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Donauwörth: Warum im Donauwörther Stadtwald jetzt Pferde arbeiten

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Warum im Donauwörther Stadtwald jetzt Pferde arbeiten

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    Pferde als Arbeitstiere - das kennt man heutzutage meist aus Filmen oder von alten Bildern. Doch in Donauwörth könnte diese Arbeit bald wieder aufleben, mit "Pferde-", beziehungsweise "Holzrückern". 

    Ungewöhnliche Waldarbeiten fanden vergangenes Wochenende im Donauwörther Stadtwald statt: Stadtförster Michael Fürst hatte den Einsatz von sogenannten „Pferderückern“ organisiert, also von Pferdegespannen, die geschlagene Fichtenstämme aus dem Waldinneren zur geschotterten Forststraße zogen, damit das Holz dort dann zur Abholung bereit liegt. 

    Bodenschonende Arbeiten im Stadtwald Donauwörth

    „Wir wollen an dieser Fläche ausprobieren, ob das Pferderücken auch im Stadtwald wieder eine Zukunft haben kann und welche Einsatzgebiete sich für die Arbeiten mit dem Pferd eignen“, erläutert Stadtförster Fürst. Deswegen hat er am vergangenen Samstag Korbinian Arzberger engagiert, der mit seinem Norikerkaltblut „Stratos“ und zwei weiteren Pferden im Stadtwald nahe Wörnitzstein die eingeschlagenen Bäume „rückte“, wie es im Fachjargon heißt. Der dahinterstehende Grund für diesen Versuch: Durch den Klimawandel sind die Winter mit strengem Frost, die man unbedingt braucht um wald- und bodenschonend Holz rücken zu können, immer seltener geworden. Die alte Technik des Einsatzes von Pferden, die noch in den 1980er Jahren weit verbreitet war, gewinnt dadurch wieder an Bedeutung, denn sie gilt als besonders bodenschonend. „Wir sehen uns dabei nicht als Konkurrenten für die Forstmaschinen“, erläutert Pferderücker Korbinian Arzberger, „sondern als sinnvolle und nützliche Ergänzung, dort wo diese an ihre Grenzen kommen.“

    Auf der relativ kleinen Versuchsfläche vom vergangenen Wochenende war zu erkennen, dass am Waldboden lediglich der Humus und die dichte Moosschicht aufgeschürft sind. Dies ist für den Wald sehr positiv, erklärt der Stadtförster, brauchen doch die Samen der Bäume gerade solche Bodenverwundungen um besser keimen zu können. Auch müssten in der Waldfläche weniger sogenannte Rückegassen angelegt werden, auf denen normalerweise die großen Forstschlepper fahren.

    Gute Vorerfahrungen machte die Bahn bei Riedlingen

    Insgesamt gut 70 Bäume zogen die Pferde vergangenen Samstag geduldig durch den Waldbestand. Mensch und Pferd müssen dabei gut zusammenspielen, denn gefährlich ist die Arbeit allemal: Wenn das Pferd zur falschen Zeit anruckt, könnten schwere Verletzungen des Pferdeführers die Folge sein. Aber alles geht gut an diesem Tag. Und so verfolgte Stadtförster Fürst mit sehr positiven Eindrücken den Abschluss der Arbeiten. Für seine Überlegung, ob künftig öfters auch mit Pferdeeinsatz im Stadtwald gearbeitet werden soll, waren die Erfahrungen dieses Tages sehr wertvoll: Die jetzt bearbeitete Fläche soll als Vergleichsfläche dienen, auch im Hinblick auf die etwas höheren Kosten. „Man muss diesen Kosten die positiven Effekte für den Waldboden gegenüberstellen und abwägen. Und das ist jetzt im nächsten Schritt die Aufgabe“, erläutert Michael Fürst das weitere Vorgehen. 

    Entlang der Bahngleise bei Riedlingen gab es solche Arbeiten bereits, etwa im Jahr 2018, als an einem Steilhang die Resultate von Unwetterschäden, wie herumliegende Äste und beschädigte Bäume den Bahnverkehr gefährdeten. Mithilfe der Pferderücker konnte der Bahnverkehr trotz der Arbeiten weiterlaufen. Auch im Stadtwald waren 2021 schon einmal Pferderücker zugange. Altes Handwerk birgt auch heute so manche Vorteile. (AZ, hilg)

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