Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Donauwörth: Inhaber kritisieren die Stadt nach Schließungen in der Reichsstraße

Donauwörth

Inhaber kritisieren die Stadt nach Schließungen in der Reichsstraße

    • |
    Das Internet betrachtet Nicolas Greno vom Buchhaus Greno nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung.
    Das Internet betrachtet Nicolas Greno vom Buchhaus Greno nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung. Foto: Lara Schmidler

    Die Liste der Einzelhandelsgeschäfte in Donauwörth, die innerhalb der vergangenen zehn Jahre schließen mussten, ist lang. Das Modehaus Storr, Schuhhaus Braun, Spielwaren Ludl, Mode Bernreuther und nun auch noch die Metzgerei Schlecht sind nur einige Beispiele. Doch trotz der stagnierenden Laufkundschaft und dem großen Konkurrenten Onlinehandel gibt es weiterhin inhabergeführte Geschäfte in Donauwörth, die offenbar gut über die Runden kommen. Was ist ihr Geheimnis - und wie wichtig sind die Läden für die Stadt?

    Christiane Kickum von der City Initiative Donauwörth sagt: "Der Mix macht es aus." Einerseits brauche man natürlich die inhabergeführten Fachgeschäfte, die Individualität und "das Besondere" in die Innenstadt brächten - andererseits sei jedoch auch wichtig, durch Filialen großer Ketten das Großstädtische darzustellen und das Angebot so zu erweitern. "Wir legen den größten Wert auf Inhaber", betont Kickum. Im Moment würde man sich von solchen Läden auch mehr in Donauwörth wünschen, aber die Situation sei für kleinere Geschäfte insgesamt schwierig. Gründe für die Schließungen inhabergeführter Geschäfte seien meist Personalmangel, fehlende Nachfolge oder anderweitige private Umstände. "Wir können als Stadt nur die Rahmenbedingungen schaffen, darum gibt es ja auch die Aufwertung der Reichsstraße", so Kickum weiter. Letztendlich entscheide der Hauseigentümer, wer die Fläche beziehen dürfe, die City Initiative sei jedoch als Vermittlerin dabei. Im Moment ginge es langsam wieder los mit den Anfragen, nachdem diese zuerst wegen der Corona-Pandemie und danach wegen des Ukrainekriegs stark zurückgegangen seien. "Zunächst werden immer eher Büro- und Dienstleistungsflächen angefragt, und wenn das anzieht, merkt man meist, dass auch die Anfragen für Gastronomiebetriebe und Geschäfte ansteigen." 

    Nicolas Greno aus Donauwörth: "Es funktioniert nur, weil wir es gut machen"

    Nicolas Greno steht dem kritisch gegenüber. Seit bald 20 Jahren betreibt er sein Buchhaus in der Reichsstraße und beobachtet, wie sich die Lage verändert. "Die Straße funktioniert einfach nicht mehr, da müssen wir uns auch nichts vormachen", sagt er. Die Welt wandle sich und mit ihr der Handel - und um von einem Laden leben zu können, müsse man eben einen gewissen Umsatz machen. Auch dass sein eigener Laden läuft, hat sich Greno selbst erarbeiten müssen. "Es funktioniert nur, weil wir es gut machen, und nicht, weil die Stadt oder die City Initiative uns irgendetwas bieten", sagt er deutlich. Was ihm fehle, sei eine Vision, wie die Stadt in zehn oder 20 Jahren aussehen soll. Stattdessen doktere man an Kleinigkeiten herum. "Es ist nett gedacht, wenn man den Verkehr beruhigt und Liegen aufstellt, aber das kommt alles 20 Jahre zu spät."

    Katrin Gleißner von "Second Hand Style" hat viele Stammkunden, die extra nach Donauwörth kommen, um bei ihr einzukaufen.
    Katrin Gleißner von "Second Hand Style" hat viele Stammkunden, die extra nach Donauwörth kommen, um bei ihr einzukaufen. Foto: Lara Schmidler

    Auch Katrin Gleißner, Inhaberin des Second-Hand-Geschäfts "Second Life Style", fürchtet, dass die Maßnahmen etwas zu spät kommen, auch wenn sie der Aufwertung der Reichsstraße und der Zusammenarbeit mit der City Initiative grundsätzlich positiv gegenüberstehe. "Die Donauwellen sind zum Beispiel schon gut angekommen. Immer, wenn ich rausschaue, sitzen da Leute", sagt sie. Trotzdem sei natürlich die Reichsstraße in den vergangenen anderthalb Jahren, in denen sie ihren Laden betreibe, deutlich leerer geworden, weil viele Geschäfte geschlossen hätten. Was ihr helfe, sei der aktuelle Trend zur Nachhaltigkeit, womit sie in Donauwörth eine Nische bediene. "Außerdem müssen im Moment auch viele aufs Geld schauen", fügt sie hinzu. Sie habe viele Stammkunden, auch aus dem Umland, die extra für den Einkauf in ihrem Laden nach Donauwörth kämen. Die meisten ihrer Kunden seien zwischen 40 und 80 Jahre alt. "Die Jüngeren kaufen wohl eher im Internet", vermutet Gleißner. Ihre Kunden hingegen seien merklich froh, wenn sie die Klamotten sehen und anprobieren könnten. Zudem wünschten sich auch viele eine Beratung. Noch habe sich die Situation nicht auf ihr Geschäft ausgewirkt - doch Angst, dass sich die Lage verschlimmern könnte, habe sie schon. "Ich weiß nicht, ob ich den Laden heute nochmal in der Reichsstraße eröffnen würde", sagt sie. Trotzdem finde sie den Standort aus heutiger Sicht nach wie vor gut.

    Donauwörther Reichsstraße ist trotz allem ein guter Standort für den Handel

    Auch das Buchhaus Greno lebt von seiner Stammkundschaft. "Und wir machen auch viel, um neue Kunden zu gewinnen", sagt Greno. Das funktioniere einerseits über das Internet, das Greno keineswegs als Konkurrenz betrachtet - im Gegenteil: "Ich sehe es als Bereicherung. Wir setzen zehn Prozent online um und auf Instagram haben wir bald 2000 Follower." Auf der anderen Seite habe er auch beispielsweise erst kürzlich durch die Schließung des Buchladens in Rain eine Menge Kunden dazugewonnen. Aber auch Veranstaltungen wie etwa Lesungen vor Ort seien regelmäßig voll besetzt. "Es ist ein Fehler, zu glauben, dass wir in der Provinz leben und die Leute deshalb auch wie in der Provinz behandelt werden wollen", sagt Greno. "Das Gegenteil ist der Fall: Wenn du in der Provinz bist, musst du den Leuten etwas bieten, was sie eigentlich nur in der Stadt kriegen können." Dazu gehören eine schnelle Lieferung bei Online-Bestellungen, die in seinem Laden eingehen, aber auch regelmäßige Interaktion mit den Kunden in den Sozialen Medien. Ziel müsse sein, möglichst viele potenzielle Kunden auf Instagram anzusprechen und in die Stadt zu holen. 

    Unterm Strich sei Donauwörth als Handelsstadt nach wie vor sehr gut und er sei seit 20 Jahren extrem zufrieden mit seinem Geschäft. "Man kann den Malus mit dem vielen Verkehr und der diskussionswürdigen Stadtpolitik mit viel Engagement wettmachen - und dann kann man davon sehr gut leben." 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden