An den Wänden ist kaum ein Platz frei: Dutzende von Fotos mit Musikern hängen dort, ebenso Konzertplakate und kuriose Dinge wie der hintere Teil eines alten Cadillacs, der als Ablage dient. Wer den Doubles Starclub in Donauwörth erstmals betritt, braucht eine Weile, um all die Eindrücke zu verarbeiten, die sich einem bieten. Vorbei an einer Bar und einer Reihe von Tischen geht es geradeaus in ein komplett mit Leopardenmuster-Stoff verkleidetes Zimmer, in dessen Mitte ein Billardtisch steht. Rechts führt eine Treppe hinab in den eigentlichen Mittelpunkt des in der Region einzigartigen Lokals, denn im Kellergeschoss spielt bei Katharina und Michael Wanke im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Seit zehn Jahren findet dort ein Konzert nach dem anderen statt. Wohl über 700 waren es seit 2014. Am Samstag, 14. September, wird das Zehnjährige standesgemäß gefeiert: Mit der Band Flat Pix geht es nach der Sommerpause in die neue Saison „beim Double“.
Um die Musik dreht sich das Leben von Michael Wanke schon seit jungen Jahren. Er war Hobby- und Berufsmusiker und eröffnete einen Musikladen, erst im Ried und dann in der Kronengasse in den beiden unteren Etagen des früheren Kaufhauses Britzelmeir. Dort startete „Double“, wie Wanke von vielen genannt wird, 2012 Workshops mit Profi-Musikern, wie zum Beispiel dem Top-Schlagzeuger Brian Tichy. Die Resonanz sei überwältigend gewesen. Es folgten erste Auftritte im Laden: „Wir haben gemerkt: Das geht.“ Also räumten Wanke und seine Frau Katharina die untere Etage aus und richteten dort einen Konzertraum mit Bühne ein. 2014 erfolgte der offizielle Start für Doubles Starclub. Bei der Premiere spielte Pete York mit seiner Band. Das ließ Musikliebhaber aufhorchen. York war Mitglied der Spencer Davis Group, die in den 1960er Jahren weltweit mehrere Hits hatte (“Keep on running“, „Gimme your lovin‘“, „I‘m a man“), und lebt seit Jahrzehnten in Oberbayern.
Doubles Starclub erstreckt sich über zwei Etagen über rund 450 Quadratmeter
Die Entwicklung zum Live-Club hin sei nicht geplant gewesen, sondern eher aus einer gewissen Not geboren, erklärt Michael Wanke. Der Musikladen sei durch die Konkurrenz des Internethandels immer schlechter gelaufen. Vor einigen Jahren gab der Donauwörther das Geschäft endgültig auf. Seitdem betreiben die Wankes einen für eine Kleinstadt wie Donauwörth bemerkenswerten Club, der sich auf rund 450 Quadratmetern über zwei Stockwerke erstreckt und für bis zu 200 Gäste zugelassen ist. Der Vorteil der großen Fläche: Es ist ein entsprechendes Angebot möglich (Billard, Kneipe), jedoch wird mehr Personal benötigt.
Besonders stolz sind die Wankes auf die ebenso stilvolle wie individuelle Einrichtung. Um die und um den Gastro-Bereich kümmert sich Katharina Wanke (Spitzname: K.C.), die gelernte Dekorateurin, die nahe Regensburg „in der Gastronomie aufgewachsen“ ist. Ein großer Teil der Möbel stamme aus der Fundgrube der Caritas oder aus sei günstig über Ebay-Kleinanzeigen erworben. Oder von einem Kumpel, der die Ausstattung eines alten Friseursalons zur Verfügung stellte. Der Billardtisch gehöre einer Freundin, auch der Kicker sei eine Dauerleihgabe.
In Donauwörth traten bereits Pete York, Nick Woodland und Greg Koch auf
Besonders stolz ist „Double“ auf den Backstage-Bereich. Der Rückzugsraum für die Stunden vor und nach einem Konzert sei bei den Künstlerinnen und Künstlern hoch geschätzt. Wasserkocher für Tee, ein in einem alten Bass-Verstärker integrierter Kühlschrank, ein Sofa - da sei manche Band schon bis 5.30 Uhr morgens geblieben. Pete York liebe übrigens Schokokuchen. Eine Bekannte buk eigens einen solchen für den Schlagzeuger, der inzwischen schon mehrmals in Doubles Starclub aufgetreten ist. Ebenso wie viele andere Musiker, wie zum Beispiel Nick Woodland (Ex-Gitarrist von Marius Müller-Westernhagen) und Greg Koch (“einer der besten Gitarristen überhaupt“), Wanted, Stefano Messina, Boppin‘ B, Label Z und, und, und.
Was auffällt: Das Programm gestalten hauptsächlich Rock- und Heavy-Bands. „Wir wollten anfangs vielseitiger sein“, klärt Michael Wanke auf, aber es habe sich gezeigt, dass die Fans dieser Musikrichtungen eher bereit seien, ein Konzert zu besuchen: „Diese Leute wollen raus und am Leben teilhaben.“ Im Laufe der Zeit seien in Doubles Starclub bisher wohl mindestens 700 Konzerte zusammengekommen. Jedes Jahr besuchten diese insgesamt über 10.000 Gäste. Manche reisten von weither an und übernachteten auch in Donauwörth. Der 60-Jährige nennt eine Frau aus dem Bereich von Roth (Mittelfranken) als Beispiel. Die sei fast jedes Wochenende vor Ort. Überhaupt: Etwa 90 Prozent der Besucherinnen und Besucher kämen nicht aus Donauwörth. Ein Punkt, der die Wankes auch nachdenklich macht, denn allzu oft werde in der Stadt lamentiert, es sei nichts los.
Betreiber von Doubles Starclub in Donauwörth: „Leben kann man davon nicht“
Die Betreiber des Musik-Clubs geben offen zu, sie seien mit ganz viel Enthusiasmus am Werk. „Leben kann man davon nicht“, so Michael Wanke. Wie ein „Schlag mitten in die Fresse“ habe sich die Corona-Auszeit angefühlt. Just als der Club so richtig ins Laufen gekommen sei, ging gar nichts mehr. Dass nicht Schluss war, sei der staatlichen Förderung (das Programm „Neustart Kultur“ des Bundes, Kurzarbeiter-Geld), der finanziellen Unterstützung zahlreicher Menschen bei einer sogenannten Crowfunding-Aktion und dem Entgegenkommen des Vermieters zu verdanken. Auch heute könne der Konzertbetrieb nur dank vielseitiger Hilfe aufrecht erhalten werden: „Ohne Förderung funktioniert keine Kultur.“ Was die Wankes antreibt, trotz aller Mühen durchzuhalten: Es seien die Kontakte zu den Musikern (“Künstler haben viel zu erzählen“) und zum Publikum. All die Liebe und die Emotionen, die man hier erfahren dürfe - „deshalb machen wir das“.
Das aktuelle Programm in Doubles Starclub, das am 14. September beginnt, enthält allein bis Weihnachten gut 20 Konzertabende. Im September stehen noch an: Freitag, 20. September „Open Stage“ (offene Bühne für jedermann), Samstag, 21. September, Cordheart (Classic Rock Cover), Freitag, 27. September, Travel sings (Mitsing-Konzert), Samstag, 28. September Trion (Fusion-Jazz-Rock). Weitere Infos im Internet unter www.doublesweb.de
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden