Der Durchstich vom Donauwörther Bahnhof zur Industriestraße hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten schier zur unendlichen Geschichte entwickelt. In regelmäßigen Abständen kocht das Thema wieder hoch, so auch bei der Stadtratssitzung in der vergangenen Woche. In dieser stellte das Planungsbüro "plan&werk" aus Bamberg seine sogenannten vorbereitenden Untersuchungen im Bereich südlich des Bahnhofs vor. Bedeutet das, dass es jetzt konkret losgehen kann?
Die Antwort ist eher ernüchternd. Wie der Referent Franz Ullrich von "plan&werk" erläuterte, handelt es sich bei vorbereitenden Untersuchungen keineswegs um eine Planung, die im nächsten Schritt umgesetzt werden kann. Vielmehr sei das Ergebnis einer solchen Untersuchung ein städtebaulicher Rahmenplan, bei dem es sich um "einen Blick in eine weit entfernte Zukunft" handle. Man versuche, sich "über Analysen und Annahmen an eine zukünftige Vorstellung der Wirklichkeit heranzuarbeiten". Klingt etwas schwammig? Ist es auch.
Durchstich Donauwörth: Konkrete Umsetzung kann noch Jahre dauern
"Das ist alles sehr theoretisch, das gebe ich zu", sagt Marco Schwartz, Leiter der Stadtplanung in Donauwörth. Die vorbereitenden Untersuchungen seien ein im Baugesetzbuch verankerter notwendiger Schritt, um Fördergelder für mögliche Aufwertungsmaßnahmen zu generieren. Das Ergebnis werde innerhalb der kommenden drei bis vier Wochen den Trägern öffentlicher Belange, neben der Regierung von Schwaben auch unter anderem dem Wasserwirtschaftsamt und der Deutschen Bahn, vorgelegt. Diese könnten dann mögliche Einwände vorbringen. Erst dann sei die ganze Studie fertig.
Die Regierung von Schwaben entscheide im Anschluss, was später gefördert werden könne. Dafür müsse die Planung vorangetrieben werden. Ebenso müsse die Stadt einen Experten beauftragen, der sich mit der Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes befasse.
Und wie sieht es nun mit der konkreten Umsetzung aus? Da ist man im Stadtbauamt eher vorsichtig. Dass es damit in näherer Zukunft losgehe, sei, den jüngsten Entwicklungen im städtischen Haushalt geschuldet, wohl eher unwahrscheinlich. Etwas pragmatischer drückt es Stadträtin Brigitte Kundinger-Schmidt (SPD) aus: "Ohne Moos nix los", sagt sie lapidar und fügt hinzu: "Grundsätzlich steht die Fraktion für den Durchstich, das ist keine Frage, aber aktuell hat er keine Priorität." Wichtig sei in erster Linie, für eine verlässliche und ausreichende Kinderbetreuung sowie nachhaltige Energieversorgung zu sorgen. "Wir können das den Bürgerinnen und Bürgern nicht vorenthalten", betont sie. Erst wenn diese Pflichtaufgaben erfüllt seien, könne man sich dem Projekt Durchstich widmen. Sie rechne damit, dass sich in den Jahren 2027 bis 2030 etwas tue.
Fraktionen sind dafür, die Planung für den Durchstich voranzutreiben
Michael Bosse (FW/PWG/BfD) spricht von einem ganz ähnlichen zeitlichen Rahmen. Doch es sei wichtig, dieses Projekt voranzutreiben und bei der Planung Gas zu geben, um eine schnellstmögliche Umsetzung zu ermöglichen, sobald das machbar sei. Der Durchstich sei eine wichtige Sache für die Stadt, sie könne den Verkehr deutlich entlasten. "Mit öffentlichen Trägern zu bauen, ist eben langwierig", sagt er. Insbesondere bis die Genehmigung der Deutschen Bahn vorliege, könnten mehrere Jahre vergehen.
Das sieht auch Albert Riedelsheimer (Grüne) so. "Wir würden uns wünschen, dass die Deutsche Bahn etwas flexibler wäre", sagt er ganz offen. Die Bahn habe eine lange Planungszeit und die Kooperation sei "etwas zäh". Es gehe also pragmatisch gesehen einfach nicht schneller. "Ich habe den Eindruck, dass gar nicht gesehen wird, wie viele Fahrgäste die Bahn gewinnen könnte." Die Fraktion spreche sich dafür aus, die Planung so weit voranzutreiben, dass man direkt loslegen könne, wenn wieder Geld da sei. Optimistisch gerechnet und wenn alle mitzögen, könne der Durchstich möglicherweise in acht Jahren fertig sein. "Wenn Geld da wäre, hätten wir ihn gerne früher."
Und auch die CSU-Fraktion spricht sich dafür aus, dass der Durchstich kommen solle. Schließlich sei damit die Erschließung des Gebiets im Süden des Bahnhofs möglich. Dennoch: "Jetzt ist nicht der Moment, das zu entscheiden", sagt Fraktionssprecher Jonathan Schädle. Man schaffe zwar alle Voraussetzungen, doch was die konkrete Umsetzung angehe, sei es bisher eher ein "Stochern im Trüben".
Es bleibt also unsicher, wann und wie es weitergeht. Nur eines ist sicher: Die unendliche Geschichte geht wohl ins nächste Kapitel.