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Donauwörth: Wieder schließt ein Laden: Was ist das Problem in der Reichsstraße?

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Wieder schließt ein Laden: Was ist das Problem in der Reichsstraße?

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    Die Reichsstraße gilt als Donauwörths Prachtmeile. Dennoch häufen sich die Geschäftsschließungen.
    Die Reichsstraße gilt als Donauwörths Prachtmeile. Dennoch häufen sich die Geschäftsschließungen. Foto: Barbara Wild (Archivbild)

    Müller, Bernreuther, Tchibo, Schmid und jetzt auch noch Gerry Weber: Seit Monaten reiht sich eine Schließung in der Donauwörther Innenstadt an die nächste. Dabei war die Reichsstraße einst durchaus lebendig und gut besucht, gilt nicht umsonst bis heute als Donauwörths Prachtmeile. Woran liegt es also, dass das Verhältnis zwischen Schließungen und Neueröffnungen so unausgeglichen ist?

    Marco Cislaghi ist Leiter für Marketing und Kommunikation bei der Steingass-Gruppe, die Mode- und Textilhäuser betreibt. Auch in der Reichsstraße versuchte es das Unternehmen einst mit einem s.Oliver-Store, allerdings ohne Erfolg. "Die Kundenfrequenz hat sich einfach nicht so eingestellt, wie wir uns das erhofft hatten", sagt Cislaghi. In Nördlingen sei das ganz anders. Dort betreibt das Unternehmen insgesamt sechs Standorte. Was ist der Unterschied? Cislaghi sieht einen großen Vorteil in der Fußgängerzone. Dort sei die Aufenthaltsqualität gleich eine ganz andere, zum einen durch den ausgewogenen Mix zwischen Handel und Gastro, aber auch durch Angebote wie beispielsweise Spielgeräte für Kinder. "Dadurch wird es auch als Familie attraktiv, einen gemütlichen Einkaufsbummel zu machen, man kann in Ruhe einen Kaffee trinken und die Kinder werden bespielt", sagt Cislaghi. Aktuell fehle all das in der Reichsstraße. Zudem seien es oft Filialen größerer Ketten, die sich in der Donaustadt niederließen und die bei niedrigem Umsatz eher wieder geschlossen würden, als das bei kleinen, inhabergeführten Läden der Fall sei. 

    Gerry Weber schließt seine Filiale in der Donauwörther Innenstadt

    So auch das Modegeschäft Gerry Weber. Wegen Insolvenz des Unternehmens werden zu Ende September in Deutschland insgesamt 122 Filialen geschlossen, darunter auch in Donauwörth und Nördlingen. Wirklich überraschend käme das nicht, sagt die Filialleiterin für beide Niederlassungen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Seit April arbeitet sie bei Gerry Weber, jetzt muss sie sich schon wieder einen neuen Job suchen. Doch sie habe sich bereits gedacht, dass es so weit kommen würde. "Ich habe die Zahlen ja schon lang gesehen, das konnte nicht auf Dauer gut gehen." Die Juli-Kollektion habe sie schon gar nicht mehr in die Läden bekommen. In Donauwörth habe sie eigentlich noch zwei Mitarbeiterinnen, die jedoch ihre Überstunden abbauen müssten und darum beide schon nicht mehr bei ihr arbeiten würden. Zwar habe sie ganz aktuell eine Teilzeitkraft bekommen, doch diese sei für zwei Tage pro Woche da und wenn sie selbst freinehmen müsse, müsse das Geschäft in Donauwörth geschlossen bleiben – ebenso wenn sie ihren noch offenen Urlaub abbaue. Bei der Frage, wie das Geschäft in Donauwörth generell gelaufen sei, zuckt sie mit den Schultern. "Mau." Es habe ein paar Stammkunden gegeben, doch erst jetzt, wo es im Räumungsverkauf alles billiger gebe, sei der Zulauf groß.

    Filialen in Donauwörth und Nördlingen schließen
    Filialen in Donauwörth und Nördlingen schließen Foto: Lara Schmidler

    Es scheint ein ständig wiederkehrendes Problem zu sein: Geschäfte schließen, potenzielle Verkaufsflächen bleiben ungenutzt. Das liegt auch daran, dass sich viele der Gebäude im Besitz privater Eigentümer befinden, die selbst darüber verfügen können, ob sie ihr Haus vermieten und wer sich einmietet. "Wir können Eigentümer natürlich nicht bevormunden", sagt Mirko Zeitler, Pressesprecher der Stadt Donauwörth. "Und das ist ja auch gut so." Was man aber machen könne und was ja auch ganz aktuell geplant sei, sei ein umfassender Umbau und die damit einhergehende Verschönerung der Reichsstraße, die mit der Tanzhaussanierung Hand in Hand gehe (wir berichteten). "Wir sind bemüht, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen." Dazu gehören unter anderem die geplanten Wellendecks, auf denen Passanten sitzen oder liegen können, sowie auch die Verlegung der Parkplätze und der Bushaltestelle. Dass Autofahrer künftig nur noch 20 statt 30 Stundenkilometer fahren dürfen, solle ebenfalls dazu beitragen, die Innenstadt für die Menschen wieder attraktiver zu machen. Denn: "Je mehr Menschen sich hier aufhalten, desto mehr Unternehmen werden wieder Interesse zeigen", sagt Zeitler.

    Marco Cislaghi von Steingass: Donauwörth hat Potenzial

    Diese Aussage unterschreibt auch Marco Cislaghi. "Donauwörth hätte Potenzial", betont er. Ob ein Standort für eine Niederlassung anziehend sei, hänge im Wesentlichen von drei Faktoren ab: Besonders wichtig seien die Aufenthaltsqualität und die Frequenz der potenziellen Kundinnen und Kunden, aber auch das Stadtmarketing müsse die Stadt aktiv als Einkaufsstadt bewerben. Gleichzeitig müssten dabei auch die Mieten stimmen. "Es ist ein Mix aus diesen drei Stellschrauben, der stimmen muss." Man müsse schauen, wo man ansetzen könne. "Donauwörth hat nämlich auch tolle Sachen."

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