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Foto: Thomas Hilgendorf
Foto: Thomas Hilgendorf

Der Platz der Begegnung in der Parkstadt hat vor allem den Bereich der großen Mietshäuser aufgelockert. Diese bilden mit dem Umfeld das soziale Zentrum des Quartiers.

Donauwörth
03.10.2022

Die Zeiten sind besser geworden in der Donauwörther Parkstadt

Von Thomas Hilgendorf

Am Donauwörther Schellenberg läuft seit fast 20 Jahren das Projekt Soziale Stadt. Es ist zur Erfolgsgeschichte geworden - doch es war ein langer Weg bis dorthin.

Jörg Fischer erinnert sich noch ziemlich genau, wie es damals war, als grüne Busse der Augsburger Justizvollzugsanstalten vor den Wohnblocks in der Parkstadt hielten. Familien, bepackt mit großen Reisetaschen, stiegen aus. Sie kamen aus den Übergangswohnheimen in Oettingen und Friedland. Es war eine andere Realität, als sie, die deutschstämmigen Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre, sie erwartet hatten - nicht der "goldene Westen", sondern oftmals eher Misstrauen und Ablehnung zeigten sich zur Begrüßung, wie Fischer die Lage vor gut 30 Jahren heute schildert. Doch mit viel Mühe und enormem Engagement konnte in der Donauwörther Parkstadt eine Erfolgsgeschichte geschrieben werden. Dies untermalen jetzt neue Zahlen aus Erhebungen, die seit 2004 immer wieder aktualisiert wurden.

Diplom-Geografin Meike Heckenroth vom Berliner Büro Empirica war von Anfang an dabei. Seit Anfang der 2000er Jahre, als sich der Stadtrat in Donauwörth für die Teilnahme am Bundesprogramm "Soziale Stadt" entschied, begleitet sie all die Haushaltsbefragungen und sonstigen wissenschaftlichen Erhebungen zu dem Projekt, in das bis bis dato 15,5 Millionen Euro geflossen sind - alles in allem, aus städtischen, privaten und Bundesmitteln. Der Großteil der Geldmittel ging in Baumaßnahmen - aber all die anderen Taten stehen wohl noch weit vor den vielen Um- und Neubauten.

Es wurde kräftig investiert in die Parkstadt: Zeit, Geld und Herzblut

Doch der Reihe nach. Alles hat recht unscheinbar angefangen, aber umso effektiver. Der heutige Quartiersmanager Fischer war, als die vielen Aussiedler aus den Übergangswohnheimen in den 90er Jahren kamen, noch Offizier in der benachbarten Alfred-Delp-Kaserne. Er habe schnell erkannt, was die Menschen brauchen: die Neuankömmlinge allem voran jemanden, der sie versteht und sich kümmert sowie Hilfe beim Spracherwerb und Arbeit; die Altbewohner Sicherheit und Vertrauen. Mit Sprachkursen und einem ersten kleinen Stadtteilbüro, privaten Streifengängen bis hin zur Vermittlung von Arbeits- oder Ausbildungsstellen stiegen Fischer und weitere Engagierte direkt ein. Das Projekt wuchs mit den Aufgaben, bis Anfang der 2000er im Stadtrat die Entscheidung für das geförderte Bundesprogramm fiel. Fischer fungierte fortan als Quartiersmanager, viel Netzwerk- und Vermittlungsarbeit prägt seitdem das Aufgabenfeld. Und: Kommunikation mit so ziemlich allen im Viertel und darüber hinaus.

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Foto: Thomas Hilgendorf
Foto: Thomas Hilgendorf

Quartiersmanager Jörg Fischer blickt auf 30 bewegte Jahre in der Parkstadt zurück.

Man trat an die Wohnungsbaugenossenschaften heran, damit die Häuser verstärkt saniert, die Fenster gedämmt werden konnten. Weitere bauliche Veränderungen kamen hinzu; Begrünungen, Neubauten, die Heckenroth als richtungsweisend lobt: die neue Mitte am Platz der Begegnung, das Mehrgenerationenhaus mit seinem reichhaltigen Kursangebot für alle Interessierten, die Feste und Feiern, das Jugendzentrum am Freibad (das allerdings vor einigen Jahren aus baulichen Gründen geschlossen werden musste) und, und, und.

Das Engagement schlug sich positiv auf das Sicherheitsgefühl der Parkstadt-Bewohner nieder

Das Engagement schlug sich offensichtlich sukzessive positiv auf die Stimmung der Parkstadt-Bewohner nieder: Verteilten etwa 2004 nur 21 Prozent der Befragten gute Noten zum Sicherheitsempfinden, so waren es bei der jüngsten Befragung 2021 aussagekräftige 49,7 Prozent - immerhin fast 30 Prozent sind zudem heute mit der Sicherheitslage zumindest zufrieden. Keineswegs seien alle Probleme des Viertels ausgeräumt, sagt Fischer, doch einen gewichtigen Teil der Herausforderungen habe die Parkstadt stemmen können: Gewalt, Drogenmissbrauch in und vor den Wohnblöcken - kein Vergleich sei die heutige Lage zu jener vor 25 oder 30 Jahren. Wie Heckenroth kürzlich vor dem Donauwörther Bauausschuss schilderte, schlage sich dies auch auf den Wohnungs- und Grundstücksmarkt nieder. Die Preise glichen mehr und mehr denen in den anderen Quartieren Donauwörths.

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Dennoch, es müsse weiter gehandelt werden. "Integration ist nichts, was irgendwann abgeschlossen ist", erklärt Quartiersmanager Fischer. Nicht zuletzt deswegen hat bereits gegen Ende der vergangenen Legislatur die Stadt angekündigt, das Projekt "Soziale Stadt" vom Bund zu übernehmen und unbefristet fortzuführen. Aufgaben gibt es weiterhin viele. Es brauche wieder einen festen Platz für die Jugend, der allerdings von einem hauptamtlichen Sozialarbeiter betreut werden müsse, so Fischer. Auch die Arbeit mit Migranten steht weiterhin oben auf der Agenda. Ferner plant das Quartiersmanagement eine Filiale im neu entstehenden Alfred-Delp-Quartier, möglichst im neuen Bürgerspital-Komplex. Kurzum: Auch wenn die Parkstadt ihr Image kräftig aufpolieren konnte - die Arbeit geht weiter.

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