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Wolfgang Schoder verlässt Airbus Helicopters: Stefan Thomé wird Nachfolger

Airbus Helicopters

Airbus Helicopters: Deutschland-Chef Wolfgang Schoder geht

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    Wolfgang Schoder hat zum rasanten Wachstum des Hubschrauber-Standortes in Donauwörth maßgeblich beigetragen.
    Wolfgang Schoder hat zum rasanten Wachstum des Hubschrauber-Standortes in Donauwörth maßgeblich beigetragen. Foto: Marcus Merk

    Manchmal ist ein Manager am Ende zufrieden damit, wenn er sich verschätzt hat. So sagte Wolfgang Schoder als Deutschland-Chef des Hubschrauberherstellers Airbus Helicopters einst: „Mit gut 5000 Beschäftigten stoßen wir in Donauwörth an unsere Grenze.“ Doch schon als die Schallmauer von 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an dem nordschwäbischen Standort durchbrochen wurde, gab es Diskussionen zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat, ob nicht Schluss sein müsse mit dem stetigen Personalaufbau. Schließlich könne das Werk für zivile und militärische Hubschrauber nicht ewig ausgebaut werden. 

    Am Ende taten sich aber immer neue, so erst einmal nicht absehbare Erweiterungsmöglichkeiten, eben neue Flächen auf. Aus 5000 sollten doch 6000 und schließlich 7000 Angestellte werden. Rund 1000 der zusätzlichen Arbeitsplätze sind das Resultat eines im Unternehmen zunächst umstrittenen Schritts. Denn Schoder und das Management haben beschlossen, dass diese Airbus-Stellen aus dem Raum München nach Donauwörth verlagert werden. Dort entstand auf der grünen Wiese, nahe bei der Produktion, ein Entwicklungs- und Forschungszentrum.

    Airbus Helicopters hat wieder kräftig Stellen für Leiharbeiter geschaffen

    Während der Pandemie baute das Unternehmen rund 350 Arbeitsplätze für Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter ab. Die Zahl der Beschäftigten rutschte unter die Rekordmarke auf etwa 6500 Stellen. Als das Geschäft wieder anzog, verkündete Schoder, 200 neue Jobs zu schaffen, wobei schon rund 150 entstanden sind. Auch wurden zusätzlich gut 300 Leiharbeiter eingestellt. „Jetzt ist die Personal-Zahl wieder über 7000 gestiegen“, sagt der Manager in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Es ist ein Abschieds-Interview. Schoder wird Ende Dezember 60. Er legt sein Amt am 7. Dezember nieder und zieht sich ins Privatleben zurück. Und das habe nur positive Gründe. Er wolle einfach mehr Zeit für die Familie und seine Hobbys, also etwa für Sport und Reisen, haben. „Ich überlege mir auch, ein Ehrenamt zu übernehmen“, meint der Manager, der vielen als „Mister Hubschrauber“ in Deutschland gilt. 

    Über die Wahl seines Nachfolgers ist Schoder sehr zufrieden: „Stefan Thomé ist genau der richtige Mann.“ Der 50-jährige Manager ist wie er Ingenieur und war bisher Entwicklungs-Chef des deutsch-französisch-spanischen Hubschrauber-Produzenten. Der Deutsche arbeitet seit 2002 für Airbus. Zuvor war er vier Jahre für den einstigen Flugzeugbauer Fairchild Dornier tätig.

    Wolfgang Schoder kam 1995 zu dem Unternehmen

    Schoder fand 1995 zu dem Luftfahrt-Konzern, der damals noch Dasa hieß. Zunächst beschäftigte er sich mit Militärflugzeugen wie dem noch in der Planung befindlichen Eurofighter. Dass er einmal in die Luftfahrtbranche einsteigt, sei seit seiner Kindheit vorgezeichnet gewesen, als er mit dem Bau von Flugzeugmodellen begann. Die Begeisterung für die Fliegerei geht auch auf seinen einstigen Ski-Sprung-Trainer im Allgäuer Heimatort Scheidegg zurück: „Wenn ich mich besonders gut angestellt habe, lud er mich zu einer Runde mit seinem Motorsegler über den Ort ein. Das war faszinierend.“ Schoders Vater lebt immer noch in Scheidegg und ist stolz, dass sein Sohn promoviert und Karriere bei Airbus gemacht hat.

    Als der Manager jüngst bei einer Betriebsversammlung in Donauwörth seinen Abgang verkündete, zeigten sich viele betrübt über die Entscheidung. Doch die Beschäftigten applaudierten ihm dann doch ausgiebig. Dass er in Mitarbeiterkreisen derart Anerkennung erfährt, verwundert den Gewerkschafter Jürgen Kerner nicht. Das Vorstandsmitglied der IG Metall ist innerhalb der Organisation für Luftfahrt zuständig und kennt Schoder lange, auch noch als er Chef der Arbeitnehmervereinigung in Augsburg war. Kerner sagt: „Ohne Schoder hätte sich der Standort in Donauwörth nicht so positiv entwickelt. Er ist nie ein Ideologe gewesen. Mit ihm konnte man gut zusammenarbeiten, wenn es um das Wohl des Werkes ging.“ Sein Nachfolger Thomé sei auch aus Arbeitnehmersicht die beste denkbare Lösung: „Als früherer Entwicklungs-Chef der Gruppe kann er den Standort in die Zukunft führen“.

