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Foto: Schwarz
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Hier soll in Donauwörth ein Hochwasserrückhaltebecken entstehen.

Donauwörth-Riedlingen
15.01.2022

Hochwasser: Kommt das Rückhaltebecken bei Riedlingen?

Von Thomas Hilgendorf

Wasserwirtschaft plant seit Jahren ein Rückhaltebecken für Hochwasserlagen an der Donau bei Riedlingen. Die Grundstückseigner wollen das nicht hinnehmen.

Vielleicht ist es gerade diese Ruhe, die derzeit Sorgen bereitet. Kurz vor dem ersten Corona-Lockdown, Anfang 2020, war das Thema weit oben auf dem kommunalen Tableau. Das geplante Rückhaltebecken für Hochwasserlagen an der Donau nahe dem Naherholungsgebiet in Riedlingen sorgte für reichlich Diskussionen in Donauwörth. Dann kam Corona, größere, öffentliche Informationstermine waren nicht mehr möglich. Doch trotzdem läuft das Verfahren weiter, was allem voran den Grundeigentümern bisweilen Kopfzerbrechen bereitet.

140 Hektar in Riedlingen wären von dem Projekt betroffen

Ulrike Wagner ist Landwirtin, ihre Familie besitzt und bewirtschaftet Grund und Boden auf dem insgesamt gut 140 Hektar großen Areal nahe dem beliebten Naherholungsgebiet am sogenannten Riedlinger Baggersee. Durch die Corona-Pandemie, so berichtet sie, sei die Arbeit der 2020 neu gegründeten Interessengemeinschaft "Rettet die Riedlinger Flur" zwar zwangsläufig etwas "ausgebremst" worden. Dennoch gehe das Verfahren um die Umsetzung des geplanten Rückhalteraumes für das Donauhochwasser weiter, wie zuletzt auch seitens der Stadt bestätigt wurde, die aber nur Beteiligter und "nicht Herr des Verfahrens" ist, wie Oberbürgermeister Jürgen Sorré jüngst betonte. Das Wasserwirtschaftsamt hat inzwischen die notwendigen Unterlagen zur weiteren Bearbeitung der Pläne bei der Regierung von Schwaben in Augsburg eingereicht. Das Projekt ist also nicht etwa eingeschlafen oder vertagt, es schreitet weiter voran - wenn auch auf bislang leisen Sohlen.

Doch worum geht es dabei eigentlich? Umgesetzt werden soll auf dem Gebiet ein Rückhalteraum (oder -becken) für sogenannte mittlere Hochwasserlagen, einem "80-jährigen Hochwasser" (HQ80), wie Wagner erklärt. Das Becken werde ergänzt durch jenes auf Tapfheimer Flur, es solle im Rahmen eines bayernweiten Projektes für Entlastung der Hochwasserlagen an der Donau sorgen; die Becken sollten indes nicht mit Poldern verwechselt werden, obwohl die Funktionsweise nicht völlig anders ist. Polder im engeren Sinne kämen, so die IG-Vertreterin, erst bei noch größeren Hochwasserereignissen (HQ100) zum Einsatz.

IG "Rettet die Riedlinger Flur" kritisiert: Rückhaltebecken wäre kaum effizient

Die maximale Flutungsfläche in Riedlingen ist landwirtschaftlich genutztes Gebiet, sie beträgt netto immerhin 128 Hektar und bietet Platz für 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser. Nach Meinung der IG führte dies allerdings zu minimalen Absenkungen des Scheitels bei einem Hochwasser, das Ganze sei somit "kaum effizient". Wie Wagner weiter erklärt, würde ein besser gesteuertes "Management an den Staustufen" flussaufwärts für wesentlich bessere Ergebnisse sorgen. Dabei gehe es um "gezielte Vorabsenkungen in den Stauseen" vor absehbaren Hochwasserlagen; damit ließe sich die Welle nach Meinung der IG optimaler kappen, man erzielte insgesamt "größere Effekte". In ihrer Argumentation sieht sich die IG durch eine Studie der Technischen Universität München im Auftrag des Landesamtes für Umwelt (LfU) bestätigt. Für Wagner und die IG stimmt die Relation zwischen Aufwand und Ertrag nicht, zumal es um ihren Grund und Boden geht.

Befürchtung: Schlamm, Wertminderung, Ertragsausfall nahe dem Riedlinger Baggersee

Stattdessen würde nun, sollte das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden, wertvolle Ackerfläche im Falle eines Hochwassers geflutet, beziehungsweise Donauwasser dorthin eingeleitet. Wagner befürchtet nicht nur einen starken Wertverlust der Flächen an sich, sondern sie sieht nach einer Einleitung des Donauwassers die künftige Bewirtschaftung der Flächen in Gefahr - die IG zieht als Beispiel das Hochwasser vom Juni 2013 heran, als es bei den Zuckerrüben 95 Ertragsausfall gab. Zurückbleibender Hochwasserschlamm, wie er im Mai 2019 eindrucksvoll auch auf dem etwas weiter flussabwärts liegenden Parkplatz des Donauwörther Airbus-Werks zu sehen war, macht den Landwirten dabei mit am meisten Sorgen - neben einem erwarteten Grundwasseranstieg von bis zu einem halben Meter.

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Die Hoffnung der IG ist, dass die Pläne nun doch nicht verwirklicht werden. Wie geht es jetzt aber konkret weiter? Das erforderliche Raumordnungsverfahren steht an, die Vorplanungen sind nach Informationen unserer Redaktion in den Endzügen. Der IG bleibt momentan nicht viel anderes übrig, als den Start abzuwarten, "damit wir bald endlich alle Unterlagen einsehen können". Dann, so Wagner, werde die IG ihre Mitglieder mobilisieren. Man baue auch auf die Unterstützung der Stadt, der Räte und der Abgeordneten. Einfach hinnehmen will man das aus Sicht der IG zu ineffiziente Projekt auf keinen Fall: "Der Rückhalteraum ist hier einfach nicht sinnvoll", resümiert Ulrike Wagner.

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