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Kommentar: Asyl und Migration im Kreis Donau-Ries: Was schaffen wir?

Kommentar

Asyl und Migration im Kreis Donau-Ries: Was schaffen wir?

Thomas Hilgendorf
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    Ein Bus mit 45 Ukrainern ist am Freitag vor dem Landratsamt in der Donauwörther Pflegstraße angekommen. Die Kriegsflüchtlinge werden registriert und auf die knappen Notunterkünfte im Landkreis Donau-Ries verteilt.
    Ein Bus mit 45 Ukrainern ist am Freitag vor dem Landratsamt in der Donauwörther Pflegstraße angekommen. Die Kriegsflüchtlinge werden registriert und auf die knappen Notunterkünfte im Landkreis Donau-Ries verteilt. Foto: Thomas Hilgendorf

    Wer sagt, in dem komplizierten Feld Asyl, Flucht und Migration gebe es einfache Lösungen, der hat entweder keinen Verstand, kein Herz oder beides nicht. Oder es hapert zumindest an der politischen Zurechnungsfähigkeit. Weder das Mantra "Zäune hoch!" noch die Parole "Alle rein!" ist realpolitisch haltbar geschweige denn moralisch zu vertreten. Indessen stünde eines weit oben auf der Agenda: eine notwendige Differenzierung. Wer ist angesichts begrenzter Kapazitäten bleibeberechtigt? Daran knüpft sich, auch wenn sie nicht angenehm sein mag, die Frage: Wer muss zurück? Und: Wie soll das gehen? 

    Unzweifelhaft steht fest: Die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine müssen aufgenommen werden. Ein Land in der europäischen Nachbarschaft wurde angegriffen, wird tagtäglich bombardiert, Kinder verschleppt, Frauen vergewaltigt. Wer hier herumdiskutiert, dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen. Wenn Nachbars Haus brennt, darf man nicht zusehen.

    Fakt ist: Es fehlt im Kreis Donau-Ries an Wohnraum, an Personal - irgendwie an fast allem

    Nun ist es so, dass die Ukraine nicht der einzige Krisenherd ist. Deswegen muss es endlich ein funktionierendes System der Asylantragstellung bereits in den Herkunftsländern, beziehungsweise deren Anrainerstaaten geben - parallel verlässliche Rückführungsabkommen mit Sicherheitsgarantien für die Abgeschobenen, eine Win-Win-Wirtschaftsförderung vor Ort. Das bedeutet Arbeit auf den höchsten Ebenen, es kostet Geld, viel Geld. Momentan aber kommt die Hauptbelastung in Sachen irreguläre Migration "unten" an, an der Basis der Landkreise und Kommunen. Die ächzen aufgrund mehrerer unguter Zustände: Es ist kaum Wohnraum da, es fehlt an Notunterkünften, es fehlt an Personal, an Kümmerern, es fehlt irgendwie hinten und vorne, so scheint´s. So kann Integration - was ja erst einmal nur ein Wort ist - kaum gelingen, jedenfalls wohl nicht in der Breite.

    Landrat Stefan Rößle drückt es noch milde aus, wenn er sagt, das Ganze muss irgendwo auch zu stemmen sein von einer Behörde und einer Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die zunehmend fragmentiert und aktuell nicht nur einen Kaufkraft-, sondern auch einen lange nicht dagewesenen Werteverlust erlebt. Die Herausforderungen sind immens, die Hilferufe aus den Landkreisen laut. Die Antwort aus Berlin hingegen ist kaum hörbar. Gibt es überhaupt eine? Man darf es zumindest bezweifeln dieser Tage.

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