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Donauwörth
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Gibt es eine nächste Demo gegen die AfD in Donauwörth?

Landkreis Donau-Ries

Tausende demonstrieren gegen Hass und Hetze – wie geht es jetzt weiter?

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    Wird es eine nächste Demo in Donauwörth oder Nördlingen geben? Das Interesse der Zivilgesellschaft scheint da zu sein.
    Wird es eine nächste Demo in Donauwörth oder Nördlingen geben? Das Interesse der Zivilgesellschaft scheint da zu sein. Foto: Wolfgang Widemann

    "Donauwörth steht auf" - das war das Motto der Demonstration gegen Hass und Hetze am Sonntag in der Innenstadt. Und Bis zu 5000 Menschen säumten die Straßen, die Reichsstraße war dabei vom Fuggerhaus am oberen Ende bis hinunter zum Rathaus voll mit Demonstrierenden. In Nördlingen waren zuvor etwa 2700 Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gegangen. Angesichts der anstehenden Europawahl sowie den Landtagswahlen im Osten stellt sich nun die Frage: War es das mit den Demos gegen Extremismus in der Region oder war das erst der Auftakt?

    Am Tag danach ist Bärbel Stahl hörbar erleichtert. Alles sei gut gegangen, eine Demo mit so vielen Teilnehmern in einer 20.000 Einwohner-Stadt organisiere man ja nicht alle Tage. Es war kaum absehbar, wie viele Interessierte und Engagierte kommen würden, nachdem bereits in Augsburg (gut 25.000 Teilnehmer) und Nördlingen kurz vorher demonstriert worden war. Gerechnet hatten die Organisatoren bei den ersten Planungen mit 1000 Demonstrationsteilnehmern. 

    Zur Demo nach Donauwörth kamen Menschen aus der ganzen Region

    Insofern sei sie jetzt sowohl "überrascht" als auch "überglücklich", sagt Stahl. Stolz sei sie auf die Menschen, die aus der Stadt, aber auch aus der ganzen Region kamen, um Flagge und Gesicht zu zeigen gegen Hetze und Extremismus. 

    Anlass für die dieser Tage deutschlandweit stattfindenden Kundgebungen war ein Treffen von Vertretern rechtsextremer Kreise in Potsdam, bei dem es um das Thema der Ausweisung ("Remigration") breiter Bevölkerungsteile mit Migrationshintergrund sowie offenbar auch politisch Andersdenkender ging. Bei jenem Treffen waren auch einflussreiche Vertreter der AfD sowie der rechtsextremistischen Identitären Bewegung (IB) zugegen.

    Breite Trägerschaft der Donauwörther Demo: von links bis konservativ

    In Donauwörth protestierte längst nicht nur links gerichtetes Wählerklientel, beziehungsweise solches links der Mitte gegen solche deportationsähnlichen Absichten, es handelte sich um ein breites Bündnis politischer Parteien und Gruppierungen sowie kirchlicher, sozialer und gesellschaftlicher Verbände und Vereine. Oberbürgermeister Jürgen Sorré sprach am Sonntag von gut 50 Gruppierungen unterschiedlichster Couleur, die sich angemeldet hatten: alle im Stadtrat vertretenenen Gruppen waren dabei, die beiden großen christlichen Kirchen (zudem die rumänisch-orthodoxe Gemeinde), Jugendverbände, Caritas, Diakonie, Gewerkschaften und, und, und. Bärbel Stahl betont, dass man seitens des Organisationsteams die Vereine "nicht aktiv angeschrieben" habe, und es gerade deshalb umso erfreulicher sei, dass so viele Präsenz zeigten.

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    Rund 5000 Menschen nehmen in Donauwörth an einer großen Demonstration für Demokratie und gegen Rechts teil.

    Die Werbung über die sozialen Netzwerke, die letztlich wie eine digitale Flüsterpost lief, habe im großen Stil funktioniert. Viele Gruppen hätten zudem ihr Logo an die Macher der Internetseite www.donauwoerth-steht-auf.de gesendet und somit bereits im Vorfeld Solidarität gezeigt. Dieses "breite Bündnis der Mehrheit" habe, so Stahl, wahrscheinlich viele "Privatpersonen" aus der Mitte ermutigt, mitzumarschieren. "Es waren auch viele Familien da, Menschen jeder Altersgruppe. Da waren keine Extremisten, es gab keine bedenklichen Plakate", resümiert Stahl, die für Bündnis 90/ die Grünen im Donauwörther Stadtrat sitzt.

    Seit den 1990er Jahren nicht mehr so viele vereint auf der Straße

    Ein so breit gefächterter "Querschnitt durch die Bevölkerung" sei wahrscheinlich zuletzt in den 1990er Jahren gemeinsam auf die Straßen gegangen, als vielerorts in der Republik im Zuge brennender Asylheime Lichterketten organisiert worden waren. 

    Doch wie soll es jetzt weitergehen? Sind weitere Demonstrationen in Donauwörth und Umgebung geplant oder war es das? Stahl sagt, man müsse das genaue Vorgehen erst in den kommenden Tagen beraten. Ausgeschlossen sei eine Fortsetzung nicht. Wichtig sei nun aber vor allem, dass die "Mehrheit der Bevölkerung", die eben extremistisches Gedankengut ablehne, auch spüre, dass sie tatsächlich in der Mehrheit sei. Auf der anderen Seite müssten die Spitzen der demokratischen Parteien jetzt liefern und nachhaltig verstehen, dass sie sich verstärkt um diese Menschen und ihre Anliegen kümmern müssten. Es handle sich schließlich um die Menschen, die der Demokratie im Lande den Rücken stärkten. Auch jene, die bislang erwogen hätten, Protest zu wählen, sollten angesichts der Breite des gesellschaftlichen Gegenwinds zumindest noch einmal über ihr Vorhaben nachdenken. 

    Demo in Nördlingen ebenfalls keine einmalige Aktion

    Elisa Pfaff, Organisatorin der Nördlinger Demo, betont auf Nachfrage der Redaktion, dass "das gemeinsame Engagement für eine demokratische und offene Gesellschaft" auf "keinen Fall eine einmalige Sache" sei. Man werde "weiter aktiv bleiben". Albert Riedelsheimer, Stadtrat und am Sonntag Demo-Leiter in Donauwörth, hält auch andere Kundgebungs- und Aktionsformen für möglich. Auch solle die gesellschaftliche Breite bei den Kundgebungen weiter wachsen, beispielsweise könnten sich Sportvereine beteiligen. Eines steht für Riedelsheimer wie auch für Stahl und Pfaff unterdessen fest: "Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt, nach der Demo" - auch indem man Courage gegen Hass auch im Alltag zeige.

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    Tausende Bürgerinnen und Bürger demonstrieren in Nördlingen. Die Redner warnen, erinnern an die NS-Diktatur. Unser Fotograf hat die Impressionen eingefangen.
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