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Fußball: Das Jahrhunderthochwasser spült auch die Fußball-Planungen weg

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Das Jahrhunderthochwasser spült auch die Fußball-Planungen weg

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    Der Sportplatz in Altisheim ist durch das Hochwasser total überflutet. Gekickt wird hier vorerst nicht mehr.
    Der Sportplatz in Altisheim ist durch das Hochwasser total überflutet. Gekickt wird hier vorerst nicht mehr. Foto: Stephanie Anton

    René Fuchs ist mächtig angefressen. Am vergangenen Sonntag ging der Spielertrainer des FC Mertingen mit seiner Mannschaft in die letzte Partie der Fußballsaison in der Kreisliga Nord gegen die SpVgg Riedlingen. Beide Teams kämpfen noch gegen den Abstieg, Riedlingen könnte sich noch auf einen Relegationsplatz retten, Mertingen will sich komplett aus der Abstiegszone befreien. Doch nach einer Halbzeit war Schluss, der Platzregen, der in den ersten 45 Minuten über Mertingen niederkam, machte den Platz unbespielbar. Offizieller Nachholspieltag wäre der darauffolgende Tag gewesen – für alle Kreisligisten. Angesichts der aktuellen Hochwasserlage in der Region kann dies nur bitter belächelt werden. "Warum wurde der Spieltag nicht ganz abgesetzt?", fragt sich Fuchs.

    Generell sei es für ihn und viele andere Fußballer jetzt ohnehin schwer, an ihren Sport zu denken. "Wir wären gestern lieber Sandsäcke füllen gegangen, als auf dem

    Fußball: Der Abstiegskampf in der Kreisliga Nord ist noch nicht ausgestanden

    Die Mertinger befinden sich in einer schwierigen Lage, denn die Tabellensituation in der Kreisliga Nord ist unglaublich eng. Der FCM steht mit 30 Punkten auf dem 12. Rang, der die Relegation bedeutet. Darüber stehen Ebermergen (11.) und Möttingen (10.) mit jeweils 33 Punkten. Gewinnt Mertingen gegen Riedlingen und verliert dann gleichzeitig

    Oliver Heider, sportlicher Leiter des TSV Möttingen, lässt hierzu verlauten: "Wir werden auf jeden Fall diese Woche trainieren, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht. Weil wir aktuell keine Ahnung haben, wann die Relegation stattfindet, ist das momentan für den TSV unplanbar. Ich kann selbst gar keine Aussage treffen, die Kader- und Urlaubsplanung ist komplett über den Haufen geworfen." Mit diesen Fragen sei er daher auch am Montagmorgen auf Bezirksspielgruppenleiter Matthias Lingg zugegangen.

    Auch Gruppenspielleiter Strobel kann der aktuell doch recht chaotischen Situation nichts abgewinnen. Er ist für die Einteilung der Kreisklassen zuständig und sagt, er sei bei der Sitzung der Spielleiter am vergangenen Freitagabend nicht dafür gewesen, dass am Sonntag überall gespielt wird: "Da fühle ich mich jetzt bestätigt, dass ich die Kreisklasse Nord 2 gleich auf Dienstag verschoben habe, da hier keine Aussicht bestand, dass gespielt werden kann. Selbst am Dienstag finden noch nicht viele Spiele statt, da die Vereine immer noch wichtigere Dinge zu tun haben als Fußball zu spielen." Natürlich wollten manche Vereine ihr Saisonfinale möglichst am vergangenen Wochenende bestreiten – trotz der angesagten Wetterlage. Und mancherorts konnte auch gekickt werden. Doch viele Spiele wurden ausgesetzt oder in den Partien, in denen es um nichts mehr ging, trat ein Kontrahent nicht an. Anders etwa in der Kreisliga West, hier wurde gleich ganz auf Sonntag, 9. Juni, verschoben. Das wäre für Strobel auch für andere Ligen wünschenswert gewesen. Die vier Spielleiter aus dem Kreis Donau haben sich nun dafür eingesetzt, dass es für die alle anderen Ligen im Kreis

    Gruppenspielleiter Strobel war von Anfang an für eine andere Lösung

    Eine Konferenz im Kreis Donau mit Bezirksvorsitzender Sabrina Hüttmann und Bezirksspielleiter Matthias Lingg habe am Sonntagabend ergeben, dass nur noch Spiele bestritten werden müssen, in denen es noch um Auf- oder Abstieg beziehungsweise die Relegation geht. In den auf- und abstiegsrelevanten Partien hätten die beteiligten Vereine bis einschließlich Sonntag Zeit, die Begegnung auszutragen. Über einen Heimrechttausch wird frühestens am kommenden Sonntag nachgedacht. "Bei der Relegation fange ich erst an zu planen, wenn alle Spiele fix geplant bzw. gespielt worden sind", sagt er. 

    Er selbst habe bei der Sitzung am Freitag dafür plädiert, die Saison im Kreis Donau sofort zu beenden und den letzten Spieltag ausfallen zu lassen. Hier wäre der Paragraph 94 der Spielordnung, besser bekannt als Corona-Paragraf für höhere Gewalt zum Tragen gekommen, nach Prüfung und Zustimmung mit dem Verbandsspielausschuss. Die Entscheidung für die Austragung des Spieltags sei am Freitag für den ganzen Bezirk getroffen worden nach mehrheitlichem Beschluss. Jetzt müsse man mit der chaotischen Situation zurechtkommen. Wobei auch Strobel betont: "Fußball ist zwar die schönste Nebensache der Welt, aber derzeit wirklich nur Nebensache."

