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Kaisheim/Niederschönenfeld: Wie Häftlinge in unseren Gefängnissen geimpft werden

Kaisheim/Niederschönenfeld

Wie Häftlinge in unseren Gefängnissen geimpft werden

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    In der JVA Kaisheim (im Bild) ist die Impfbereitschaft unter den Insassen aktuell überschaubar, in Niederschönenfeld sieht es etwas besser aus.
    In der JVA Kaisheim (im Bild) ist die Impfbereitschaft unter den Insassen aktuell überschaubar, in Niederschönenfeld sieht es etwas besser aus. Foto: Widemann

    Sechs Häftlinge der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kaisheim haben sich kürzlich an den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags gewendet und über coronabedingte Einschränkungen beschwert. Als probatestes Mittel, die Pandemie zu überwinden, sehen Experten das Impfen an. Die Möglichkeit, die Ansteckungsgefahr auf diese Weise zu minimieren, besteht in diesen Wochen sowohl für die Bediensteten als auch die Gefangenen in den Anstalten in Kaisheim und Niederschönenfeld. Jedoch: Bislang hat nur ein relativ kleiner Teil der Genannten ein Interesse daran.

    Ein Großteil der Bediensteten will die Impfung, bei den Häftlingen nur ein kleiner Teil

    Nach Auskunft der beiden JVA-Leiter Peter Landauer (Kaisheim) und Roland Retzbach (Niederschönenfeld) haben sich Personal und Insassen für Impfungen anmelden können. Ein Großteil der Bediensteten und ein kleinerer Teil der Häftlinge hätten mittlerweile auch die Gelegenheit zumindest für die Erstimpfung gehabt.

    Einige der gut 500 Häftlinge in Kaisheim fragten Landauer zufolge vor einigen Wochen gleich höchst interessiert nach, als das Angebot bekannt wurde. Mancher Gefangene sei schließlich bereits über 70 Jahre alt, mancher habe gewisse Vorerkrankungen.

    Gemäß der Bundesverordnung wurden die Häftlinge vom Impfzentrum Donau-Ries und den Anstaltsärzten in unterschiedliche Prioritätenkategorien eingeteilt. Dabei hätten sich in Kaisheim keine Impfwilligen mit „höchster Priorität“ ergeben. 36 seien es in der Kategorie „hohe Priorität“ gewesen. Sie erhielten inzwischen die erste Impfung. Anfang Juni steht die zweite an.

    Von den übrigen Gefangenen in Kaisheim haben sich dem Direktor zufolge 119 angemeldet. „Die Quote könnte besser sein“, zieht Landauer eine Zwischenbilanz. Man sei noch weit von einer möglichen „Herdenimmunität“ entfernt, die nach Meinung von Medizinern bei einer Impfquote von rund 70 Prozent erreicht wird.

    Von Herdenimmunität ist man im Kaisheimer Gefängnis noch weit entfernt

    Besser sehe es beim Personal in Kaisheim aus: „Das war schon sehr impffreudig.“ Alle, die es wollten, hätten schon mindestens die Erstimpfung gegen das Virus bekommen.

    Interessant: In den (vier) Anstalten, für die Peter Landauer verantwortlich zeichnet, sind die Quoten höchst unterschiedlich. Während in Kaisheim aktuell nicht einmal ein Drittel der Häftlinge an einer Spritze interessiert ist, sind es in der JVA Ingolstadt 86 Prozent. Dort sitzen freilich nur Insassen im offenen Vollzug ein. Sprich: Sie haben Freigang, können tagsüber die Anstalt zur Arbeit verlassen. In Kaisheim hingegen haben die meisten Gefangenen noch mehrere oder gar viele Jahre hinter Gittern vor sich.

    Etwas höher als in Kaisheim ist die Impfbereitschaft in der JVA Niederschönenfeld, teilt Retzbach mit. 75 von 181 Häftlingen – so der momentane Stand – wollen sich impfen lassen. Angesichts der Tatsache, dass zwei Drittel der Gefangenen in Niederschönenfeld Ausländer sind, sei manches schwerer zu vermitteln, so die Erfahrung. Jedoch geht Retzbach davon aus, dass die Zahl der Impfwilligen in nächster Zeit steigt. Schließlich würde eine Impfung auch Erleichterungen bei Besuchen und Freigängen mit sich bringen. Diese Erkenntnis werde sich bei manchem Häftling noch durchsetzen.

    In der JVA Niederschönenfeld hat das Personal zurückhaltend reagiert

    Insgesamt recht zurückhaltend habe in Niederschönenfeld bislang das Personal reagiert. Nur etwa die Hälfte der 160 Bediensteten habe an den bisherigen Impfterminen teilgenommen. Auch hier zeigt sich der Direktor optimistisch, dass sich weitere Interessierte melden.

    Peter Landauer macht klar: Solange die Corona-Ansteckungsgefahr recht hoch ist, gelte es weiterhin, alle Vorsichtsmaßnahmen aufrecht zu erhalten, um das Virus nicht in die Anstalt einzuschleppen. Die Einschränkungen in verschiedensten Bereichen gelten dem Direktor zufolge somit „unverändert fort – auch für die Geimpften“. Von größeren Corona-Ausbrüchen blieben die beiden Gefängnisse glücklicherweise verschont.

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