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Gartenschau-Experte Hanspeter Faas über die Landesgartenschau 2028 in Donauwörth

Donauwörth

„Die Gartenschau ist für Donauwörth auf jeden Fall machbar“

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    Die Donau soll bei der Landesgartenschau 2028 in Donauwörth eine wichtige Rolle spielen.
    Die Donau soll bei der Landesgartenschau 2028 in Donauwörth eine wichtige Rolle spielen. Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)

    Herr Faas, Sie haben bereits mehrere Gartenschauen geplant und waren über 40 Jahre lang mit dem Thema befasst. Wie lange braucht es eigentlich, um so eine Schau zu organisieren?
    HANSPETER FAAS: Es kommt immer darauf an, wie Sie das Thema angehen, welche Offenheit es gibt. Aber im Normalfall reichen vier bis fünf Jahre aus.

    Donauwörth hat rund dreieinhalb Jahre Zeit. Das genügt Ihrer Meinung nach also?
    FAAS: Ich würde sogar sagen, dass der Zeitraum gar nicht so schlecht ist. Etwas Zeitdruck ist unglaublich wichtig für eine Vorbereitung. Man ist dann einfach zum Machen gezwungen, alle können sehr konzentriert an diesem Projekt arbeiten. Ich glaube deshalb, dass das für Donauwörth auf jeden Fall machbar ist. Die Stadt ist ja offenkundig auch darauf vorbereitet.

    Was ist denn bei der Organisation einer solchen Großveranstaltung wichtig?
    FAAS: Man braucht in erster Linie eine gute Idee. Die hat Donauwörth. Das Thema Fluss ist wichtig mit Blick auf die Zukunft. Der Klimawandel und die daraus resultierenden Folgen verändern gerade unsere Einstellung zu den Flüssen. Deshalb ist es wichtig, den Menschen die Bedeutung unser Flüsse für die Lebensqualität in unseren Städten wieder nahe zu bringen. Auch grüne Räume zu schaffen ist zukunftsträchtig. Das kommt im Konzept ebenfalls vor. Wichtig ist aber auch Offenheit im Verfahren. Denn nur durch die Beteiligung der Menschen entsteht eine Willkommenskultur, von der eine solche Gartenschau lebt. Die Leute müssen Lust haben mitzuwirken. So kann die Schau eine Diskussionsplattform sein, durch die Menschen zusammenkommen. Das muss von den Verantwortlichen aber vorgelebt werden und dann springt das auf die Stadtgesellschaft über. Die braucht es, um Erfolg zu haben.

    Tatsächlich spielen Vereine bei der Landesgartenschau ja auch eine wichtige Rolle...
    FAAS: Gärtnerische Themen sind immer noch das zentrale Thema bei Gartenschauen. Allerdings sind heute Kunst und Kultur genau so wichtig geworden und natürlich aktuelle Themen wie unser Umgang mit Ressourcen oder der Klimawandel. Die Besucher schauen, ob es ein gutes Veranstaltungsprogramm gibt. Es reicht nicht aus, einfach Ausstellungsthemen zufällig nebeneinanderzulegen. Deshalb ist eine Dramaturgie sehr wichtig. Gartenschauen, bei denen das Ausstellungsgelände mit der Stadt korrespondiert, sind meist erfolgreich. Wenn die Menschen auf kurzem Weg in die Stadt zum Mittagessen gehen können, ist das gut für die Schau und für die Stadt.

    Sie sprechen die Gastronomie an. Entstehen im Umfeld einer Gartenschau Restaurants und Cafés?
    FAAS: Natürlich profitieren Cafés und Restaurants von den Besuchern der Gartenschau. Und es haben sich teilweise Hotels zur Gartenschau angesiedelt, weil die Investoren mit höheren Besucherzahlen in der Stadt rechnen. Das Spannende ist nämlich, dass die nicht mehr auf das Niveau von vor der Schau zurückgehen. Es kommen weiterhin mehr Gäste in die Stadt.

    Gartenschauen sind also nachhaltig.
    FAAS: Davon bin ich felsenfest überzeugt. Die wirtschaftlichen Effekte sind enorm. Es profitieren ja nicht nur der Tourismus und die Gastronomie, sondern auch die am Bau beteligten Unternehmen. Weil es keinen Generalunternehmer gibt, bleibt der Großteil der Aufträge auch in der Region. Studien belegen, dass jeder Euro, den man ausgibt, den siebenfachen Folgenutzen auslöst. Im Schnitt geben Besucher ohne den Eintritt 17,50 Euro am Tag aus. Inklusive Übernachtung steigt der Wert auf 80 Euro. So profitiert auch der Einzelhandel. Es gibt keine andere Veranstaltung, bei der eine so starke Mittelstandsförderung durch die öffentliche Hand stattfindet wie bei einer Gartenschau.

    Nun ist die Gartenschau aber auch mit einer Menge Arbeit und Logistik verbunden. Gibt es da Ihrer Erfahrung nach auch Unmut bei den Bürgern?
    FAAS: Natürlich kommen viele Menschen in die Stadt. Da kann es sein, dass man mal nicht am gewohnten Platz parken kann oder im Restaurant keinen Platz bekommt. Natürlich darf man darüber hinaus andere wichtige Themen in der Stadt nicht schleifen lassen. Im Vorfeld gibt es oft auch Kritik, ob jetzt an diesem oder jenem Ort wirklich gebaut werden muss. Aber im Nachhinein sind die Menschen dann begeistert. Es ist einfach eine positive Stimmung, die da entsteht.

    Gab es in den 40 Jahren Gartenschauplanung eigentlich ein Ereignis, das Sie berührt hat?
    FAAS: Ich fand den Umgang mit dem Thema Inklusion immer sehr bewegend. Da geht es darum, Menschen mit Behinderung bei der Planung einzubeziehen. Wir haben auch immer stark darauf geachtet, dass auch diese die Gartenschau erleben konnten. Zum Beispiel mit Führungen für Blinde oder junge Menschen, die Rollstuhlfahrer geschoben haben. Die positive Resonanz, die man dafür erhält, hat mich emotional immer berührt.

    Hanspeter Faas

    Hanspeter Faas fungierte unter anderem von 1984 bis 2005 als Geschäftsführer der „Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen“. Darüber hinaus organisierte der heute 70-Jährige als Geschäftsführer die Bundesgartenschauen in München 2005, Koblenz 2011 und Heilbronn 2019. Er lebt in Memmingen.

    Hanspeter Faas hat mehrere Gartenschauen organisiert.
    Hanspeter Faas hat mehrere Gartenschauen organisiert. Foto: Hanspeter Faas
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    1 Kommentar
    Rainer Kraus

    Donauwörth ist nicht nur von der Lage her geradezu prädestiniert der Austragungsort der Gartenschau 2028 zu werden und es sollten junge Gärtner die Chance bekommen ihre Ideen umzusetzen.

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