Migration, sprich: bei den Kosten, die durch laufende Integrationsmaßnahmen anfielen und noch abzutragen seien - "aber es bringt nichts beim großen Thema Wohnraum".

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden