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Geschichte in Harburg: 200 Jahre alte Ruhebank überrascht

Harburg

Seit 200 Jahren ruhen sich auf dieser Bank die Menschen aus

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    Diese steinerne Ruhebank befindet sich seit 1824 an einem der Wege im steilen Gelände zwischen der Harburger Altstadt und dem Schloss.
    Diese steinerne Ruhebank befindet sich seit 1824 an einem der Wege im steilen Gelände zwischen der Harburger Altstadt und dem Schloss. Foto: Gerhard Meyer

    Wie viele Menschen mögen sich hier schon ausgeruht haben? „Dank den Stiftern!“ und „Erholung den Müden!“ 200 Jahre alt sind diese Inschriften und die steinerne Ruhebank, an deren Rückenlehne sie angebracht sind. Die außergewöhnliche Sitzgelegenheit ist zu finden an dem viel begangenen Fußweg, der vom Harburger Rathaus aus hinauf zum Schloss führt.

    Zu verdanken ist sie Gottfried Leberecht Mebold, der 1824 in der fürstlichen Finanzverwaltung auf der Harburg im Schloss als Rentamtsaktuar, also Schreiber, tätig war. In einem Bericht an den Bürgermeister des Markts Harburg teilte er mit, dass es ihm ein Anliegen gewesen, für die vielen Personen einen „Ruhesitz“ zu schaffen, die (schon damals) den anstrengenden Weg vom Markt hinauf zum Schloss auf sich nahmen, „vorzüglich bei der Sommerhitze“ und nirgends ein „Plätzchen zum Ausruhen“ fanden. Es habe „eine massives steinernes Canapée mit Rücklehne und Seitenbacken“ angefertigt werden müssen, das nicht schon „vom jugendlichen Mutwillen in den ersten Wochen demoliert“ werden könne.

    Für die steinerne Ruhebank in Harburg spendeten Honoratioren

    Mebold sammelte Geld unter den Harburgern. Die Aktion erbrachte die stattliche Summe von 11 Gulden und 27 Kreuzern. Eine akkurate Liste der Spender mit Beträgen ist seinem Bericht beigefügt; es handelt sich überwiegend um örtliche Honoratioren. Der Initiator rechnete auch genau die Verwendung der Gelder für die Aufstellung der Bank ab und legte dem „löblichen Ortsvorstande“ die unbeschädigte Erhaltung der „höchst nützlichen Anstalt“ dringend ans Herz. Und wer 200 Jahre später in diesen Sommermonaten das wohlgepflegte „Plätzchen“ passiert und sich sogar auf dem „steinernen Canapée“ niederlässt, wird bestätigen können, dass die Harburger und ihre Gäste noch immer Mebolds Fürsorglichkeit zu schätzen wissen.

    Dieser hat im Jahr 1824 Harburg sogar noch ein literarisches Denkmal gesetzt: Er schrieb nämlich ein über 300 Verse langes Gedicht, in dem er voller Begeisterung einen Festsonntag in Harburg vom Sonnenaufgang bis zum Hahnenschrei am Montagmorgen schilderte. Den Anlass gab das 25-jährige Regierungsjubiläum von König Max I. Joseph von Bayern. Wiederentdeckt hat das Poem der frühere fürstliche Archivar Volker von Volckamer und im Jahr 1966 in der Zeitschrift Der Daniel veröffentlicht. Er charakterisierte Mebold als typischen Vertreter der Biedermeier-Epoche. Sein Werk ermöglicht einen - allerdings idealisierten - Einblick in das bürgerliche Leben und seine Formen der Geselligkeit im frühen 19. Jahrhunderts. Die Verbundenheit der Bürger mit ihrem Landesherrn erscheint bei ihm in größter Harmonie.

    So feierten die Harburger einst König Max I. Joseph von Bayern

    Zu Beginn seiner Schilderung huldigte der Dichter der Schönheit des Wörnitztals: „Das schöne Wörnitztal von Ronheims Felsen, bis Heiligkreuz nächst Donauwörth, war heute wohl noch eins so schön, als sonst; (…)“ Der Jubelsonntag begann mit der Parade der „Landwehrkompagnie“, dem feierlichen Einzug in die Pfarrkirche St. Barbara und einem Festgottesdienst sowie einer religiösen Feier der israelitischen Gemeinde in der Synagoge. Im Mittelpunkt standen jeweils Lobreden auf den Landesvater.

    Am Nachmittag traf man sich zu „Musik und Tanz“ und zum großen Scheibenschießen der Schützengesellschaft. Des Abends suchten die Harburger die Gasthäuser auf, allerdings säuberlich getrennt nach gesellschaftlichem Stand: „Im Straußen fanden sich die Honoratioren Des Städtchens ein (…), Die gold’ne Sonne wurde von den Bürgern, zum Sammelplatze der Geselligkeit erwählt; (…) Im Adler fanden sich die Israeliten, (…), Im Löwen sahen wir die Armen, mit heiterem Gesicht beim freien Mahl; …“ Die Nacht wurde noch ein Feuerwerk erhellt, das den Namenszug des Königs leuchtend in den Himmel schrieb.

    Gottfried Leberecht Mebold bezeichnete Harburg übrigens schon als „Städtchen“, obwohl die offizielle Stadterhebung erst 25 Jahre später im Jahr 1849 erfolgte.

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