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Donauwörth: Warum die Metzgerei von St. Johannes schließen musste

Donauwörth/Schweinspoint

Warum die Metzgerei von St. Johannes schließen musste

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    Die Filiale der Schlossmetzgerei von St. Johannes hat nur noch bis Ende des Jahres geöffnet.
    Die Filiale der Schlossmetzgerei von St. Johannes hat nur noch bis Ende des Jahres geöffnet. Foto: Thomas Hilgendorf

    An der Eingangstüre hängt schon die Verabschiedung. Ende des Jahres ist Schluss, dann ist das Projekt Metzgerei in der Zirgesheimer Straße Geschichte. Die Schließung der Außenstelle der Schlossmetzgerei der Stiftung St. Johannes in Donauwörth reiht sich ein in eine Kette von Filialaufgaben im Fleischerei-Bereich in der Region. Für die Geschäftsführung der kirchlichen Behinderteneinrichtung ist die Entscheidung jedoch alternativlos gewesen. Allerdings: Es gibt auch Lichtblicke.

    Ein Schild hängt an der Türe der Metzgereifiliale: Das Team verabschiedet sich - doch in der alten Heimat, am Hauptsitz von St. Johannes im Marxheimer Ortsteil Schweinspoint, gehe es weiter. Das Licht drinnen ist aus an diesem verregneten Nachmittag, die Öffnungszeiten mussten bereits "angepasst" werden, wie es Doreen Paus von der Geschäftsführung ausdrückt. Und dabei ist bereits der Kern getroffen. Auch die traditionsreiche christliche Sozialeinrichtung sucht händeringend Personal - und findet es aktuell kaum. "Wir haben zuletzt immer wieder geschaut, ob wir einen Teil der Mitarbeitenden in Donauwörth arbeiten lassen", erklärt Paus. Letztlich sei es aber kein langfristig gangbarer Weg gewesen, personell zweimal eine halbe Sache zu machen - dann lieber die Konzentration auf einen Standort. "Und das ist nun mal unsere Metzgerei vor Ort, hier, wo wir auch schlachten", ergänzt Geschäftsführer Robert Freiberger und fasst die desolate Lage im Einzelhandel knapp zusammen: "Wir finden einfach kein Verkaufspersonal." 

    Der Stammsitz der Metzgerei in Schweinspoint soll gestärkt werden

    Zuletzt habe man wiederholt die Schließzeiten verringern müssen - ein ungutes Mittel, wie Paus weiß. Wenn Kunden vor verschlossenen Türen stünden, dann kämen sie oft nicht wieder - "wenn man mit halben Tagen anfängt, hat man irgendwann nur noch wenig Kredit bei den Leuten". Die Schließung des im Corona-Herbst 2020 eröffneten Ladens ermögliche es jetzt, die Kräfte zu bündeln, die Mitarbeiter am Standort Schweinpoint zusammenzuziehen. "Hier ist nun einmal unser Stammsitz, das Geschäft hier liegt uns natürlich vom Herzen her näher", sagt Freiberger.

    In der Schlossmetzgerei legt man indes weiter Wert auf Qualität. "Hochwertige Bioprodukte" seien der Kern des Portfolios, sagt Freiberger. Mit der Filiale an der Zirgesheimer Straße in Donauwörth ging die Hoffnung einher, weitere Kunden aus dem städtischen Bereich zu erreichen. Zum Teil sei das gelungen - andererseits sei es kein Geheimnis, dass die Menschen derzeit mehr auf´s Geld schauen angesichts von Teuerungen und merklich gestiegenen Energiepreisen. "Die Kunden kaufen bewusster", sagt Paus - in vielfacher Hinsicht. Denn es habe sich auch einiges am Essverhalten vieler Menschen verändert. Es werde schlichtweg weniger Fleisch konsumiert. Ein "eher schrumpfender Markt" sei das Geschäft mit dem Fleisch, resümiert Freiberger. Angedacht war zudem in Donauwörth ein Mittagstisch gewesen, ähnlich wie es ihn nun im Stadtladen in der Reichsstraße gibt. Aber, wie gesagt: Es fehlte letzten Endes das Personal.

    In Donauwörth und Nördlingen hatten andere das gleiche Problem

    So verhielt es sich zuletzt auch bei anderen Fleischereibetrieben. Wie berichtet, schloss jüngst die Filiale der Nördlinger Metzgerei Schlecht in der Donauwörther Reichsstraße. Vorher musste die Maurener Metzgerei Münzinger ihr Ladengschäft in der Nördlinger Schranne zumachen. Das Problem allerorts: keine Fachkräfte. Nein, das Wort "Fachkräftemangel", es sei kein ausgelaugter Begriff aus wiederkehrenden Schlagzeilen, unterstreicht Robert Freiberger - es sei knallharte Realität. 

    Im Metzgereigeschäft am Stammsitz werkeln derweil Kältetechniker. Das Ladengeschäft im Diepoldzentrum des weitläufigen Stiftungsgeländes ist mit viel Liebe zum Detail dekoriert. Die Konzentration auf Schweinspoint ist letztlich ein Zurück zu den Wurzeln. Die Metzgerei genießt einen herausragenden Ruf, der Einzugsbereich der Kundschaft umfasst laut Geschäftsführer Freiberger seit jeher auch Rain und Donauwörth. Nun hoffen Freiberger und Paus, dass auch die neuen Kunden aus der Zirgesheimer Straße den Weg nach Schweinspoint finden werden. Derweil gibt es auch eine Nachricht mit wirklichem Seltenheitswert zu vermelden: Die Metzgerei in Schweinpoint hat einen Auszubildenden gefunden. Das war vielen anderen Betrieben zuletzt nicht gelungen. 

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