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Jahresrückblick: Kann die Aufwertung die Reichsstraße in Donauwörth retten?

Jahresrückblick

Kann die Aufwertung die Reichsstraße in Donauwörth retten?

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    Die Reichsstraße in Donauwörth machte auch 2023 vorwiegend mit Schließungen von sich reden.
    Die Reichsstraße in Donauwörth machte auch 2023 vorwiegend mit Schließungen von sich reden. Foto: Barbara Würmseher (Archivbild)

    Das bekannte Problemkind der Donauwörther Innenstadt, die Reichsstraße, hat auch im Jahr 2023 wieder von sich reden gemacht. So kündigte im Juli Schuh Schmid, ehemals K&L, seine Filialschließung im Januar 2024 an. Auch die Metzgerei Schlecht hat im Herbst geschlossen, ebenso wie das Modegeschäft Gerry Weber. Die Gründe sind durchaus verschieden, so konnte sich Schuh Schmid bei Neuverhandlungen nicht mit seinem Vermieter, dem Bayerischen Rundfunk, einigen, die Metzgerei Schlecht hatte mit dem Personalmangel in der Branche zu kämpfen, und Gerry Weber schloss wegen Insolvenz zu Ende September 122 Filialen in ganz Deutschland, darunter eben auch in Donauwörth und Nördlingen. Trotzdem bleibt das Problem: Es kommt niemand mehr nach. 

    Nachfragen bei der Stadt Donauwörth und der City Initiative (CID) führten immer zum gleichen Ergebnis: Viele der Häuser befänden sich in Privatbesitz, und man könne die Eigentümer nicht zu einem Mietverhältnis zwingen, sondern allenfalls "beratend zur Seite stehen". Besserung verspricht man sich im Rathaus von der geplanten Aufwertung der Reichsstraße, die die Innenstadt für Besucherinnen und Besucher wieder attraktiver machen soll. Schon jetzt stehen mehrere Wellendecks entlang der Reichsstraße, zudem ist eine Verlegung der Parkplätze und der Bushaltestelle geplant. Auch soll die Höchstgeschwindigkeit von 30 auf 20 km/h gesenkt werden.

    Donauwörth muss seine Aufenthaltsqualität verbessern

    Ob diese Maßnahme wirklich dazu führt, dass die Reichsstraße wiederbelebt wird, an dieser Frage scheiden sich die Geister. "Donauwörth hätte Potenzial", sagte im Juli Marco Cislaghi, Leiter für Marketing und Kommunikation bei der Steingass-Gruppe, im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Unternehmen betreibe Mode- und Textilhäuser, habe einst auch in Donauwörth einen s.Oliver-Store eröffnet, ihn aber auch bald wieder geschlossen, nachdem sich die Kundenfrequenz nicht habe einstellen wollen, so Cislaghi. In Nördlingen dagegen hat die Steingass-Gruppe gleich sechs Standorte. Als große Vorteile in Nördlingen führte Cislaghi die Fußgängerzone mit dem Mix aus Handel und Gastro und die damit verbundene hohe Aufenthaltsqualität in der Innenstadt an. Im Wesentlichen seien es drei Faktoren, die einen Standort attraktiv oder unattraktiv machen würden: Zum einen sei natürlich die Aufenthaltsqualität und die damit einhergehende Kundenfrequenz von Bedeutung, zudem müsse das Stadtmarketing den Ort aktiv als Einkaufsstadt bewerben. Gleichzeitig müssten aber auch die Mieten stimmen. "Man muss schauen, wo man ansetzen kann."

    Wo die Stadt Donauwörth nun ansetzt, kommt nicht bei jedem gut an. "Es ist nett gedacht, wenn man den Verkehr beruhigt und Liegen aufstellt, aber das kommt alles 20 Jahre zu spät", sagte Nicolas Greno, Inhaber vom Buchhaus Greno in der Reichsstraße, im Oktober auf Nachfrage unserer Redaktion. Weder die Stadt noch die CID würden den Geschäftsinhabern in der Innenstadt irgendetwas bieten, "es funktioniert nur, weil wir es gut machen", betonte er. Statt eine Vision zu entwerfen, wie die Stadt in zehn Jahren aussehen solle, doktere man an Kleinigkeiten herum. 

    Tut sich nach den Schließungen wieder etwas in der Reichsstraße?

    Doch möglicherweise tut sich tatsächlich wieder was in der Reichsstraße, wie Christiane Kickum von der CID im Oktober durchblicken ließ. Denn es gehe nun langsam wieder los mit den Anfragen, die zuerst wegen der Coronapandemie und dann wegen des Ukrainekriegs stark zurückgegangen seien. Zunächst würden immer Büro- und Dienstleistungsflächen angefragt, danach merke man meist, dass auch die Anfragen für Gastro und Geschäfte ansteigen. Generell lege man bei der CID "den größten Wert auf Inhaber", doch die Situation für kleinere Geschäfte sei aktuell insgesamt schwierig. Man könne als Stadt nur die Rahmenbedingungen schaffen. Als eine solche bezeichnete Kickum in diesem Zuge auch die Reichsstraßenaufwertung. Es scheint, als ruhten alle Hoffnungen auf dieser Maßnahme. Bleibt zu hoffen, dass sie den erwünschten Effekt erzielt und nicht Nicolas Greno recht behält, der im Oktober sagte: "Die Straße funktioniert einfach nicht mehr – da müssen wir uns auch nichts vormachen."

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