Der Landkreis Donau-Ries steht vor einer wegweisenden Frage: Will man sich einem großen Verkehrsverbund anschließen - beziehungsweise bei der wahrscheinlichen Fusion von Augsburger Verkehrsverbund (AVV) und Münchener Verkehrsverbund (MVV) mitmachen, und das möglichst von Anfang an? Für die Fahrgäste aus der Region hätte dies wohl einige Vorteile. Das Thema wurde am Donnerstag eingehend im Wirtschaftsausschuss des Kreises in Donauwörth diskutiert.
Die Verlobung ist geglückt, die Hochzeit steht augenscheinlich kurz bevor: Die Vertreter von AVV und MVV teilen sich zumindest schon einmal die Vorstellungstermine in den Landkreisen auf. Für einen möglicherweise fusionierten AVV-MVV stand in Donauwörth AVV-Geschäftsführerin Linda Kisabaka Rede und Antwort. Doch nicht nur sie. Die Relevanz der größer werdenden Verkehrsverbünde unterstrich auch die Anwesenheit eines Vertreters aus dem bayerischen Verkehrsministerium, Florian Meyer. Doch bevor die beiden Genannten die Werbetrommel für einen Beitritt zum Verbundsystem rühren durften, wurde ein Gutachten präsentiert.
Gutachten zeigt: Kreis Donau-Ries sollte Teil des AVV-MVV werden
Dessen Autor ist Hendrik Koch von der Mobilité Unternehmensberatung in Köln. Koch kommt zu dem Schluss, dass das Modell der Vereinheitlichung das einzig langfristig tragfähige sei, sprich: Wenn ein Fahrgast an irgendeinem Bahnhof im Kreis Donau-Ries zusteigen und an einen Zielort in der erweiterten Region, also im Gebiet des AVV oder MVV möchte, so dürfe er in Zukunft nur noch ein Ticket benötigen. Digital und mit sämtlichen Infos auf dem Smartphone über Anschlussverbindungen und eventuelle Verspätungen. Abgerechnet würde der Fahrpreis dann auch gleich digital über eine entsprechende App. Koch nannte zur Illustration der momentanen Gegebenheiten eine Reise von 20 Kilometer Luftlinie zwischen zwei oberbayerischen Orten, für welche der Fahrgast aktuell noch sage und schreibe acht Tickets benötigen würde.
AVV-Vertreterin Kisabaka erklärte, dass ein Beitritt zum AVV den Landkreis pro Jahr eine Million Euro kosten würde - keine kleine Summe, der gesamte Etat des Landkreises, der vielfältige Aufgaben zu erfüllen hat, beträgt gut 200 Millionen Euro. Dennoch, die Resonanz unter den Mitgliedern des Verkehrsausschusses fiel mehrheitlich positiv aus, auch wenn am Donnerstag noch nichts entschieden wurde. Vielfach wurde geäußert, dass jene Vereinheitlichung und Vereinfachung im Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) alternativlos sei. Auch Ministeriums-Vertreter Meyer unterstrich dies. Gutachter Kochs Fazit lautete schließlich: „Es ist eine Chance, sie sollten sie nutzen.“ Alle momentanen Verbindungen innerhalb des Landkreises könnten zudem beibehalten werden, erläuterte Kisabaka.
Landrat Stefan Rößle nannte „bestechende Vorteile“ einer Verbundmitgliedschaft. Allerdings steht wohl alles unter der Prämisse der tatsächlichen Heirat von AVV und MVV. Aber, wie es bei Hochzeiten so ist: Es könnte sein, dass einer der Partner noch kalte Füße bekommt. Dann erschiene die Mitgliedschaft beim AVV nur noch halb so attraktiv. So oder so: Ein Beitritt des Landkreises wäre wohl erst Anfang 2026 realistisch. Die Weichen müssten jedoch bald gestellt werden.
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