Stell dir vor, der Ministerpräsident kommt und keiner weiß es. Fast wäre das geschehen, denn am Sonntag wird Markus Söder Donauwörth einen Besuch abstatten. Doch bis Freitagmittag war das ein gut gehütetes Geheimnis.
Anlass für die Stippvisite ist der 535. Jahrestag der Sebastianifeier des Schützengau Donau-Ries. Das große Treffen Tausender Schützen ist eine traditionsreiche Veranstaltung. Fahnen werden geschwenkt, Schüsse abgegeben, die Stadtkapelle spielt auf. Es wird also klassisch, bayerisch, zünftig – und Markus Söder wird mitten drin sein.
Die Sebastiani-Schützenfeier ist ein fester Termin im Donauwörther Kalender. Normalerweise findet sie im Januar statt, dieses Jahr aber am letzten Juni-Wochenende. Optischer Höhepunkt ist der Umzug durch die Stadt. Böllerschützen geben lautstark den Beginn bekannt, dass sich die zahlreichen Vereine in Bewegung setzen. Schließlich werden jahrelange Mitglieder geehrt und Ehrengäste aus Politik und aus dem Schützengau übermitteln ihre Grüße.
Zuschauer haben gute Chancen, einen Blick auf Markus Söder in Donauwörth zu werfen
Dass der 535. Jahrestag der ersten Sebastianifeier nun Grund dafür ist, dass der Bayerische Ministerpräsident Donauwörth besucht und vor den Schützen ein Grußwort halten wird, hat sich erst am Freitagmittag herumgesprochen. "Wir haben erst vor einer halben Stunde die offizielle Bestätigung dafür bekommen", sagt Gauschützenmeisterin Rita Schnell. Vorab sollte das nicht kommuniziert werden, weil man befürchtete, dass es nicht klappen könnte.
Normalerweise werden Besuche ab Staatssekretär-Ebene über die Pressestellen weit im Vorlauf angekündigt. Dieses Mal aber war das nicht der Fall und selbst innerhalb der lokalen CSU herrschte darüber bereits Verwunderung. Neben der Wertschätzung gegenüber der Schützen ist schließlich bekanntermaßen auch das Bad in der Menge und die Nähe zu Bürgerinnen und Bürgern beabsichtigtes Ziel des Besuchs.
Wer also einen Blick auf Markus Söder erhaschen will, hat gute Chancen. Gegen 10 Uhr wird er sich dem geplanten Festumzug mit Ziel Stauferstadion anschließen. Treffpunkt ist vor dem Heilig-Kreuz-Garten. Begrüßt wird Söder vom erst vor Kurzem verabschiedeten, ehemaligen Bezirksschützenmeister Karl Schnell. Gemeinsam mit den zahlreichen Vereinen geht es dann über den Wörnitzsteg und entlang des Dammwegs am Härpferpark in Richtung Stauferpark. Beim Festakt ist gegen 11 Uhr ein Grußwort Söders vorgesehen.
Übrigens ist es das erste Mal, dass die Schützen diese Örtlichkeit wählen und unter freiem Himmel die goldenen Orden vergeben werden. Jahrzehntelang wurde die seit 1487 gepflegte Tradition im Tanzhaus gelebt. Doch nachdem das aus bekannten Gründen nicht mehr möglich war, fanden die Schützen 2019 und 2020 im Donauwörther Feuerwehrhaus eine Bleibe. 2021 wurde die Veranstaltung wegen Corona abgesagt. Mit umso prominenterem Besuch wird die Tradition nun wieder neu befeuert.