Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Donauwörth: Situation auf dem Donauwörther Wohnungsmarkt spitzt sich zu

Donauwörth

Situation auf dem Donauwörther Wohnungsmarkt spitzt sich zu

    • |
    Das Wohnhaus in der Eichenstraße 10 in der Parkstadt ist ein recht junges Objekt des Wohnbau-Selbsthilfewerks. Neue Projekte liegen derzeit auf Eis.
    Das Wohnhaus in der Eichenstraße 10 in der Parkstadt ist ein recht junges Objekt des Wohnbau-Selbsthilfewerks. Neue Projekte liegen derzeit auf Eis. Foto: Thomas Hilgendorf (Archivbild)

    Matthias Bernecker hat seine neue Stelle zu einer Zeit angefangen, in der es – milde ausgedrückt – ziemlich viele Herausforderungen gibt. Der neue Geschäftsführer des Wohnbau-Selbsthilfewerks Donau-Ries berichtet von langen Bewerberlisten auf "eigentlich keine verfügbaren Wohnungen", vom Willen, mehr zu bauen – aber auch von der aktuellen Erkenntnis: Das ist kaum möglich. Dennoch, bei der traditionsreichen Donauwörther Genossenschaft mag niemand den Kopf in den Sand stecken. Trotzdem – es liegt einiges auf Eis dieser Tage. Und das, obwohl dringend Wohnraum benötigt wird in der Region rund um

    Das Interesse der Genossenschaftler am eigenen Betrieb war noch nie so hoch wie heuer. Gut 70 Teilhaber sind am Dienstagabend in das Haus der Begegnung in der Donauwörther Parkstadt gekommen, um nicht nur etwas zur Jahresbilanz des Selbsthilfewerks zu hören, sondern auch zur Lage auf dem Markt und zu eventuell anstehenden Mieterhöhungen.

    Der Wohnungsmarkt ist eng in Donauwörth

    "Der Markt ist eng", sagt Bernecker tags darauf im Gespräch mit der Redaktion. Gut 250 Bewerber stünden auf der Warteliste der Genossenschaft, die über 683 Wohnungen in 108 Häusern verfügt – hauptsächlich in der Parkstadt, aber auch an der Zirgesheimer Straße und in Bäumenheim. Voriges Jahr waren es noch zwischen 100 und 150 Interessenten auf den Listen. Die Nachfrage ist kein Wunder, denn die Durchschnittsmiete ist im Vergleich zu privaten Angeboten, die mitunter bei 15 Euro pro Quadratmeter liegen, recht niedrig: 4,67 Euro beträgt sie pro Quadratmeter. Voriges Jahr lag sie geringfügig niedriger, bei 4,53 Euro. Modernisierungen und etwas höhere Ansätze bei Ein- und Auszügen, um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, sorgten nach den Worten des Geschäftsführers für jenen Anstieg. 

    Generelle Mietpreiserhöhungen stehen nicht an, obgleich "moderate Anpassungen" angesichts der allgemeinen Teuerungen zu überlegen sind, wie Bernecker erklärt. Meist sei dies aber erst dann der Fall, wenn notwendige größere Sanierungen durchgeführt würden – zum Beispiel Dachsanierungen. Diese müssten ein Stück weit umgelegt werden auf die Mieter: "Wenn, dann erhöhen wir als Genossenschaft aber nur moderat und nach sehr genauer Prüfung", fügt der Geschäftsführer hinzu. Zudem würde auch stets der Einzelfall geprüft.