    So viel gegenseitige Wertschätzung zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberschaft ist in der Luftfahrt nicht selbstverständlich. Im auch zum Airbus-Konzern gehörenden Augsburger Flugzeugwerk von Premium Aerotec hatte es zwischen den Betriebsparteien massiv gerumst, bis wieder Frieden geschlossen wurde.

    Nach 16 Jahren als Deutschland-Chef übergibt Schoder das Amt an seinen Nachfolger in wieder wirtschaftlich besseren Zeiten für das Unternehmen. Nachdem das zivile Geschäft schon im vergangenen Jahr nach einem rund zehnjährigen, stetig leichten Rückgang etwas zulegen konnte, zog es 2022 stärker an. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt. Vor allem in den USA, aber auch in Europa ist die Nachfrage wieder größer, während in China auch wegen der Corona-Politik Zurückhaltung zu spüren ist. Da auch das militärische Geschäft stabil ist, steht Airbus Helicopters insgesamt gut da.

    Schoder macht sich Sorgen um den „Tiger“

    Doch rosarot ist die Welt für den Hubschrauber-Produzenten nicht. Schoder bereitet es Sorgen, dass Deutschland sich wohl im Gegensatz zu Frankreich und Spanien nicht an der Weiterentwicklung des Tiger-Hubschraubers beteiligen will: „So besteht die Gefahr, dass wir irgendwann die Fähigkeit verlieren könnten, solche militärischen Kampfhubschrauber zu bauen.“ Dabei wäre für ihn ein Aus für den Tiger auch deswegen problematisch, „weil dies ein deutsch-französisches Projekt ist“. 

    Deutschland und Frankreich sind indirekt als Minderheitsaktionäre an Airbus beteiligt. Der Konzern und damit die Hubschrauber-Sparte haben also stets auch eine politische Bedeutung. Doch Schoder ist guter Hoffnung, dass Airbus Helicopters am Modernisierungsprogramm von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr beteiligt wird. Hier ist das Unternehmen mit dem leichten militärischen Transport-Hubschrauber H145M im Rennen, den die Bundeswehr schon früher bestellt hat und pünktlich geliefert bekam. Dem Vernehmen nach sind die Militärs mit dem Produkt sehr zufrieden. Beim Tiger kam es jedoch immer wieder zu Problemen, auch wenn sich die Situation zuletzt etwas entspannt haben soll.

    Airbus-Standort in Donauwörth steht auf mehreren Beinen

    Der Standort Donauwörth profitiert davon, dass er auf mehreren Beinen steht, wofür Schoder stets gekämpft hat. Neben der Hubschrauber-Produktion werden in dem Werk von rund 800 Beschäftigten Türen und Tore für Airbus-Flugzeuge gebaut. Als die zivile Luftfahrtbranche als Folge der Pandemie brutal einbrach, wechselten viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich vorübergehend in den Bau von Militär-Hubschraubern. So konnte ein noch spürbarerer Arbeitsplatzabbau verhindert werden. Schoder sieht weiter Chancen für die Airbus-Zulieferung in Donauwörth: „Solange wir wettbewerbsfähig sind, bauen wir hier weiter Türen und Tore.“

    Zu all den Sparten ist eine neue hinzugekommen, die für die Zukunft interessant werden könnte: In Donauwörth wird der CityAirbus, also eine Art Flug-Taxi, weiter mit Hochdruck entwickelt. Schoder ist sich sicher: „Das elektrische Fluggerät kommt. Der Trend geht klar zum emissionsfreien Fliegen.“ Inzwischen hat Airbus einen neuen Prototyp vorgestellt. „Die Tests mit dieser Variante des CityAirbus sollen Ende kommenden Jahres in Donauwörth beginnen“, kündigt Schoder an. Zunächst wird das Fluggerät in der eigens gebauten Testhalle auf Herz und Nieren geprüft, bevor dann die Flugeigenschaften des Modells schwebend in Bodennähe untersucht werden und Versuche auf dem Flugfeld in Donauwörth stattfinden.

    Flug-Taxi: Der CityAirbus schwebt gut und ist schnell unterwegs

    In das jetzige – CityAirbus NextGen genannte – Modell sind zwei Entwicklungen eingeflossen: So war der erste CityAirbus stark im Schweben, während der von Airbus in den USA ausgetüftelte Vahana schnell fliegen konnte. Mit der Zeit waren sich die Entwickler einig: „Wir brauchen etwas dazwischen.“ Der CityAirbus NextGen schwebt gut und kommt rasch voran. Das Luft-Taxi werde erst zu einem späteren Zeitpunkt voll autonom abheben, sagt Schoder. „Anfangs wird ein Pilot an Bord sein, das macht die Zertifizierung einfacher.“ Auch beim Antrieb ist eine Weiterentwicklung wahrscheinlich. Zu Beginn wird das Fluggerät mit Batterien angetrieben. Airbus untersucht aber auch die Möglichkeit, später Wasserstoff einzusetzen.

    Dabei hängt vieles von den Wünschen der Kunden ab. Es wird sich zeigen, inwieweit das fliegende Taxi vor allem medizinische Güter wie Organe transportiert oder auch im Tourismus zum Einsatz kommt. Schoder hat sich auf alle Fälle „stark dafür eingesetzt, dass das neue Fluggerät in Donauwörth entwickelt und gebaut wird.“

    Vielleicht wird der CityAirbus einmal ein Hit. Dann könnte es sein, dass der neue Deutschland-Chef mit dem Betriebsrat diskutiert, ob der Standort für 8000 und mehr Beschäftigte geeignet ist.

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