Was verbindet kulturelle Persönlichkeiten wie Josef Oberberger, Hilda Sandtner, Heinz Köppendörfer, Georg Simnacher, Dirk Heißerer, Alfons Schweiggert, Erich Schickling oder Arthur Maximilian Miller? Ja: Alle ihre Biografien sind bei Wikipedia zu finden. Und Ja: Sie sind auf unterschiedliche Weisen mit dem Pfarrhof im Rainer Stadtteil Gempfing verbunden.
Der 1981 generalsanierte Pfarrhof von 1709 war Wohn- und Amtssitz des 1990 verstorbenen letzten Gempfinger Pfarrers Wolfgang Steiner. Danach wurde er noch einige Jahre von dessen Haushälterin und einem Aushilfspriester bewohnt. Ab 2002 war er verwaist. In dieser Situation entschied man sich auf Initiative von Erich Hofgärtner und Anton Löffelmeier für eine gemeinschaftliche Nutzung des Anwesens.
2007 wurde der Förderverein Gempfinger Pfarrhof gegründet
Das denkmalgeschützte Haus der Gemeinschaft durch ein Projekt „Kultur im Pfarrhof Gempfing“ mit Ausstellungen und Begleitprogramm zu erhalten, war rasch als Ziel definiert. Das tragfähige Fundament bildete der dann 2007 gegründete Förderverein Gempfinger Pfarrhof. Den Vereinszweck wurde seither in bester Weise umgesetzt. Es geht um „die Förderung der kulturellen und denkmalgerechten Nutzung des Gempfinger Pfarrhofes und seiner Nebengebäude nebst Umgriff sowie des Erhalts des Gempfinger Pfarrhofes als geistig-kulturelles Zentrum des Dorfes, insbesondere durch Kunst- und Werkausstellungen, historisch-volkskundliche Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, Konzerte und ähnliche Veranstaltungen“. So sagt es die Vereinssatzung.
Zweimal gibt es dieser Tage den verdienten Lohn für zwei Jahrzehnte engagierter ehrenamtlicher Arbeit: Am heutigen Dienstagabend, 4. Juli, erhält der Verein im Kloster Thierhaupten den „Pro Suebia“-Preis der Eugen-Liedl-Stiftung. Und am darauffolgenden Dienstag, 11. Juli, zeichnet Bayerns Heimatminister Albert Füracker in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München die Gempfinger (und weitere Kulturschaffende aus den sieben Regierungsbezirken) mit dem Heimatpreis Bayern aus.
Der Förderverein des Pfarrhofs schaut weit über den Tellerrand hinaus
Heimatverbunden und weltoffen, so ist die Arbeit des Fördervereins seit seiner Gründung zu charakterisieren. Er sorgt sich um örtliche Themen – Kirchengeschichte, Trachten, Baukultur, Lebenslinien, Musik oder vorgeschichtliche Funde. Horizont ist nicht allein das Dorf oder die Pfarrei. Der Rainer Winkel und das angrenzende Oberbayern sind stets mit im Blickfeld.
Und der Förderverein schaut weit über den Tellerrand hinaus. Er hat sich dem Erbe des Kunstprofessors Josef Oberberger (1905 – 1994) verschrieben, „vereinigte“ auch dessen Malklasse in Gempfing, zeigte die Werke weiterer bedeutender bayerischer Künstler und lädt zu literarischen Vorträgen. Musikgruppen verschiedener Genres hatte man zu Gast. Einen „Tag der Volksmusik“ richtete man aus mit Gruppen vom Gstanzlsänger bis zur Blaskapelle.
Die Sprecher des Bayerischen Rundfunkssind zwischenzeitlich regelmäßig auf dem Gempfinger Kirchberg. Der 2020 verstorbene Heinz Köppendörfer nahm einst die Zuhörer mit auf eine humorvolle Reise durch seine Jahrzehnte als Lehrer, Kabarettist und Journalist. Er begeisterte sich für das „Unternehmen Pfarrhof“ ebenso wie der damalige Bezirkstagspräsident Georg Simnacher, Schwabens langjähriger Museumsdirektor Hans Frei oder unlängst Bezirksheimatpfleger Christoph Lang.
Der Gempfinger Kirchberg ist nicht nur ein historisches Ensemble aus Pfarrhof, Pfarrstadel, Kirche und Liebfrauenkapelle. Der Förderverein findet aus diesem Raumangebot für seine Aktivitäten stets die passenden Lokalitäten. Gesungen wird überall, je nachdem, wer gerade gastiert. Ausstellungen erweitert man nicht selten vom Pfarrhof auf den Stadel, und selbst die Holzlege war schon „Nebenschauplatz“.
Ohne Erich Hofgärtner und sein Team ginge in Gempfing es nicht
Der Erfolg der Aktivitäten liegt in der Vernetzung. Viele Künstler kommen gerne, teilweise zu sehr günstigen Honoraren (manches wäre sonst nicht finanzierbar). Offene Türe findet das Team sowohl bei Handwerkern und Helfern im Dorf, bei Stadt, Landkreis, Bezirksheimatpflege oder staatlichen Stellen wie jüngst dem Landesamt für Denkmalpflege Thierhaupten bei der fundierten Aufbereitung der örtlichen Bodenfunde. 200 Fördermitglieder steuern zehn Euro Jahresbeitrag bei.
Nicht denkbar wäre das „Unternehmen Pfarrhof“ allerdings ohne Erich Hofgärtner. Er lebt seit Geburt im Dorf, ist Gründungsvorsitzender und bestens vernetzt. Er studierte unter anderem Volkskunde und ist Rektor der Rainer Grundschule sowie Leiter der Hofmarksmusik und Dirigent des Singkreises Gempfing. Doppelte Verantwortung trägt er für das ortsbildprägende Ensemble, seit er 2013 das Amt des Kirchenpflegers übernahm.
Im Verein stehen ihm Schriftführerin Renate Krabler (Vorgängerin: Helga Harress) und Kassenwart Egon Keller (seit den Anfängen) als weitere Vorstandsmitglieder zur Seite. An helfenden Händen fehlt es dem Trio nie. Das ist die beste Basis für die landesweit beachteten Aktivitäten.