Aktuell gibt es für Stefano Messina viel Grund zur Freude. Es gebe derzeit so viele Anfragen, dass er gar nicht alle bedienen könne, sagt der Musiker aus dem Landkreis Donau-Ries. Dass er momentan Anfragen ablehnen muss, hat aber auch einen weiteren Grund. Anders als vor der Corona-Pandemie arbeitet Messina inzwischen nicht mehr hauptberuflich als Musiker. Er musste sich einen anderen Job suchen und arbeitet nun als Vollzeitkraft in einem großen Industriebetrieb. Ihm geht es wie vielen anderen Musikern und Musikerinnen, die in der Kunst- und Kulturszene die vergangenen beiden Jahre stark gelitten haben. Messina ist ein Beispiel, das zeigt, wie sich das Leben von Kulturschaffenden durch die Pandemie verändert hat.
Im November 2020 war für den Musiker aus dem Ries erst einmal vieles vorbei
Im November 2020 war das Leben als Berufsmusiker für Messina erst einmal vorbei. Eine Zeit, in der das Hobby der Beruf gewesen war, in dem es zahlreiche Auftritte und Erinnerungen gegeben hatte. Der Sänger und Gitarrist, der mit einer ganz besonderen Stimme ausgestattet ist und schon viele Menschen begeistert hat, kam durch die Corona-Pandemie nicht mehr auf die Bühne. Die Auftritte blieben aus, das Geld auch. Der Musiker sagt: "Ich habe acht Monate von Rücklagen gelebt und die sind auch irgendwann mal aufgebraucht. Für mich war es einfach alternativlos, mir etwas zu suchen."
Statt auf Firmenfeiern, Hochzeiten oder sonstigen feierlichen Anlässen mit Gitarre und Band zu performen, standen nun die Traktoren bei der Firma Fendt in Bäumenheim für Messina auf dem Programm. Er erklärt: "Mir war nach acht Monaten klar, dass ich irgendwann Einnahmen brauche. Da musste ich eine Entscheidung treffen. Nach über zehn Jahren als hauptberuflicher Musiker war das natürlich nicht leicht."
Heute ist Messina in der Fabrik tätig
Bis heute ist Messina in der Fabrik tätig, mittlerweile hat er sich sogar eine Festanstellung erarbeitet. Die Musik muss deshalb hinten anstehen. "Ich habe dadurch natürlich viel zu tun und deswegen wäre es auch zu viel, so viele Auftritte zu spielen, wie ich das vor der Pandemie gemacht habe. Freitage kann ich eigentlich gar nicht mehr annehmen", sagt Messina. Vor allem das Jahr 2020 hat den Musiker in seinem Denken verändert. Die ständige Ungewissheit, wann es weitergehen könne, sei für ihn das Schlimmste gewesen, schildert Messina.
Andere Kollegen hätten sich durch Musikunterricht über das Internet teilweise noch etwas über Wasser halten können. Für ihn war das allerdings keine Möglichkeit: "Ich habe nie Musik studiert. Um zu unterrichten, fehlt mir im Vergleich zu anderen Musikern einfach der Background. Für mich war dann auch klar, dass ich das nicht anbieten kann und will." So zehrte Messina längere Zeit von seinem Ersparten.
Nach dieser Zeit denke er vorsichtiger und habe mehr Respekt vor Krisensituationen, sagt er. Der Sänger und Gitarrist ist vom Naturell her sehr positiv, dennoch wirkt er bei dem Blick auf die Anfangszeit der Corona-Pandemie nachdenklich. "Im Moment könnte ich von den Aufträgen her sagen, ich werde wieder hauptberuflich Musiker. Aber ich habe großen Respekt vor dieser Situation bekommen, wenn alles dicht gemacht wird und alle Aufträge wegfallen. Das hat Narben hinterlassen", sagt er.
Messina weiß die Sicherheit in dem jetzigen Job sehr zu schätzen
Mittlerweile wisse er die Sicherheit durch seinen aktuellen Beruf sehr zu schätzen. Auch deshalb will Messina vorerst nicht wieder als Musiker in Vollzeit arbeiten, obwohl die Musik freilich nach wie vor eine große Leidenschaft von ihm sei. Das konnte auch die Pandemie nicht verhindern. Die aktuelle Auftragslage wäre sogar so, dass ein Wechsel zurück möglich wäre, sagt Messina. Seine Gründe, noch zu warten, seien aber auch den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen geschuldet: "Jetzt ist auch noch der Krieg in der Ukraine, da weiß man ja auch nicht, was noch alles kommt. Ich bin vorsichtiger geworden. Für meinen Kopf ist es derzeit zu früh, um diesen Schritt wieder zu wagen. Schließlich ist so eine Festanstellung auch viel wert", sagt Messina.