Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Demos im Kreis Donau-Ries: Die Mehrheit ist aufgestanden

Kommentar

Demos im Kreis Donau-Ries: Die Mehrheit ist aufgestanden

Thomas Hilgendorf
    • |
    Rund 5000 Menschen kamen am Sonntagnachmittag zu einer Demonstration gegen Hass und Hetze nach Donauwörth.
    Rund 5000 Menschen kamen am Sonntagnachmittag zu einer Demonstration gegen Hass und Hetze nach Donauwörth. Foto: Wolfgang Widemann

    Die Demos in Donauwörth und Nördlingen waren Erfolge. Sie haben es geschafft, ein sehr breites Spektrum der Zivilgesellschaft auf die Straßen und Plätze der zwei größten Städte im Kreis Donau-Ries zu bringen. Es waren damit keine klassischen Klientel-Demos, nein, ein Querschnitt der Bevölkerung zeigte Gesicht und Flagge gegen politischen Hass.

    Es war beispielsweise richtig und wichtig, dass die Demo in Donauwörth nicht platt "gegen rechts" tituliert wurde, sondern "gegen Hass und Hetze" an sich gerichtet war. Eine zu einseitige Schlagseite würde zu kurz greifen. Es kann nicht darum gehen, eine legitime Seite des politischen Spektrums gesellschaftlich auszugrenzen. Dieses Spektrum umfasst nun einmal die linke wie auch die rechte Seite - und die Mitte dazwischen. 

    Es ist nur fair zu sagen: Rechts ist nicht gleich rechtsextrem

    Es gibt zudem Nuancen: die bürgerliche und die konservative Mitte, linksliberal, liberal, liberalkonservativ, Mitte-links, ökologisch-links, ökologisch-konservativ und Mitte-rechts. Auch wenn es abgedroschen klingen mag - es ist wohl fair und deshalb angebracht zu sagen: "Rechts" und insbesondere "rechts der Mitte" ist nicht gleich rechtsextrem. Das haben viele Menschen erkannt im Landkreis Donau-Ries, im Gegensatz zu Organisatoren vereinzelter Kundgebungen andernorts, wo man selbst bürgerliche und konservative Sprecher gar nicht zu Wort kommen lassen wollte. Hier war es richtigerweise anders.

    Icon Galerie
    102 Bilder
    Rund 5000 Menschen nehmen in Donauwörth an einer großen Demonstration für Demokratie und gegen Rechts teil.

    Die Grenze zum Extremismus liegt allem voran dort, wo freiheitliche Verfassungen zur Disposition stehen, wo Hass und Hetze als legitime Mittel der Politik gelten. Wo Menschenverachtung propagiert, die Würde des Menschen untergraben wird - und Menschenleben letztlich nichts mehr zählen. 

    Die Grenze liegt in der Achtung der Menschenwürde

    In Donauwörth wie zuvor in Nördlingen war klar: Jenen Hass, jene Hetze, die man derzeit aus rechtsextremistischen Kreisen tönen hört, das wird von der Mehrheit nicht mehr hingenommen. Bei aller legitimen Kritik an aktueller Politik, es gibt Grenzen. Und eine solche liegt in der grundsätzlichen Achtung des Mitmenschen, gleich wo dieser herkommt. Das ist zudem Teil unserer christlichen Prägung, es ist unsere Verfassungstradition nach 1945, es ist bundesrepublikanischer Auftrag. Gerade weil wir aus den schrecklichen Fehlern der Vergangenheit lernen sollten, anstatt die dunklen Kapitel der Historie zu vergessen, wie es das Publikum aus dem rechtsextremen Milieu gerne hätte.

    Icon Galerie
    81 Bilder
    Tausende Bürgerinnen und Bürger demonstrieren in Nördlingen. Die Redner warnen, erinnern an die NS-Diktatur. Unser Fotograf hat die Impressionen eingefangen.

    In Donauwörth und Nördlingen war die Breite der Gesellschaft gemeinsam auf der Straße. Und das diesmal nicht nur zum Feiern. Ein gutes Gefühl ob jener Spaltungen und Polarisierungen, welche zuletzt von den Rändern her betrieben worden waren. Die oftmals schweigende Mehrheit ist jetzt hör- und sichtbar aufgestanden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden