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Donauwörth: Wie soll Donauwörths Bibliothek in Zukunft aussehen?

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Wie soll Donauwörths Bibliothek in Zukunft aussehen?

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    Evelyn Leipert-Kutzner hat viel vor mit der Stadtbibliothek Donauwörth.
    Evelyn Leipert-Kutzner hat viel vor mit der Stadtbibliothek Donauwörth. Foto: Hilgendorf

    Die Schwelle ist erst einmal hoch, um hineinzukommen in die weitläufigen Räume, die voll sind mit Wissen, Spannung, Erlebnissen. Die Donauwörther Stadtbibliothek steht in zweiter Reihe, im Rückgebäude des Stadtkommandantenhauses zwischen Reichs- und Sonnenstraße. Von dort sind es dann immerhin noch zwei Stockwerke, bis man schließlich das Reich der Bücher betritt. Bibliotheksleiterin Evelyn Leipert-Kutzner engagiert sich hier seit über vier Jahrzehnten, um das Beste aus der Lage zu machen. Mittelfristig könnte sich nun aber alles ändern. Denn es dürfte ein Umzug anstehen, vor in die erste Reihe - in das dann sanierte Tanzhaus. Dann soll die Bibliothek vor allem ein Treffpunkt für alle sein, der weit mehr bietet als Bücher.

    Die Stadtbibliothek Donauwörth ist stark gewachsen

    Seit 1979 leitet Leipert-Kutzner die Bibliothek. Sie hat seitdem ziemlich viel bewegen können. Anfangs war die Stadtbibliothek noch im Deutschordenshaus untergebracht, dort, wo jetzt die städtische Kunstgalerie zu finden ist. Als die Hauptschule dann in den Stauferpark zog (jetzt: Ludwig-Auer-Mittelschule), richtete die Stadt deren vormalige Räume für den Bücherbestand her. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs und wuchs die Bibliothek, von 360 auf 600 Quadratmeter. Und stets hat Leipert-Kutzner versucht, mit der Zeit zu gehen, die Bibliothek zeitgemäß weiterzuentwickeln. In den 1980er-Jahren dominierten hier noch knallige Farben wie Orange – heute ist es dezenter gehalten, aber dafür auch warm und gemütlich: Es gibt Sitzmöglichkeiten auf diversen Sofas, sogar zwei Massagesessel hat man platziert. Mit einem Touch-Bildschirm lassen sich der Bücherbestand und die verfügbaren digitalen Medien durchforsten. Doch dabei soll es nicht bleiben.

    Klassisch und modern: Evelyn Leipert-Kutzner will die Stadtbibliothek an die Zukunft anpassen.
    Klassisch und modern: Evelyn Leipert-Kutzner will die Stadtbibliothek an die Zukunft anpassen. Foto: Hilgendorf

    Mit dem höchstwahrscheinlich anstehenden Umzug ins Tanzhaus soll alles in Zukunft noch großzügiger werden – und im wahrsten Sinne des Wortes "niedrigschwelliger". Auch physisch: "Wir sind hier einfach versteckt in der zweiten Reihe und im zweiten Stock", fasst Leipert-Kutzner das große Manko zusammen, gegen das sie am jetzigen Standort aber kaum ankämpfen kann. Man müsse in Donauwörth wissen, wo die Bibliothek ist - die sogenannte Laufkundschaft fängt man im versteckten Istzustand eher nicht. Das soll nach dem Umzug ins Tanzhaus geschehen. "Die Bibliothek von heute muss ein Treffpunkt sein - ein Ort, der Lebensqualität bietet", erklärt Leipert-Kutzner.

    Bibliothek: Aarhus als Vorbild für Donauwörth

    Wer wissen will, was damit gemeint sein könnte, der sollte sich im Internet (oder am besten live) das architektonisch anspruchsvolle Bibliotheksgebäude DOKK 1 im dänischen Aarhus anschauen. Dort gibt es zwar auch Bücher in Fülle, aber dies ist nur ein Teil des Ganzen: Lounge- und Kinderbereiche, Internet-Plätze, sogenannte Maker-Spaces, in denen sich Menschen in Gruppen und auch Vereine für Workshops treffen können. Alles barrierefrei und offen, hell. Die Bibliothek müsse stets ein "Willkommen-Gefühl" verströmen, so die Leiterin; ein verstaubter "musealer Charakter", wie ihn so manche Einrichtung früher hatte, das sei für einen öffentlichen Raum, an dem sich die Menschen allesamt wohlfühlen sollten, grundfalsch.

    Konkret brauche die neue Stadtbibliothek mindestens 1000 bis 1200 Quadratmeter Fläche, das sei für eine Stadt mit 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der "Mindestplatzbedarf", wie Leipert-Kutzner betont. Zudem rechnet man mit einem Medienangebot von zwei Medien pro Einwohner – das erfülle die Stadtbibliothek bereits.

    Indessen müsse die Publikumsfläche zusammenhängend sein, sie dürfe nicht getrennt werden – Büroräume, Depots und Sozialraum könnten dahingegen auf verschiedene Stockwerke verteilt werden. Aber Leipert-Kutzner sagt auch: "Das muss ein Architekt entwerfen, man braucht einen Planer hierfür."

    Donauwörths Bibliothek hatte über 200 Neuanmeldungen im Corona-Jahr

    Indessen ist auch die bis dato etwas "versteckte" Donauwörther Stadtbibliothek ein Magnet, Corona hat dem keinen Abbruch getan: Im Pandemiejahr 2021 meldeten sich 207 Nutzer neu an, die Einrichtung verzeichnete 17.399 Besuche, 1756 aktive Nutzerinnen und Nutzer gibt es, die über 78.000 (klassisches Buch) beziehungsweise 14.893 (digital) Medien entliehen.

    Was weiter laufen soll und wohl noch ausgebaut wird, das ist die Stadtbibliothek als Netzwerk in der Stadt. Drei Filialen hat die Bibliothek inzwischen mit der FOS/ BOS, dem Gymnasium sowie – das ist das neueste Projekt – der Gebrüder-Röls-Grundschule in Riedlingen. Letztere könnte langfristig nicht nur den Schülern zur Verfügung stehen, sondern als eine Art Stadtteilbibliothek fungieren.

    Die Bibliothek der Zukunft, sie ist insgesamt kein Zukunftsprojekt, Leipert-Kutzner und ihr Team sind bereits mittendrin in der Weiterentwicklung dieser zentralen Einrichtung, die ein Lernort und Treffpunkt für alle sein soll. Möglichst ohne Hürden und Schwellen, vorne statt in zweiter Reihe.

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