Flanieren mitten auf der Reichsstraße, hoch und runter. Kinder spielen Fangen, Eltern trinken entspannt Kaffee, Senioren treffen sich gemütlich im Schatten der Bäume zum Kränzchen. Kein brummendes Auto stört das Idyll. So oder so ähnlich stellten sich die Befürworter des Projektes "Sperrung der
So gut gefüllt wie am Montagabend waren die Zuhörerbänke im Sitzungssaal des Donauwörther Rathauses selten gewesen in den vergangenen Jahren. Doch die Debatte um eine mögliche Sperrung der Donauwörther Reichsstraße für den Kraftverkehr elektrisiert die Bürgerinnen und Bürger mittlerweile seit mehreren Jahren. Mit Spannung wurde deshalb im öffentlich tagenden Bauausschuss die Analyse von Helmuth Ammerl erwartet. Der ist Verkehrsexperte der von der Stadt beauftragten Gesellschaft Obermeyer Planen + Beraten in München und hat mit seinen Kollegen über Monate daran gearbeitet, die Verkehrsströme zu erfassen, darzustellen und zu interpretieren.
Dicke blaue Linien zeigen die Verkehrsströme durch Donauwörth
Was es zunächst auf der großen Leinwand im Sitzungssaal zu sehen gab, das hatte es in sich, obwohl es recht simpel aussah: Ein Stadtplan von Donauwörth, darauf entlang zentraler Straßenzüge dicke und weniger dicke blaue Linien. Sie standen für die über Zählungen und mathematische Hochrechnungen erfassten Verkehrsströme. Eine der dicksten Linien lag über der Prachtmeile Reichsstraße. Aber der Reihe nach.
Am meisten Verkehr ist auf der Bundesstraße 2 rund um Donauwörth unterwegs - 27.000 Fahrzeuge pro Tag, danach folgt die B16 mit 17.000
Es wäre wohl der Kollaps für die Bäckerstraße in Donauwörth
Sehr ruhig wurde es dann, als die Zahl für die Reichsstraße präsentiert wurde. 9300 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden sind hier im Schnitt unterwegs. Davon sind gut 3000 Fahrten reiner Durchgangsverkehr - sprich: ohne direktes Ziel in der Innenstadt geht es durch die Stadtmitte. Der Rest: "Ziel-Quell-Verkehr", wie der Verkehrsfachmann es ausdrückte, also ein klares Fahrziel in der
Mit dem Thema Reichsstraßensperrung befassten sich die Verkehrsfachleute des Büro Obermeyer auch direkt, indem sie die Verkehrsströme virtuell umleiteten. Als Bypässe kamen hierfür nur die schmale Sonnenstraße, beziehungsweise Bäckerstraße (4,80 Meter) und die ebenfalls nicht gerade breite Kapellstraße infrage. Nüchternes Fazit: "Diese Nebenstraßen wären belastet" - in Zahlen klingt das drastischer: Gut 5000 Fahrten pro Tage wären in der
Tempo 20 in der Reichsstraße laut Gutachter "nötig"
Ammerl erklärte auch, dass die geplante Geschwindigkeitsreduzierung von 30 auf 20 Stundenkilometer der richtige Weg sei, da der Effekt zu erwarten wäre, 500 bis 1000 Fahrzeugbewegungen weniger zu haben in der Reichsstraße - pro Tag. Jene Reduzierung betrachtete der Verkehrsgutachter gar als "absolut nötig".
Oberbürgermeister Jürgen Sorré erklärte, dass die Botschaft des Gutachtens "nicht die Resignation vor dem Verkehr" darstelle. Es sei aber augenscheinlich, dass die Eingriffe und Lenkungen zu mehr Verkehr an anderer Stelle führen würden. "So lange so viele Autos auf den Straßen sind, werden sie sich verteilen." Eine Sperrung der Reichsstraße sei allein deswegen problematisch, weil es in Donauwörth "kaum Bypässe" gebe.
Das ausgearbeitete Obermeyer-Gutachten wird nun, nach dem einstimmigen Beschluss des Bauausschusses, Grundlage sein für künftige Planungen. Damit dürfte die Debatte um eine mögliche Sperrung der Reichsstraße zumindest in den städtischen Gremien auf längere Zeit vom Tisch sein.