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Harburg: Der Weg von Christoph Schmidt ins Rathaus

Harburg

Der Weg von Christoph Schmidt ins Rathaus

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    Er ist erst 34 Jahre alt und tritt offiziell am 1. Mai sein Amt als Bürgermeister der Stadt Harburg an: der parteilose Christoph Schmidt.
    Er ist erst 34 Jahre alt und tritt offiziell am 1. Mai sein Amt als Bürgermeister der Stadt Harburg an: der parteilose Christoph Schmidt. Foto: Szilvia Izso

    Die Entscheidung fiel Anfang August 2019 im Urlaub in Italien. Da beschloss Christoph Schmidt, in seiner Heimatstadt Harburg Bürgermeister werden zu wollen. Das Problem: Die Verantwortlichen der drei großen Parteien beziehungsweise Gruppierungen in der Kommune hatten sich jeweils schon auf einen Kandidaten festgelegt. Also packte Schmidt die Sache selbst an. Mit einem kleinen Team aus dem Freundes- und Bekanntenkreis machte er sich daran, ein Konzept für den Wahlkampf zu erarbeiten. Sieben Monate später hat der 34-Jährige nun die Stichwahl um den Posten des Rathauschefs mit 61,4 Prozent für sich entschieden. Er tritt damit am 1. Mai die Nachfolge von Wolfgang Kilian (CSU) an. Der Weg des Industriemeisters Flugzeugbau zum Bürgermeister dürfte im Donau-Ries-Kreis in der jüngeren Vergangenheit einmalig sein.

    Der Bürgermeisterkandidat mobilisiert fast 30 ehrenamtliche Helfer im Wahlkampf

    Mit dem Gedanken, dieses Amt anzustreben, habe er schon länger gespielt, berichtet Schmidt am Tag nach dem Wahlsieg. Eigentlich habe er ja für die PWG-BG-FW Harburg antreten wollen, deren Mitglied er auch war. Als auch Axel Wiedenmann, der Vorsitzende des Ortsverbands der Parteifreien, seinen Hut in den Ring warf, sei das Ziel auf diesem Weg nicht mehr zu erreichen gewesen. Schmidt musste eine andere Lösung finden. Obwohl mancher seine Idee zunächst belächelt habe, beschloss er quasi einen Alleingang. Wobei: Ganz allein war er dann doch nicht. Anfangs überlegte er mit drei, vier Vertrauten, wie er sich aufstellen könnte. Eines war klar: Viel Geld durfte der Wahlkampf nicht kosten: „Ich habe mir ein Limit von 4000 Euro gesetzt.“ Eines sei ihm wichtig gewesen: „Ich bestreite alle Ausgaben aus eigener Tasche.“ Weil die finanziellen Mittel begrenzt waren, benötigte der verheiratete Vater dreier Kinder viele ehrenamtliche Helfer. Das eigentliche Wahlkampfteam wuchs auf etwa ein halbes Dutzend Personen. Hinzu kamen „viele Unterstützer“, die kostenlos Plakate aufhängten und Wahlprospekte verteilten. Knapp 30 Helfer waren in den vergangenen Wochen für Schmidt im Einsatz. Damit er auch Zeitungsannoncen schalten konnte, legten Angehörige und Freunde zusammen, um diese zu bezahlen.

    Christoph Schmidt verzichtet auf eine Liste für den Stadtrat in Harburg

    Freilich musste Schmidt auch die formalen Voraussetzungen für eine Kandidatur erfüllen. Dazu gründeten er und seine Mitstreiter die Wählergruppe „Unabhängig für Harburg“. Es wäre sicher kein Nachteil für den Bewerber gewesen, wenn die Gruppierung auch eine Kandidatenliste für den Stadtrat aufgestellt hätte. Doch Schmidt entschied sich dagegen: „Ich habe mitbekommen, dass sich die anderen Parteien und Gruppierungen schwergetan haben, genügend Bewerber für den Stadtrat zu finden. Ich wollte niemandem welche wegnehmen und die Gesamtsituation nicht komplizierter machen.“ Dies sei eine „schwierige Entscheidung“ gewesen, schließlich habe er mit seiner Solo-Kandidatur alles auf eine Karte gesetzt.

    Erfolgreiche Arbeit als Kommandant der Feuerwehr

    Es folgte ein Wahlkampf, der die Bevölkerung in Harburg mit seinen zehn Stadtteilen elektrisierte. Die Gasträume und Säle bei den Wahlversammlungen waren bei allen vier Bewerbern voll besetzt. Zwar konnte Schmidt nach eigenen Angaben nicht einschätzen, wie stark seine Mitbewerber am Ende sein würden, jedoch habe er auf seine Vorträge hin positive Rückmeldungen bekommen: „Ich fühlte, dass es schon was werden könnte.“ Anscheinend hätten ihm die Zuhörer abgenommen, dass er eine bürgernahe Politik machen wolle. Sein Motto lautete denn auch: „Schmidt für alle.“ Vielleicht überzeugte Schmidt auch durch seine Tätigkeit als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Harburg (seit 2011), dass er etwas bewegen und die auf die zehn Stadtteile verteilten Menschen zusammenbringen kann.

    In dieser Funktion schaffte es Schmidt dem Vernehmen nach, dass die Wehren der einzelnen Orte an einem Strang ziehen und ein harmonisches Verhältnis pflegen. Vor allem die jüngere Generation, so war immer wieder zu hören, hält große Stücke auf den Harburger.

    Statt Wahlparty eine Videokonferenz mit Bekannten und Verwandten

    Als er bei der Wahl am 15. März die meisten Stimmen bekam und damit zusammen mit Claudia Müller (SPD) die Stichwahl erreichte, war die Zuversicht bei Christoph Schmidt groß: „Ich schaffe es.“ Sein Gefühl täuschte ihn nicht. „Ich bin froh, dass das Ergebnis so eindeutig ist“, zeigt er sich am Montag glücklich. Noch am Sonntagabend habe er per E-Mail und WhatsApp über 200 Glückwunsch-Nachrichten bekommen. Angesichts der Corona-Gefahr verbot sich eine richtige Wahlparty. Stattdessen fand eine „große Videokonferenz mit Bekannten und Verwandten“ statt. Die dauerte bis nach Mitternacht.

    Er wird der jüngste Bürgermeister im Landkreis Donau-Ries sein

    In den kommenden Tagen will Schmidt, der ganz nebenbei auch der jüngste Bürgermeister im Donau-Ries-Kreis sein wird, alle Weichen dafür stellen, den Posten im Rathaus im Mai antreten zu können. Nach 20 Jahren beim Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters werde er dort kündigen. Seine Aufgaben als Feuerwehrkommandant werde er seinem Stellvertreter Florian Gaudera übertragen: „Das geht nahtlos.“ Als Bürgermeister wolle er zunächst einmal mit jedem Mitarbeiter sprechen, um die Aufgabengebiete kennenzulernen. Die Herausforderungen werden Schmidt zufolge sogleich groß sein, auch und vor allem wegen der Coronavirus-Pandemie und ihren Auswirkungen: „Diese Problematik ist sicher nicht Mitte April vorbei.“

    Die Aufgaben möchte Schmidt gemeinsam mit allen Fraktionen im Stadtrat angehen und die bestmöglichen Lösungen finden. Mit der PWG-BG-FW pflege er nach wie vor ein gutes Verhältnis. Mit dem unterlegenen Axel Wiedenmann habe er vereinbart, sich auf ein Bier zu treffen – sobald es die Situation wieder zulässt.

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