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Kaisheim-Gunzenheim: Wenn Kürbisse zu Kunstwerken werden

Kaisheim-Gunzenheim

Wenn Kürbisse zu Kunstwerken werden

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    Auch Schneewittchen findet sich als Kürbis wieder.
    Auch Schneewittchen findet sich als Kürbis wieder.

    Für die einen ist ein Kürbis einfach nur ein

    Zwölf Tage im Jahr aktiv

    Die 32-Jährige aus dem Kaisheimer Ortsteil Gunzenheim hat beim Anblick eines Exemplars der botanischen Gattung Cucurbita ganz andere Assoziationen. Ihre Augen tasten prüfend Form und Größe ab, ihre Hände fahren behutsam über die harte Schale. Ihr Blick sieht sofort Dinge, die anderen verschlossen bleiben. Melanie Ward (32) versteht sich auf die Kunst des Kürbis-Schnitzens. An etwa zwölf Tagen im Jahr ist sie intensiv damit beschäftigt, aus möglichst großen Unikaten meisterliche Kreationen zu fertigen.

    Von Innen erleuchtet

    „Man kann alles schnitzen“, sagt Melanie Ward, „es gibt nichts, was es nicht gibt. Es ist nicht unbedingt alles schön, aber es geht alles.“ Unter ihren Händen freilich entstehen ausschließlich bemerkenswerte Motive. Heuer sind es etwa der filigrane Kopf eines Tigers, das elegante Konterfei Audrey Hepburns, die bösen Clown-Fratzen aus den Horror-Filmen „Joker“ und „Es“ oder der zähnefletschende Skar aus „Der König der Löwen“. Faszinierend sind sie allesamt. Deutlich erkennbar und – von innen erleuchtet – voller dramatischer Effekte.

    Kleine Stichel, Mini-Sägen, Löffel und anderes Werkzeug mehr helfen der 32-Jährigen, dabei so präzise wie möglich zu Werke zu gehen. In je mehr Schichten sie arbeitet, umso plastischer werden die Ergebnisse.

    Gebürtige Amerikanerin

    Melanie Ward ist von klein auf mit der Kunst des Kürbis-Schnitzens aufgewachsen. Sie ist gebürtige Amerikanerin – das Kind einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters – und hat ihre beiden ersten Lebensjahre in Ukiah (Kalifornien) verbracht. Also in den USA, die das Brauchtum von Halloween so richtig bekannt gemacht haben. Doch auch als sie dann mit der Mutter zurück nach Deutschland ging, ist die Leidenschaft für Kürbisse geblieben. „Seit ich denken kann, haben wir Gesichter geschnitzt“, erzählt sie. „Ich verbinde damit immer Erinnerungen an meine Kindheit und das Gefühl von Familie.“

    Den ersten Anfängen ist sie freilich längst entwachsen. Längst sind aus den schlichten Gesichtern, wie man sie überall finden kann, formvollendete Artefakte geworden. Von Jahr zu Jahr hat sich Melanie Ward mehr Fähigkeiten angeeignet. Seit etwa 2011 hat sie sich darauf spezialisiert, richtig schwere Motive umzusetzen. Und natürlich sind diese Fähigkeiten auch nicht unbemerkt geblieben. „Begonnen hat es damit, dass ein Arbeitskollege bei mir den ’Lightning’ aus dem Animationsfilm ’Cars’ bestellt hat.“ Das war der Startschuss für viele weitere Skulpturen.

    Bei Facebook versteigert

    Heuer hat sich Melanie Ward eine besondere Aktion ausgedacht: Sie hat Kürbis-Kunstwerke hergestellt und dann auf ihrer Facebook-Seite versteigert. Der ganze Erlös kommt dem Franziskus-Gnadenhof bei Possenried (Wertingen) zugute. Im Schnitt hat ein Exemplar um die 25 Euro eingebracht, manches auch 50 Euro und ein Bieter hat sogar 100 Euro geboten.

    Es ist ein intensives Hobby, das Melanie Ward mitunter viel Zeit, Konzentration und auch körperliche Kraft kostet. „Vier bis fünf Stunden sitze ich an einem richtig aufwendigen Stück“, sagt sie. Manchmal schmerzen die Arme und ein Pflaster am rechten Mittelfinger schützt sie vorsorglich vor Druckstellen und Blasen. Dann aber – nach rund zwölf Tagen – ist die Saison wieder vorbei. Nach Halloween wird kein Kürbis mehr geschnitzt. Und die bis dahin gefertigte Pacht büßt von Tag zu Tag mehr an Schönheit ein. Endliche Kunst!

    Doch Melanie Ward sagt: „Das Vergängliche stört mich gar nicht.“ Fotos erinnern sie daran, welcher Zauber einst davon ausgegangen ist. Und ein Jahr später – im September – beginnt dann die kreative Phase wieder von vorne ...

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