Zum elften Mal hat der Gemeinderat in Genderkingen die Bürgermedaille verliehen – erstmals wurde die Ehrung einer Frau zuteil. Die Laudatio auf Gabriele Schwab, der neuen Trägerin der zweithöchsten Ehrung der Kommune, wurde dreimal durch den Applaus der Gäste unterbrochen. Herzlicher Beifall am Ende der Ausführungen von Reiner Pfaffendorf würdigten die großen ehrenamtliche Verdienste von Gabriele Schwab um ihre Wahlheimat.
Als sie ihrer Liebe wegen – sie heiratete vor genau 40 Jahren den derzeitigen Bürgermeister Leonhard Schwab – nach Genderkingen kam, „verliebte sie sich auch in das Dorf“, führte Laudator Pfaffendorf aus, „die junge angehende Lehrerin zeigte schon damals ein besonderes Faible für Geschichte, für historische Zusammenhänge“. Schon die Zulassungsarbeit zum ersten Staatsexamen in Bayerischer Landesgeschichte galt Genderkingen, konkret der Auswertung des Katasterplanes von 1831.
Gabriele Schwab war auch am Heimatbuch Genderkingen beteiligt
Pfaffendorf erinnerte daran, wie mühevoll die Kommunikation und Recherche ohne Computer und Internet damals war. 1989 verfasste Gabriele Schwab den Kirchenführer des Rokokojuwels „St. Peter und Paul“. Das Büchlein ist bis heute gültig und rückt das erste große Werk des Kunstmalers Johann Baptist Enderle ins Bewusstsein der Bevölkerung. Mit Kirchenführungen, Ordnung des Pfarrarchivs, Dorfrundgänge für Kinder, Mitarbeit im Arbeitskreis „Zukunft Genderkingen“ und als 2. Vorsitzende des Chores Carmina brachte sich die Geehrte ein. Mit Unterstützung von Kurt Latzel und Werner Geillinger schuf sie ihr umfangreichstes Werk, das Heimatbuch Genderkingen – ein Wissensschatz und Gedächtnis der Gemeinde. Dabei initiierte sie die Forschung zu Pfarrer und Komponist Franz Anton Bieger und die Aufnahme seiner Werke in die Bayerische Musiksammlung.
Für die jüngere Vergangenheit seit 2021 listete Laudator Pfaffendorf unter anderem die digitale Neustrukturierung des Gemeindearchivs, 21 Beiträge „Blick in die Vergangenheit“ (alle zwei Monate als Beilage zum Mitteilungsblatt), Aufbau von digitalem Bildarchiv, digitaler Erfassung des Pfarrarchivs und Aufbau einer Sterbebilderkartei als Projekte von Gabriele Schwab auf. Demnächst soll mit dem Aufbau eines Ortsfamilienbuches begonnen werden. „Ich denke, Sie alle sind mit mir einig: Diese Frau ist einfach unfassbar,“ so Pfaffendorf. Schon vor 29 Jahren habe sie im Schlusswort des Heimatbuches geschrieben: „Moderne Einflüsse drohen heute den Sinn der Gemeinschaft zu zerstören anstatt zu bereichern. Stellen wir uns dieser Gefahr entgegen und beweisen wir durch Engagement und Teilnahme am dörflichen Leben, dass ‚Heimat‘ auch heute noch Zukunft hat.“ In diesem Sinn ging es ihr immer um die Sache, nie um die eigene Person.
Wie das Archiv der Gemeinde Genderkingen sogar Geld bringt
Zweiter Bürgermeister Michael Fürst untermauerte in seinen Ausführungen, dass Gabriele Schwab die Ehrung entsprechend der gemeindlichen Satzung im besten Sinne erfüllt habe. Besonderen Stellenwert habe die ehrenamtliche Tätigkeit, weil sie neben den Pflichten als Lehrerin, in der Familie und in der Kindererziehung ausgeübt wurde. Schließlich hob er die Wissensvorteile durch das hervorragend strukturierte Archiv heraus: Dadurch werde der Gemeinde voraussichtlich weiterhin der finanzielle Nachteilsausgleich aus der Wasserförderung in den Fränkischen Wirtschaftsraum für die Mehrkosten des Abwasserbetriebes zugesprochen.
Nach der Übergabe von Medaille und Urkunde durch den Vize-Bürgermeister dankte Gabriele Schwab den vielen Unterstützern– Familie, Einwohnern, Forscher-Kollegen – und hob viele „Weggefährten“ namentlich heraus. Ihr gehe es nicht um die große Weltgeschichte, sondern um die Menschen in der Gesellschaft. „Schön wäre es, wenn es weiterhin Geschichtsinteressierte gäbe“, so Schwab beim Blick in die Genderkingener Zukunft. Sie zitierte zum Sinn der Forschungen den Reichstagsabgeordneten August Bebel (1840–1913): „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten. “
Das Trio Karisma sorgte für den musikalischen Rahmen der Feierstunde.
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