"Ich könnte Stunden über jeden Einzelnen von Ihnen reden, da ist es schwierig, das alles in ein paar Zeilen zu fassen". Diese Worte von Harburgs Bürgermeister Christoph Schmidt waren gerichtet an zehn Menschen, die über Jahrzehnte besondere Leistungen für die Stadt sowie ihre Bürgerinnen und Bürger vollbrachten. Bei einem Festakt in der Grund- und Mittelschule überreichten der Rathauschef und der stellvertretende Landrat Erwin Seiler Ehrenbriefe, Bürgermedaillen und einmal sogar das Ehrenbürgerrecht der Stadt.
Ehrenbürger werden nicht alle Tage ernannt. Gertrud Beck ist nun eine davon. Die 80-Jährige war 25 Jahre lang Vorsitzende der Harburger Diakonie und maßgeblich daran beteiligt, dass die Pflegeplätze der Stadt mit einem Neubau mehr als verdoppelt werden konnten. Sie leitete außerdem fast zehn Jahre das Bildungswerk Harburg sowie 30 Jahre lang die Bücherei in Ebermergen. "Eine Aufwandsentschädigung hat sie immer dankend abgelehnt", sagte Schmidt mit einem Augenzwinkern. Bereits 2013 hatte Beck das Bundesverdienstkreuz erhalten. "Wie sagt der Schwab: Des hätts ned braucht", sagte sie ganz bescheiden in ihrer Dankesrede. Ihrer Meinung nach habe sie diese hohe Auszeichnung nicht verdient, denn jeder Bürger sollte ehrenamtlich tätig sein.
Drei Bürgermedaillen übergab Bürgermeister Schmidt
Eine Bürgermedaille erhielt Altbürgermeister Anton Fischer. 18 Jahre war er als Bürgermeister im Dienst der Stadt und nahm in seiner gesamten politischen Laufbahn an geschätzten 650 Stadtratssitzungen teil. Er beteiligte sich als Koordinator und Organisator maßgeblich an den Harburger Heften, die historische Hintergründe der Stadt an eine breite Öffentlichkeit brachten.
Auch Alois Stadler erhielt an diesem Abend eine Bürgermedaille. Der Polizist wirkte viele Jahrzehnte im Stadtrat mit, war Dritter Bürgermeister, Mitglied der Jungen Union sowie Bezirks- und Kreisrat für die CSU. Allein für die Stadt Harburg absolvierte er etwa 1000 Termine. Stadler sei ein "Politiker mit Herz und Verstand" gewesen, sagte Schmidt. Aber auch im Bildungswerk beteiligte er sich jahrelang.
Die dritte Medaille ging an Dieter Thiel: Der ehemalige Stadtrat und Zweite Bürgermeister blieb der Kulturarbeit treu und ist laut Schmidt ein "Organisationstalent". Mehr als 20 Jahre war er für die Stadtfeste zuständig und organisierte in den 1970er-Jahren zwei Burgfeste. Aber auch seine Verdienste im Turnsport hob Schmidt in seiner Laudatio hervor. Viele Jahrzehnte engagierte sich Thiel beim TSV Harburg und war obendrein Vorsitzender des Turngaus Oberdonau.
Sechs Harburger erhielten zum Festakt Ehrenbriefe
Karl Martin Graß, Friedrich "Fritz" Leimer, Klaus Lembeck, Heinrich Schreitmüller, Georg Schrödle und dem bereits gestorbenen Jürgen Mündel verlieh die Stadt jeweils einen Ehrenbrief. Der promovierte Historiker Graß war viele Jahre für die CSU auf Bundesebene politisch aktiv. Er beteiligte sich am Harburger Bildungswerk und führte auch historische Führungen im Schloss durch. Aber auch in der Kirche und der Diakonie wirkte Graß mit. Seit der neunten Ausgabe beteiligte er sich an den Harburger Heften.
Leimer und Lembeck waren – ebenso wie Anton Fischer – seit Beginn bei den Harburger Heften mit dabei. Die meisten Artikel dieser historischen Werke stammen von Leimer, während Lembeck vor allem der technische Kopf gewesen sei, der sich um Layout und Druck gekümmert hatte. Leimer war 18 Jahre Teil des Stadtrats und auch stellvertretender Bürgermeister. Lembeck war zwölf Jahre lang im Stadtrat und Zweiter Bürgermeister. Ein weiterer historisch Begeisterter war Jürgen Mündel, der im Januar nach schwerer Krankheit starb. Zusammen mit Leimer und Lembeck recherchierte und schrieb er etwa 70 Artikel der Hefte. Er habe die Geschichte Harburgs in Teilen erfasst und niedergeschrieben, so Schmidt. Seine Frau Waltraud Mündel nahm stellvertretend für ihn den Ehrenbrief entgegen.
Zwei absolute Vereinsmenschen seien Georg Schrödle und Heinrich Schreitmüller. Schrödle, der 18 Jahre im Stadtrat und Zweiter Bürgermeister war, ist beispielsweise seit 2006 Teil der Stadtkapelle, wirkte beim Bildungswerk mit und trat 2015 dem Diakonieverein bei. Schreitmüller war zunächst Mitglied des Gemeinderats in Mauren, nach der Eingemeindung ein Teil des Stadtrats. Auch er engagierte sich fürs Bildungswerk und war Mitglied in vielen Vereinen wie etwa dem Sportverein, den Schützen und der Feuerwehr. Schrödle und Schreitmüller hätten nahezu jede Auszeichnung erhalten, die in den Vereinen vergeben werden, so Schmidt anerkennend.