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IG Metall-Streik in Donauwörth: Kampf um Lohnerhöhungen

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IG Metall zeigt sich kämpferisch auf Reichsstraße

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    Die Streikenden trafen sich am Montag zu einer Kundgebung in der Donauwörther Reichsstraße.
    Die Streikenden trafen sich am Montag zu einer Kundgebung in der Donauwörther Reichsstraße. Foto: Thomas Hilgendorf

    Kühle drei Grad auf dem Thermometer, dicke Nebelschwaden hängen zäh über dem Schwabenhallenplatz in Donauwörth. Es könnte wahrlich gemütlicher sein. Doch allzu kommod ist es meistens nicht, wenn es bei der IG Metall um die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern geht. Am Montagvormittag hat es in zahlreichen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie Aufrufe zu Warnstreiks gegeben. Eines der beiden Streikzentren neben Augsburg war in Schwaben Donauwörth. Gut 1500 Arbeitnehmer beteiligten sich an der zentralen Kundgebung, die am Festplatz begann und in der Reichsstraße endete.

    Sieben Prozent mehr Lohn in einer Zeit, in der die deutsche Industrie nicht gerade glänzend dasteht - ist das nicht der falsche Zeitpunkt für Lohnerhöhungen? Die zwei Kollegen, die in ihren Arbeitshosen frierend auf den Beginn des Marsches durch Donauwörths Innenstadt warten, kennen diese Argumentation. Beide arbeiten beim Traktorenhersteller Deutz-Fahr in Lauingen. Einer der beiden meint: „Nein, es ist genau der richtige Zeitpunkt. Wir kämpfen nicht nur um Prozente, sondern um die Standortsicherheit.“ Die Arbeitgeber verlangten zudem eventuelle Aussetzungen von Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Der Mann warnt, dass so sukzessive die Mittelschicht erodiere, sollten die Löhne nicht der Inflation angepasst werden. Rückgänge der Reallöhne bedeuteten weniger Konsum - dies wiederum führe zu Einbrüchen der Volkswirtschaft.

    „Made in Germany“ sei immer noch ein Gütesiegel, betonen die Deutz-Arbeiter

    Sein Arbeitskollege hält die Ankündigung mancher Arbeitgeber, notfalls Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern für „leere Drohungen“. „Made in Germany“ sei ein Gütesiegel, das nach wie vor für Qualität stehe, viele Kunden wüssten und schätzten dies. Er fügt hinzu: „Viele Betriebe sind ja auch wieder zurückgekommen.“

    Einige Meter entfernt stehen wiederum zwei Kollegen, die gerade dankend die Brezen annehmen, welche von Mitarbeitern der Gewerkschaft verteilt werden. Sie seien beide „aus Solidarität hier“. Beide arbeiten beim Maschinenhersteller Grenzebach in Hamlar, das Unternehmen sei nicht im Flächentarif der IG Metall, erklären sie. Trotzdem sei es für sie klar gewesen, herzukommen. „Wir müssen für faire Bedingungen kämpfen“, sagt einer der beiden. In der Firma sei die Stimmung derzeit nicht gut unter den Arbeitnehmern; man merke, dass der Standort „sukzessive abgebaut wird“. Nach der Flutkatastrophe wird in der Firma befürchtet, dass Teile der Produktion ins Ausland verlagert werden. Die beiden Mitarbeiter sagen, sie hielten dies für eine strategische Fehlentscheidung: „Die Produktion muss immer nah an der Entwicklung sein.“ Ein anderer Weg könne beim Bau von Sondermaschinen gar „tödlich“ sein.

    Zahlreiche Donau-Rieser Industriebetriebe beim Streik

    Schließlich wird unter den Wartenden noch einmal der Schlachtruf „bayernweit - streikbereit!“ geübt. Da nähert sich von der Industriestraße her schon der Demonstrationszug des mit Abstand größten Arbeitgebers, Airbus Helicopters. Dem schließen sich die Wartenden vom Schwabenhallenplatz an. Sie kommen aus ganz verschiedenen Industriebetrieben: Bosch-Siemens Hausgeräte (Dillingen), Bühler (Monheim), Agco (Bäumenheim), Fendt Caravan (Mertingen), Deutz-Fahr (Lauingen), Valeo (Wemding) und Röhm (Dillingen). „Solidarisch“ dabei sind zudem Arbeitnehmer der Unternehmen Daher (Donauwörth), Varta, Schwaben Präzision SPN (beide Nördlingen) und eben Grenzebach aus Hamlar.

    Geordnet, aber angesichts hunderter Trillerpfeifen entsprechend laut geht es über das Ried in die Reichsstraße, wo auf einem quer gestellten Lastwagen eine mobile Bühne für die Redner aufgebaut ist. Hier heizt Steffen Pampollas von der IG Metall Augsburg kräftig ein: „Die Arbeitgeber haben sich in letzter Zeit nicht bewegt.“ Lautes Pfeifen und Buh-Rufe. Beim „besonderen Gruß an die Kollegen von Grenzebach“ gibt es dagegen reichlich Applaus. Von Hochwasser sowie von Stellenabbau in der Vergangenheit betroffen seien sie trotzdem hierher gekommen, „in schwierigen Zeiten“. In einer gänzlich anderen Situation sieht Betriebsrat Benjamin Trabert seinen Arbeitgeber, Airbus Helicopters in Donauwörth: „Die Auftragslage ist Bombe.“ Und dennoch: Preissteigerungen machten den Kollegen in der Produktion das Leben zunehmend schwer, zudem hülfen sieben Prozent der gesamten Volkswirtschaft. Betriebsrat Bernd Schneid von Valeo in Wemding brachte aus aktuellem Anlass sogar den Heiligen Martin ins Spiel: „Wir haben das Schwert - und das heißt Arbeitskampf.“

    Verhandlungen von IGM und Arbeitgebern am Nachmittag in Hamburg

    Ob es dazu kommen wird, ist zumindest am Montagvormittag in Donauwörth noch offen. Erst am Nachmittag treffen sich die Tarifparteien zur vierten Verhandlung in Hamburg. Augsburgs IGM-Geschäftsführerin Ferdije Rrecaj zeigte sich unterdessen kämpferisch auf der Reichsstraße: „Wir sind das Rückgrat der Wirtschaft - und Tarifverhandlungen sind keine Bettelrunden.“

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