Bauprojekte sind nie so eine ganz sichere Sache. Das fängt A wie Antrag an, geht über K wie Kosten und endet bei Z wie Zeitplan. Und dazwischen ließe sich auch noch der Rest des Alphabets mit ausreichend wackeligen Parametern füllen. Bei Donauwörths zweiter großer Baustelle in der Parkstadt – dem Freibad auf dem Schellenberg – verhält es sich nicht anders. Es kommt zu Verzögerung im Hinblick auf die Wiedereröffnung.
Schwimmbadplaner Markus Pichler kam in der jüngsten Stadtratssitzung – die aus Gründen des Infektionsschutzes im geräumigeren Zeughaus stattfand – ziemlich schnell, wenn auch nicht wirklich lautstark zum Punkt. Aber wer tönt schon gerne damit, wenn es Verzögerungen gibt? „Es gibt Probleme mit dem Bauablauf“, sagte der Pichler. Was genau die Hintergründe jener Schwierigkeiten sind, darauf ging er allerdings in öffentlicher Sitzung nicht ein. Umso mehr berichtete Stadtrat Walter Surek (PWG7 FW/BfD) dann von seinen Eindrücken auf der Baustelle: Es habe wiederholt Beschwerden hinsichtlich des Bauablaufs gegeben sowie Kritik an der Bauleitung, die kaum für Anfragen zu sprechen gewesen sei.
Mitte Mai sollte das Freibad in Donauwörth eröffnet werden - das ist vom Tisch
Zuletzt habe er, für die Größe der Baustelle, zu wenige Arbeiter auf dem Schellenberg angetroffen, so Surek. „Der Terminplan war für Mitte Mai angesetzt“, betonte der Parteifreie zudem. Will heißen: Eigentlich sollten zu diesem Zeitpunkt die ersten Badegäste begrüßt werden können. Wie sich jetzt herausstellte, ist dieser Termin aber gestorben. Wenn alles gut läuft, so war nun zu hören, eröffnet das Donauwörther Freibad erst am 30. Juni. Surek indes, selbst vom Fach, zeigte sich skeptisch, dass auch das machbar sei. Er äußerte gegenüber dem Planer: „Seien Sie ehrlich, das wird nächstes Jahr nicht fertig.“
Freibad Donauwörth: Wussten Sie dass....?
... der Sprungturm des Freibades wirklich herausragend ist? Mit zehn Metern hat er Seltenheitswert. Das nächste Bad mit so einem Turm in einem Freibad steht in Nürnberg oder München.
... dass der Künstler Helmut C. Walter die sieben Wandbilder am Eingang gemalt hat? Er war selbst gerne Badegast auf dem Schellenberg. Im Sommer 2009 gestaltete er die Motive.
... der Wasserpilz aus dem bisherigen Babybecken nicht verschrottet wird? Die Badmitarbeiter wollen vermutlich einen Brunnen daraus bauen. Schließlich haben Generationen von Donauwörthern als Kind unter diesem Pilz gespielt.
... der Kiosk auch umgebaut wird? Auch ohne Eintrittskarte in das Freibad soll man dort etwas trinken oder essen können und den Blick über Donauwörth genießen.
... der Platz des alten Babybeckens wieder genutzt wird? Hier sollen in Zukunft Yogastunden stattfinden.
... 2,5 Millionen Kubik Wasser in das Schwimmerbecken passen?
... Besucher auch mit dem Stadtbus direkt bis vor die Tür des Bades fahren können?
... nach der Sanierung alle Becken gleichzeitig geheizt werden können? Bisher funktionierte das nur nacheinander. Dafür wird die Absorberanlage auf dem Dach des Freibad-Gebäudes genutzt.
Dies jedoch wollte niemand aus dem Planungsbüro oder der Stadtverwaltung so bestätigen. Vielmehr hält man dort am neuen Termin 30. Juni fest. Für die Verschiebung des Fertigstellungstermins kamen mehrere Gründe zusammen, wie die Stadt gestern auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte: Zum einen hatten sich Beschluss und Beauftragung der Sanierung des Springerbeckens aufgrund eines Nachprüfungsverfahrens vor der Vergabekammer verzögert. Zum anderen hatte sich im Juli 2019 „kurzfristig eine neue Förderkulisse aufgetan“, für die ein Stadtratsbeschluss in der Ferienausschusssitzung am 8. August 2019 gefasst wurde „und im Anschluss der vorzeitige Maßnahmenbeginn abgewartet werden musste“. Dieser habe im Februar 2020 vorgelegen. Hinzu sei gekommen, dass die Erd-, Tiefbau- und Betonarbeiten neu ausgeschrieben werden mussten, da zunächst kein Angebot abgegeben worden war. Bei der Bauleitung erwäge, so die Pressestelle der Stadt, der Objektplaner einer Veränderung.
Der neue Termin 30. Juni stand kurz in der Diskussion, als es darum ging, wann die aufwendige Sanierung des Eingangsbereichs erfolgen sollte. Jonathan Schädle (CSU) sprach sich dafür aus, das Bad „in einem durchzusanieren“ und den Bauablauf nicht zu teilen. Kurzum: Man solle, wenn möglich, den Eingangsbereich gleich gemeinsam mitsamt den Badeanlagen und weiteren Arbeiten an Terrassen, Wegen und technischen Einrichtungen erneuern. Das sei durchaus möglich, es berge aber die Gefahr, so Pichler, dass es dadurch zu einer weiteren Verzögerung käme. Oberbürgermeister Jürgen Sorré erläuterte hierzu: „Wenn wir (den Eingangsbereich, Anm. d. Red.) jetzt ausschreiben, dann wäre er zum 30. Juli fertig“ – jedoch nur bei „optimalem Ablauf“, wie der Rathauschef anfügte. Die Sanierung des Freibads aus einem Guss mit einem dafür späteren und eventuell auch dann noch wackeligeren Eröffnungstermin, darauf wollten sich viele der anwesenden Ratsleute nicht einlassen.
Michael Bosse (PWG/ FW/ BfD) war der Meinung, man müsse nun „die ganze Kraft auf den Innenbereich verwenden“, damit wenigstens der Termin 30. Juni zu halten sei. Auch Bärbel Stahl (Grüne) sprach sich mit Nachdruck dafür aus, den Eingangsbereich erst im kommenden Jahr in einem zweiten Schritt zu erneuern: „Im Juni muss eröffnet werden.“ Den Bürgern sei es leichter zu vermitteln, wenn der Eingang vorerst der alte sei und dessen Umbau erst im Herbst beginne. Dem schloss sich auch Peter Alt (AL-JB) an: „Beides jetzt anzupacken, da erleiden wir Schiffbruch.“ Auch Brigitte Kundinger-Schmidt (SPD) äußerte klar: „Das Bad muss fertig werden.“ Dass bei den zunächst optimistischen Planungen nun „Wunsch und Wirklichkeit auseinanderdriften“, stellte Manfred Hofer (EBD) fest, der darauf verwies, dass der Eingangsbereich ursprünglich gar nicht in den Sanierungsplänen enthalten gewesen sei. Den Ablauf der nächsten Badesaison solle man aber trotz aller Probleme „nicht zu dramatisch sehen“, zumal heuer auch im Naherholungsgebiet in Riedlingen kräftig geplant und gebaut worden sei.
Der Eingang wird erst im Herbst saniert
Letztlich entschied sich die Mehrheit der Räte für die Variante „eins nach dem anderen“: Bis zum 30. Juni soll demnach die Erneuerung des Nichtschwimmer-Bereichs und Springerbeckens sowie die barrierefreie Weggestaltung fertig sein, damit das Bad sodann eröffnet werden kann. Im Herbst, nach der Badesaison 2021, wäre dann, wie Simon Srownal von der Stadt berichtete, die Erneuerung des Eingangsbereichs dran. Wie Eingang und Kiosk dann ab Herbst 2021 gestaltet werden, hat der Stadtrat zuletzt ebenfalls beschlossen: Mit größeren Kabinen, einer Holzfassade, einem vergrößerten Bistro und einem modernen Kassensystem. Das Bistro können Gäste durch einen Zugang von außerhalb des Freibads auch nach Badeschluss besuchen.
Eines scheint bei allen Unwägbarkeiten sicher: Dieser Posten wird nun mit 2,66 Millionen Euro (Stand: jetzt) auch kein Schnäppchen sein.
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