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Kommentar: Unbequeme Realitäten der Migration ansprechen

Kommentar

Unbequeme Realitäten der Migration ansprechen

Thomas Hilgendorf
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    Beispiel unbegleitete minderjährige Asylbewerber: Die Landkreise kommen an ihre Grenzen dieser Tage.
    Beispiel unbegleitete minderjährige Asylbewerber: Die Landkreise kommen an ihre Grenzen dieser Tage. Foto: Uli Deck, dpa (Symbolbild)

    Sie kommen aus Ländern, in denen es wohl um einiges härter zugeht als gemeinhin in Deutschland. Sie sind jung, manchmal noch fast Kinder. Unbegleitete minderjährige Asylbewerber werden sie im Amtsdeutsch gewohnt kompliziert genannt – und kompliziert sind auch die Lage und der richtige Umgang mit der Thematik Migration. 

    Als Minderjährige stehen alle Menschen in unserem Land auch unter dem besonderen Schutz des Staates. Eine soziale Errungenschaft eigentlich, möchte man meinen. Der Staat wiederum und dessen Organe sind nicht für die seit Jahren in starken Wellenbewegungen stattfindende Situation im Migrationsbereich ausgelegt, weder personell noch finanziell. Das lässt sich dieser Tage hautnah im Landkreis Donau-Ries beobachten. Der ist zwar kein unmittelbar betroffener Grenz-Landkreis, aber über einen Schlüssel bekommt er ein Kontingent an jungen und jüngsten Asylbewerbern zugewiesen, die eigentlich rund um die Uhr betreut werden müssten. Das kann das Landratsamt mit seinen Mitarbeitern sowie auch die sozialen und kirchlichen Trägerverbände schon länger nicht mehr leisten mit ihren Ressourcen. Es ist ein stetes Arbeiten am Limit, das permanentes Improvisieren erfordert. 

    Mehr Realpolitik in der Migrationsdebatte

    Das ist eine unbequeme Wahrheit, die aber bei der Analyse der momentanen Migrationsbewegungen auch mit dazu gehört. Eine echte Integration junger Menschen ist nur mit viel Personal, Zeit sowie einem klar und gut vermittelten Wertegerüst möglich. An allem hapert es hierzulande mittlerweile leider. Man sollte hoffen und beten, dass das alles gutgeht. Politisch muss darüber hinaus endlich um einen allseits gangbaren Weg auf dem Feld der Migration gerungen werden. Ohne verquere Ideologien von Rechts- und Linksaußen, ohne jenen eklig-kreischenden Populismus und ohne die wenig hilfreichen Scheuklappen – es geht um einen wertebasierten Weg, der auch stets an den hiesigen Realitäten orientiert ist. Ein simpel-naives "Wir schaffen das", bloß aus dem behaglichen Kämmerlein heraus gesprochen, das reicht nicht. Etwas mehr gesellschaftlich-politische Ehrlichkeit und Nüchternheit wären vielleicht manchmal hilfreich. Mehr Mitte. Doch all das scheint weit weg in diesen stark polarisierten Zeiten.

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