Das Gerücht macht schon seit einigen Tagen die Runde. Nun hat sich die Befürchtung bewahrheitet: Die Metzgerei Schlecht, die ihren Hauptsitz in Nördlingen hat, wird ihre Donauwörther Filiale zumachen. Das bestätigt Geschäftsführer und Metzgermeister Robert Paul
Robert Paul Schlecht hat es sich nicht leicht gemacht mit der Entscheidung, im Gegenteil. Doch der Fachkräftemangel ist drückend und eklatant. Über sieben Jahre, so der Metzgermeister, habe er beispielsweise einen Lehrling für die Metzgerei gesucht. Vergebens. Und auch als Verkaufskraft finde sich so gut wie niemand. Jener Trend sei "seit Jahren" zu beobachten, wie Schlecht berichtet. Es ist letzten Endes der Grund für die Schließung der Metzgereifiliale unterhalb des Liebfrauenmünsters an der Augsburger Botengasse.
Begann die Schließungswelle in Donauwörth mit dem Müller-Umzug?
Direkt hinter der Metzgerei verwaist seit Jahren ein größeres Ladengeschäft. Hier begann in den Augen vieler Donauwörtherinnen und Donauwörther die Welle an Schließungen in der Reichsstraße: Die Drogerie Müller, die ein breites Portfolio an Produkten feilbot und für hohe Frequenz sorgte, zog in die Donaumeile außerhalb der unmittelbaren Innenstadt. Zuletzt gaben Gerry Weber (Insolvenz) und Schuh Schmid (keine Einigung mit dem Vermieter) auf, auch Tchibo wird die Innenstadtfiliale, wie berichtet, Ende Oktober schließen.
Es ist Wehmut herauszuhören aus der Stimme von Metzgermeister Schlecht - immerhin hätten bereits seine Eltern die Donauwörther Filiale eröffnet. Doch es helfe nichts - Schlecht sagt, dass der Mangel an Fachkräften voll durchschlage. Sie seien zusammen vier Metzger im Betrieb, man müsse sich mit zwei größeren Standorten und fehlendem Nachwuchs bei den Mitarbeitern irgendwann entscheiden, entweder die Produktpalette einzuschränken oder aber einen der Standorte zuzumachen. Drei Verkäuferinnen, so Schlecht, würden zudem demnächst in den Ruhestand gehen - und der Markt an potenziellen Nachfolgerinnen ist schier leer gefegt, wie auch jüngste Analysen der Arbeitsagentur zeigen.
Metzgerei Schlecht: An fehlenden Kunden liegt es nicht in der Reichsstraße
Indessen sagt Schlecht, die Donauwörther Filiale laufe eigentlich gut, die Kundenfrequenz stimme. Ein Blick in das Geschäft an einem beliebigen Werktag bestätigt die Aussage, die Kunden stehen Schlange an der Heißtheke. Marianne Kagleder isst gerade mit ihrem Mann an einem Stehtisch vor der Filiale - so, wie es die beiden Rentner mehrmals in der Woche tun. Linseneintopf gibt es heute. Marianne Kagleder ist geschockt über die Nachricht der Schließung. "Ganz, ganz schlimm ist das", sagt sie sichtlich bestürzt. Das Essen sei stets sehr gut gewesen - die Reichsstraße werde die Schließung ein Stück ärmer machen, befürchtet die Frau aus der Parkstadt. Alexander Ruhl genießt am Tisch nebenan sein Linsengericht. Er sagt, der Weggang von Müller sei die Zäsur gewesen - "danach ist es hier leer geworden". Er spricht von einer "traurigen Entwicklung" der Innenstadt, die der Ur-Donauwörther seit der Kindheit wie seine Westentasche kenne: "Früher gab es überall kleine Fachgeschäfte, jetzt sind es nur noch wenige", resümiert der 65-Jährige. Die Leute seien teils aber selbst daran schuld - zu oft werde nur noch im Internet bestellt anstatt vor Ort im Laden gekauft.
Ein weiterer Passant, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagt, die Menschen kauften oftmals dort "komplett" ein, wo sie mit dem Auto vorfahren könnten - das sei in der Reichsstraße oft nicht möglich. Er selbst gehe in die Innenstadt um Bücher zu kaufen, er schätze den Service in den Buchhandlungen. Die Schließung der Metzgerei sei "ein absoluter Verlust".
Metzger Schlecht: Das Interesse der Jüngeren am Handwerk hat nachgelassen
Unterdessen betont Metzger Schlecht, dass das Hauptgeschäft in der Nördlinger Schrannenstraße bestehen bleibe. Bisweilen stimme es ihn nachdenklich, dass das Interesse der Jüngeren am Handwerk generell so nachgelassen habe. Früher habe es in Donauwörth an der Berufsschule drei Metzger-Klassen gegeben - heute gebe es dieses Angebot nur noch in Augsburg. Wann genau die Filiale in