    Fußball-Funktionäre kleiner Vereine klagen über organisatorisches Chaos

    Spielen muss auch noch die SpVgg Altisheim-Leitheim, die in der Kreisklasse Nord 2 noch um den Klassenerhalt kämpft. Das ausstehende Spiel gegen den Meister Ehingen-Ortlfingen wurde bereits von Dienstag, 4. Juni, auf kommenden Sonntag verschoben, denn der Altisheimer Platz gleicht einem Freibad. "Unser Sportplatz sieht aus wie der Tegernsee! Wie sollen wir da spielen?", fragt sich Sportdirektor Harald Seuberth. Natürlich wolle die SpVgg die Partie möglichst auf dem eigenen Platz vor den heimischen Fans austragen, die Aufgabe gegen den neuen Meister der Liga ist so oder so schwer genug. Doch wenn bis Sonntag kein Spiel dort möglich ist – und angesichts der Wassermassen ist dies wahrscheinlich – so muss die Partie in Ehingen stattfinden. Ob dort gespielt werden kann, ist aktuell ebenfalls fraglich. 

    Bootfahren wäre auf dem Sportplatz in Altisheim derzeit durchaus möglich, kicken eher nicht.
    Bootfahren wäre auf dem Sportplatz in Altisheim derzeit durchaus möglich, kicken eher nicht. Foto: Stephanie Anton

    Für Seuberth wäre es am einfachsten gewesen, gleich den kompletten Spieltag um eine Woche zu verschieben. "Jetzt herrscht ein wahnsinniges Chaos! Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Leute die Lust am Ehrenamt verlieren", wettert er. Vor allem, dass sich nun stündlich alles ändere, ärgere ihn. Es gehe ja nicht nur um das Spiel selbst, auch rundherum sei für Funktionäre viel zu organisieren, wie etwa die Bewirtung. Er selbst, wie auch Spielleiter Strobel, hätten so das gesamte Wochenende am Telefon verbracht. "Das ist der reinste Irrsinn!", findet Seuberth. 

    BFV lässt Fingerspitzengefühl vermissen, klagt Laubs Spartenleiter Seefried

    Unverständnis hat die ganze Situation auch beim Lauber SV verursacht. Die Kreisklasse-Nord-1-Mannschaft hätte ursprünglich am Samstag ihr Heimspiel gegen den FSV Flotzheim austragen sollen, wegen des Wetters wurde erst auf Sonntag verlegt, dann auf Dienstag. Nun hat der BFV aber die Partie, in der es um nichts mehr gegangen wäre, ersatzlos gestrichen. Norbert Seefried, Spartenleiter Fußball beim LSV, hat dazu eine klare Meinung: „Wenn ich Spiele ansetze, und zum Fenster rausschaue und so eine Wetterlage sehe, dann ist das für mich von oben her eine Katastrophe. Wenn ich am Samstag nicht spielen kann, kann ich am Sonntag nicht spielen, und am Dienstag auch nicht. Da wird auf die kleinen Vereine nicht geschaut, ob der Platz kaputt gemacht wird oder nicht. Ich fand‘s ganz schlecht.“ Mit Blick auf die in der Halbzeit abgebrochene Kreisliga-Partie Mertingen gegen Riedlingen sagt Seefried: „Die haben doch andere Sorgen, als dieses Spiel zu spielen. Der BFV, oder egal, wer das entschieden hat, hätte mehr Fingerspitzengefühl haben sollen und zum Beispiel die Vereine auch mitentscheiden lassen.“ 

    Der neue Kreisspielleiter Jürgen Friedrich (Bäumenheim) sagt, "im Nachhinein ist man immer klüger". Hätte man gewusst, wie verheerend sich die Situation entwickeln würde, hätten er und die anderen Spielleiter bei der Sitzung am Freitag sicher anders entschieden und für das Wochenende keine Spiele angesetzt. Nach eingehender Beratung und Blick auf verschiedene Wetterprognosen sei man lediglich von viel Regen ausgegangen. "Wir haben versucht, einen geregelten Spielbetrieb aufrechtzuerhalten, damit zumindest die wichtigsten Spiele durchgeführt werden können", erklärt Friedrich. Ausschlaggebend seien viele Faktoren, wie die Urlaube vieler Spieler im Juni nach der Saison, Studium, Arbeit und so weiter. Letztlich hatte man das Wetter unterschätzt. Auch Friedrich betont, dass der Fußball jetzt natürlich in den Hintergrund rücke. Man wolle keine Wettbewerbsverzerrung und versuche nun, alles fair zu Ende zu bringen. Auch der Beginn der Europameisterschaft der Herren setze keine Grenze mehr, bei der alle Amateurspiele beendet sein müssen. "Da gibt es keinen Druck mehr, wir wollen alles im Sinne der Vereine durchführen – aber zeitnah", sagt er. 

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