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Donauwörth: Polizei Donauwörth meldet Hochkonjunktur beim Internetbetrug

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Polizei Donauwörth meldet Hochkonjunktur beim Internetbetrug

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    Internetbetrug  Stephan Lang und Jochen Berktold ermitteln bei der PI Donauwörth zu Internetbetrug und Cyberkriminalität.
    Internetbetrug Stephan Lang und Jochen Berktold ermitteln bei der PI Donauwörth zu Internetbetrug und Cyberkriminalität. Foto: Barbara Wild

    Bequem im Internet bestellen heißt für immer mehr Menschen aus der Region: Betrogen beim Internetkauf. Bei der Polizeiinspektion Donauwörth zumindest reißt die hohe Zahl an Anzeigen nicht ab. Das vermeintliche Schnäppchen im Netz wird zum Reinfall. Das Geld ist weg, die Ware nie angekommen. "Eigentlich haben wir gedacht, dass nach dem Lockdown die Fälle zurückgehen", sagt Polizeisprecher Stefan Roßmanith. Damals waren die Anzeigen sprunghaft angestiegen. "Doch leider ist das nicht der Fall. Die Menschen fallen weiterhin sehr häufig auf Betrüger im Internet herein." Dabei gäbe es einen einzigen sinnvollen Weg, das Spiel der Betrüger zu durchschauen.

    Stephan Lang und Jochen Berktold bearbeiten zusammen mit einem weiteren Kollegen bei der PI Donauwörth Betrugsdelikte und alles, was mit Internetkriminalität zu tun hat. Vom Enkeltrick über Whatsapp über Microsoft-Mitarbeiter, die sich am Telefon die Zugangsdaten für das Internetbanking erschleichen, bis hin zum Betrug bei E-Bay-Kleinanzeigen - in sämtlichen Varianten kommen die Fälle auf den Tisch der beiden Polizisten. Der Stapel ist hoch. "Nach dem Wochenende erwartet uns erfahrungsgemäß wieder viel Arbeit", sagt Berktold. Die Bürger können über die Internetplattform der Polizei ihre Anzeige aufgeben.

    Gleich drei Mal innerhalb weniger Tage beim Internetkauf betrogen

    Eine junge Frau aus Tagmersheim ist gleich drei Mal innerhalb weniger Tage auf einen Anbieter im Internet hereingefallen, der das neue IPhone zum Schnäppchenpreis von 600 Euro angeboten hatte. Beim ersten Mal überwies sie den Betrag auf ein ausländisches Konto - und bekam keine Ware. Beim zweiten Mal schickte sie das Geld über PayPal "Familiy & Friends", also unversichert - und ging wieder leer aus. Beim dritten Mal leistete sie eine Anzahlung, der Betrüger belegte seine angebliche Seriösität mit seinem (falschen) Ausweisdokument, woraufhin die Frau den Rest des Betrages beglich. Bis heute hat sie kein neues Mobiltelefon.

    Stephan Lang wundert sich nicht mehr über solche extremen Fälle. "Die Menschen sind gutgläubiger im Internet, als im Geschäft. Und sie sind einfach so versessen auf das unbedingte Schnäppchen", sagt der Polizeihauptmeister, der seit vier Jahren zu Betrugsfällen ermittelt. Er will gar nicht abstreiten, dass bei Kinderkleidung oder Spielsachen via Internet ein echter Glücksgriff gelingen kann. "Aber bei hochwertiger und stark nachgefragter Elektronik, Fahrrädern oder einem Thermomix - da darf man nicht davon ausgehen, dass jemand das besonders günstig verkauft."

    Niemals Geld auf ausländische Konten überweisen

    Beamten machen klar, wann die Kunden allerspätestens stutzig werden sollten. Nämlich dann, wenn das Geld vorab auf ein ausländisches Konto oder zu zwei mittlerweile einschlägig bekannten Banken überwiesen werden soll. Die N26 oder die Solarisbank werden gerne von Betrügern genutzt, weil es leicht ist, Konten zu eröffnen. Ebenfalls kritisch ist die Überweisung über "Familiy & Friends" via Paypal. "Überhaupt soll man bei Vorkasse äußert kritisch sein", sagt auch Berktold. Seit neun Jahren ist der Polizeihauptkommissar bei der PI Donauwörth für diesen Bereich zu ständig. Auch auffällig: Internetseiten, die Ware anbieten, die offensichtlich nicht zum klassischen Sortiment gehört.

    Berktold hat nur einen einzigen Tipp, der vor Internetbetrügereien schützen kann: "Lassen Sie sich Zeit. Das Geschäft läuft nicht davon", sagt er. Lieber innehalten und selbst recherchieren: Kann das Angebot wirklich seriös sein? Ist der Online-Shop echt? Den Zeitdruck herauszunehmen, würde 90 Prozent der Betrugsfälle verhindern, schätzt Berktold.

    Warum Betrogene fast nie ihr Geld zurückbekommen

    Denn das Geld zurückzubekommen, das ist mehr als unwahrscheinlich, klärt Lang auf. Die Polizei ermittle zwar die Kontoinhaber bei Banken, E-Bay, Mailanbietern. Doch dabei geht es mehr darum, die kriminellen Strukturen zu zerschlagen, die die meist professionell agierenden Täter innerhalb kürzester Zeit aufbauen und umbauen. Sollte ein Betrüger wirklich gefasst werden, müssen die Geschädigten selbst auf zivilrechtlichem Weg ihr Geld zurückholen.

    Das könnten übrigens bald diejenigen tun, die während des Corona-Lockdown in einem Fake-Shop teure E-Bikes oder Fahrräder bestellt hatten. Auch dank der Ermittlungen der PI Donauwörth konnte der Weg der Betrüger ermittelt werden. Die Staatsanwaltschaft in Schwerin hat die beiden Täter mittlerweile in U-Haft gesteckt. Sie hatten 50 Fake-Shops betrieben und darüber Millionen gemacht. Über 900 Kunden hatten sie abgezockt.

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