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Interview: Für Bürgermeister Schiegg gilt: "Nur gemeinsam sind wir stark"

Interview

Für Bürgermeister Schiegg gilt: "Nur gemeinsam sind wir stark"

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    Alois Schiegg  ist noch immer sehr gern Bürgermeister der Gemeinde Marxheim.
    Alois Schiegg ist noch immer sehr gern Bürgermeister der Gemeinde Marxheim. Foto: Helmut Bissinger

    Die erste Hälfte ihrer dritten Amtszeit als Bürgermeister ist vorbei. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
    ALOIS SCHIEGG: Die vergangenen drei Jahre waren durch Corona und den Ukrainekrieg geprägt, was neben gewissen Einschränkungen, die zu bewältigen waren, hauptsächlich Kostensteigerungen sowohl für die Mitbürgerinnen und Mitbürger als auch für gemeindliche Beschaffungen und Baustoffe und Dienstleistungen mit sich brachte. Hier haben sich die Kosten zum Teil mehr als verdoppelt, und es ist nicht zu erwarten, dass diese wieder nach unten gehen.

    Gibt es etwas, womit Sie gar nicht gerechnet haben?
    SCHIEGG: Womit ich gar nicht gerechnet habe, war, dass ich zum Kreisvorsitzenden des Bayerischen Gemeindetages als Nachfolger von Bürgermeister Robert Ruttmann gewählt werden würde. Dieses Amt bringt so einige zusätzliche Aufgaben, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. So wurde ich zum Beispiel für drei Jahre stellvertretender Vorsitzender im Regionalen Planungsverband, Mitglied im Jobbeirat des Jobcenters Donauwörth und vieles mehr. Was mich besonders freut, sind die gute kollegiale Zusammenarbeit und der Austausch aller Landkreis-Bürgermeisterinnen und -Bürgermeister. Dabei spielen Parteizugehörigkeit oder die Größe der Kommunen keine Rolle. Nur gemeinsam sind wir stark.

    Wo lagen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit in der ersten Halbzeit?
    SCHIEGG: Aufgrund der guten Zusammenarbeit im Gemeinderat sowie meiner gut funktionierenden Verwaltung konnte einiges bewegt werden. Wir konnten drei neue Baugebiete erschließen (Graisbach, Neuhausen und Marxheim). Sämtliche gemeindlichen Satzungen wurden auf den neusten Stand gebracht. In jedem Ortsteil ist nun ein Defibrillator vorhanden. In Schweinspoint entstand mit dem Neubau des Hauses der Vereine mit Feuerwehrhaus und Schützenheim ein zentraler Treffpunkt, welchen wir sicherlich bald gebührend einweihen können. Wir konnten in Zusammenarbeit mit der Stiftung Sankt Johannes das Projekt „Mitfahrbank“ einführen. Bürgerinnen und Bürger können nun an vier Haltestellen in Richtung Donauwörth beziehungsweise Rain fahren. Wünschenswert wäre natürlich, wenn die beiden Städte hierzu das passende Gegenstück auf den Weg bringen würden und somit das Projekt keine Einbahnstraße bleibt. 

    Welche Vorhaben stehen noch auf der Agenda?
    SCHIEGG: Wir haben einiges vor. Oberste Priorität hat die Ansiedlung eines Verbrauchermarkts in Marxheim. Hier hoffe ich, dass wir in wenigen Wochen etwa Erfreuliches verkünden können. Außerdem steht die Erweiterung unseres Kindergartens beziehungsweise der Kinderkrippe ganz oben auf der Agenda. Hierzu ist geplant, zwei Hortgruppen zur Erfüllung des Ganztagesanspruchs ab dem Jahr 2026 zu integrieren. Ein weiteres sehr wichtiges Thema ist die Ertüchtigung der Kläranlage Marxheim. Wir sind derzeit in der Planungsphase, und ab 2025 soll gebaut werden. Teile unserer Wasser- und Abwasserleitungen werden Stück um Stück die kommenden Jahre erneuert, und das Themenfeld erneuerbare Energien mit der Ansiedlung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen oder einer PV-Anlage auf dem Dach des Rathauses wird in Angriff genommen. 

    Was hat in den ersten drei Jahren weniger geklappt?
    SCHIEGG: Ich hätte mir beim Thema Polder mehr Transparenz gewünscht. Wir sind als Gemeinde vor vollendete Tatsachen gestellt worden und konnten unsere Bedenken nicht äußern beziehungsweise wurden nicht ausreichend gehört und gewürdigt. Bei der ärztlichen Versorgung ist derzeit leider kein freier Platz im Plangebiet Donauwörth Süd vorhanden. Bei der Verkleinerung des Vorhaltewasserschutzgebietes 9.23 kämpfen wir seit über zehn Jahren gegen die Auflagen des Wasserrechts in den jeweiligen Baugenehmigungen. Bei der Umsetzung der Verkleinerung schieben sich leider die verschiedenen Behörden gegenseitig die Schuld zu. Mehr Lösungsorientiertheit würde uns helfen. 

    Gibt es etwas, worüber Sie sich als Rathauschef permanent ärgern?
    SCHIEGG: Was mich ärgert, sind die bürokratischen Hürden in Deutschland beziehungsweise Bayern. Vor einigen Jahren wollten EU und Freistaat eine Verschlankung vornehmen und haben meiner Meinung nach genau das Gegenteil bislang erreicht. Zukünftig werden die Gemeinden größere Auflagen bei der Ausschreibung von Planungsleistungen haben und werden nahezu alle Baumaßnahmen europaweit ausschreiben müssen. Dies bringt höhere Kosten und mehr Verwaltungsaufwand. Auch beim Thema Straßenverkehr oder Umleitungen würde ich mir mehr Kompetenzen bei den Kommunen wünschen, da diese bessere Ortskenntnisse haben. Alles in allem bin ich aber sehr gerne Bürgermeister der Gemeinde Marxheim. Mir macht die Arbeit nach wie vor sehr viel Spaß! 

    Zur Person

    Alois Schiegg, 57, ist seit 2008 Bürgermeister von Marxheim und seinen Ortsteilen Schweinspoint, Gansheim, Graisbach, Burgmannshofen und Neuhausen. Bei der jüngsten Wahl hatte er keinen Gegenkandidaten. 

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