    Hier haben bereits Renovierungs- und Sanierungsarbeiten stattgefunden. An der Perchtoldsdorfer Straße in der Donauwörther Parkstadt stehen viele Wohnungen des Wohnbau-Selbsthilfewerks.
    Hier haben bereits Renovierungs- und Sanierungsarbeiten stattgefunden. An der Perchtoldsdorfer Straße in der Donauwörther Parkstadt stehen viele Wohnungen des Wohnbau-Selbsthilfewerks. Foto: Hilgendorf

    Frei sei dieser Tage eigentlich nichts im Bestand – die 52 "modernisierungsbedingt" leer stehenden Wohnungen ausgenommen. "Die Menschen bleiben in ihren Wohnungen, weil es kaum etwas auf dem Markt gibt an Angeboten", sagt Bernecker. Die Tragik sei: Angesichts der Rahmenbedingungen kommt zu wenig, genauer gesagt kaum etwas dazu – "jeder wartet ab mit dem Bau neuer Wohnungen". In der Tat – der private Wohnungsriese Vonovia hat beispielsweise erst Ende September angekündigt, den Bau von rund 60.000 Wohnungen in Deutschland vorerst auf Eis zu legen. Von einer Genossenschaft in Augsburg wisse Bernecker, dass diese bei einem neuen Projekt eigentlich 18 Euro Miete für den Quadratmeter verlangen müsste. Die Konsequenz: "Man überlegt, ob man überhaupt baut." So liegt, wie berichtet, auch ein angedachtes Neubauprojekt des Wohnbau-Selbsthilfewerks in Bäumenheim auf Eis. 

    Manche Sanierungen können nicht geschoben werden

    Trotzdem kann man dringende Sanierungen nicht ständig auf die Warteliste schieben. Und so soll der Mehrparteien-Komplex Parkstraße 2/4 in der Parkstadt trotz der widrigen Umstände auf dem Markt umfangreich saniert werden. Eine weitere Unsicherheit besteht unterdessen bei der Planung neuer Heizsysteme. Eigentlich müsse man auf Wärmepumpen umsteigen, dennoch stellten sich diesbezüglich bei der Nachrüstung im Geschosswohnungsbau noch einige Fragen. Hier werde man die technischen Entwicklungen genau beobachten, sagt Bernecker. 

    Kopfzerbrechen mache ihm insgesamt das Konglomerat an ungünstigen Umständen, erklärt der Geschäftsführer: hohe Zinsen, keine festen Zusagen für notwendige Förderungen und parallel immens gestiegene Energiepreise sowie eine merkliche Teuerung bei Handwerksleistungen und Baustoffen (Steigerung beim Zementpreis innerhalb eines halben Jahres: 42 Prozent). Bernecker rechnet zur Verdeutlichung der Lage ein Beispiel durch: Bei der Finanzierung der Kreditsumme von einer Million Euro lagen die Zinsen bei etwa einem Prozent pro Jahr insgesamt bei 150.000 Euro für die gesamte Laufzeit von 30 Jahren – momentan, der Zinssatz beträgt jetzt in etwa vier Prozent, seien diesbezüglich 600.000 Euro zu veranschlagen. 

    Auswirkungen der Kriege auf den lokalen Markt im Kreis Donau-Ries

    Des Weiteren belasteten die Kriege in der Ukraine und in Nahost die Rohstoffpreise und Lieferketten merklich. Weitere Auswirkungen auf die Wohnungslage in Deutschland könnten aktuell kaum eingeschätzt werden.

    Derweil steht das Wohnbau-Selbsthilfewerk mit seinen 711 Genossenschaftlern aber ökonomisch stabil da. Die Investitionen in den Wohnungsbestand beliefen sich zuletzt auf knapp 2,1 Millionen Euro, nach 1,6 Millionen Euro im Vorjahr. Das Plus sei wiederum damit begründet, dass Handwerkerleistungen und Material teurer geworden seien, so der Geschäftsführer. 

    Bernecker richtet resümierend einen dringenden Appell an die Bundespolitik: Die Zinsen müssten sinken, ebenso wie die Energiepreise – "zudem brauchen wir feste Zusagen für Förderprogramme". Sonst bleibe die Lage bis auf Weiteres wohl so, wie sie ist auf dem Wohnungsmarkt: prekär. Weil kaum gebaut wird und viele dringend benötigte Projekte dann weiter auf Eis liegen blieben. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden