Nun ist es beschlossene Sache: Die Gemeinden Holzheim und Münster haben sich darauf geeinigt, im gemeinsamen Waldgebiet Brand fünf neue Windkraftanlagen möglich zu machen. Auf Holzheimer Gebiet werden zwei Windräder stehen, auf Münsterer Flur sollen sich drei drehen. Die Standorte sind insgesamt so gewählt, dass die Standorte mittig liegen. Sie befinden sich auf dem Grund und Boden der Bayerischen Staatsforsten. Sollten die fünf Anlagen tatsächlich realisiert werden, würde sich damit die Zahl der Windräder im Landkreis Donau-Ries mit einem Schlag mehr als verdoppeln.
Das Unternehmen "Uhl Windkraft" will in Brand dort investieren. Von den fünf geplanten Windrädern wird eines als Bürgerenergie-Genossenschaft betrieben werden, an denen sich die Bürgerinnen und Bürger der vier betroffenen Kommunen beteiligen können. Die Gemeinden selbst erhalten die gesetzlich vorgeschriebenen Beiträge gemäß des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes – auch genannt Windpfenning. Das bedeutet für Holzheim jährlich 30.000 Euro, Münster 36.000 Euro, Baar 26.400 Euro und Thierhaupten 27.600 Euro.
Die Kommunen haben am Mittwochabend in einer gemeinsamen Sitzung den Weg geebnet, die Bauleitplanungen in den Kommunen voranzubringen, die ihnen größtmögliche Planungshoheit zusichert. Denn wenn die in Bayern bisher geltende Abstandsregel 10 H fällt, sind ohne Bebauungspläne deutlich mehr Windräder in Brand denkbar. Das wollen die beiden Kommunen verhindern, zumal Holzheim bereits drei Windkraftanlagen im Ortsteil Riedheim vor der Tür hat, deren Geräusch-Emissionen als grenzwertig gelten. Auch auf benachbarter Baarer Flur existieren bereits zwei Windräder.
Die fünf Windräder in Brand erzeugen so viel Strom wie 15.000 Einfamilienhäuser pro Jahr verbrauchen
Die Firma Uhl Windkraft war mit zwei Projektleitern vertreten, die die Details vorstellten. Maximilian Weiß und Matthias Pavel sehen das Gebiet mit fünf Windenergieanlagen als effizient genutzt. Würden lediglich drei Windräder gebaut, blieben Flächen offen und das Thema werde in ein paar Jahren erneut aufkommen, prophezeiten sie. Die fünf Windräder liefern insgesamt etwa 60 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, was dem Energieverbrauch von 15.000 Einfamilienhäusern entspricht.
In Richtung Holzheim wird bei dieser Planung ein Mindestabstand von 1750 Metern eingehalten, nach Münster beträgt der geringste Abstand 1900 Meter, nach Hemerten 1450 Meter. Der Abstand zum Thierhauptener Ortsteil Königsbrunn ist laut Weiß und Pavel auf 1000 Meter erhöht worden. Störfaktoren wie Schattenwurf und Schallpegel durch die neuen Windräder bezeichneten die beiden Vertreter der Firma Uhl als minimal.
Folgende Punkte wurden schwerpunktmäßig in der Diskussion angesprochen:
- Am meisten Befürchtungen gab es beim Thema Lärmemission. Der TÜV Süd hat ein Gutachten für die Firma Uhl erstellt, bei dem eine Gesamtlautstärke der fünf bestehenden Windräder (Riedheim und Baar) plus der neu zu bauenden fünf plus einem Zuschlag von 2,1 Dezibel berechnet wurde. Herausgekommen ist ein Wert von 40,6 Dezibel, der allerdings ein rein theoretischer sei, so Holzheims Bürgermeister Josef Schmidberger. Denn ein solcher Volllastwert könne nirgends wahrgenommen werden, da nie alle Windräder auf voller Lautstärke laufen und die Entfernungen überall unterschiedlich sind. "Diese Situation wird also in der Praxis nie eintreten", sagte Schmidberger.
Abgesehen davon liege selbst in Wohngebieten der zulässige Grenzwert bei 40 Dezibel. Die Firma Uhl wird das Lärm-Szenario auch dreidimensional abbilden und dabei geologische Besonderheiten wie etwa Talsohlen und Echowirkung berücksichtigen, wie Maximilian Weiß sagte. Die Emissionen der drei bereits bestehenden Anlagen in Riedheim sollen nochmals überprüft werden. Die Firma Uhl steht zu ihrem Versprechen, die dabei anfallenden Kosten von etwa 30.000 Euro zu übernehmen.
Bürger befürchten, dass noch weitere Windräder dazu kommen könnten
- Skepsis herrscht bei manchen noch immer ob der zukünftigen Planungshoheit über das Gebiet "Brand". "Wer gibt uns die Garantie, dass nicht doch noch mehr Windkraftanlagen kommen?", war zu hören. Eventuell ermögliche modernere Technik irgendwann künftig geringere Abstände zwischen den Windrädern, hieß es da etwa. Sowohl Bürgermeister Schmidberger als auch Münsters zweiter Bürgermeister Peter Werner schlossen nach heutiger Sicht definitiv weitere Windräder aus. Werner: "Wir sind alle keine Hellseher, aber nach jetzigem Stand haben wir die größtmögliche Sicherheit."
Dass Stromgewinnung aus regenerativen Quellen unumstößlich ist, war für die meisten Ratsmitglieder allerdings keine Frage. Die Gemeinderäte aus Münster gingen insgesamt mit dem Thema Windräder entspannter um, als einige ihrer Holzheimer Kollegen und votierten demnach ohne große Diskussion einstimmig für die weitere Bauleitplanung mit drei Anlagen im Forstgebiet Brand auf Münsterer Flur. Im Gemeinderat Holzheim endete die Abstimmung mit 10:3 Stimmen. Gegen das Vorhaben sind Helmut Staber, Leo Raab und Josef Oßwald.