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Donauwörth: Im Kofferraum mit Karl Lauterbach beim Poetry-Slam in Donauwörth

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Im Kofferraum mit Karl Lauterbach beim Poetry-Slam in Donauwörth

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    Sein Text zu Indoorspielplätzen kommt in Donauwörth gut an: Der bayerische Vizemeister Oliver Walter kommt ins Finale, wo er Lenny Felling mit Lauterbach im Kofferraum unterliegt.
    Sein Text zu Indoorspielplätzen kommt in Donauwörth gut an: Der bayerische Vizemeister Oliver Walter kommt ins Finale, wo er Lenny Felling mit Lauterbach im Kofferraum unterliegt. Foto: Jule Eibl

    Wenn die Hans-Leipelt-Schule Donauwörth an einem Donnerstagabend so gut besucht ist, kann das nur an einer besonderen Veranstaltung liegen. Es ist Zeit für den vierten Poetry-Slam in

    Michael Jakob, der bekannte Moderator für dieses Format in Donauwörth, erklärt dem Publikum die vier Regeln bei einem Dichterwettstreit: Die Texte müssen selbst verfasst sein, es dürfen keine Hilfsmittel wie beispielsweise Musik verwendet werden, es gibt ein Sieben-Minuten-Zeitlimit und, die allerwichtigste: "Respect the Poet" (Respektiere den Poeten). Die Jury ist das Publikum, das mit der Lautstärke, Länge und Intensität des Applauses entscheidet, wer eine Runde weiterkommt und schließlich das Finale gewinnt. 

    In Donauwörth ist "Fastfood Hannes" der neue Struwwelpeter

    Jakob stimmt die Anwesenden mit einem kurzen Gedicht inspiriert vom Struwwelpeter ein, das humorvoll vom "Fastfood Hannes" handelt, der mit zehn Jahren bereits die Sonne mit seiner Masse verdunkelte. Nach dieser Einführung betritt Oliver Walter aus Spalt als Erster die Bühne, er ist bayerischer Vizemeister und bringt die Gäste mit einem Text über Indoorspielplätze zum Lachen, die im Grunde wie Discos sind: Je später es wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand vollkotzt. Nur, dass man selbst der "Depp" ist, der immer fahren muss. 

    Als Nächstes gibt Julian Riedelsheimer, Schüler der FOS/BOS, seinen Text zum Besten, der sich um eine Schulaufgabe dreht und darum, dass er der lebende Beweis sei, dass es Lehrer eben doch nicht einfach haben. Sein Debüt auf der Bühne wird vom Publikum mit lautstarkem Applaus quittiert und er übergibt das Mikrofon an Teresa aus Schwabach. Sie formuliert in ihrem Text Fragen voller Ironie, zum Beispiel, wie es dazu kommt, dass der Regenwald brennt, und regt damit die Zuschauer zum Nachdenken an. 

    Das Publikum befördert mit seinem Applaus Oliver Walter in die Finalrunde, bevor die nächste Runde beginnt. Diese startet mit Philipp Stroh aus Offenburg, der davon erzählt, wann nun der Ernst des Lebens beginne, und dass dies mit Sicherheit nicht mit seiner Einschulung der Fall gewesen sei, wie von seinen Eltern behauptet. Außerdem handelt sein Text davon, seinen Platz im Leben zu finden. Junggesellenabschiede seien an sich eine gute Sache, wenn es danach nicht die Tradition gäbe zu heiraten. 

    Als Nächstes wagt sich Nils Sedlmayer, ebenfalls Schüler der FOS/BOS, zum ersten Mal ans Mikrofon. Er beschreibt malerisch einen Ausflug nach Prag, geprägt von Rotkäppchensekt und neuen Bekanntschaften. 

    Lenny Felling (links) gewinnt den Poetry Slam in Donauwörth mit Karl Lauterbach im Kofferraum.
    Lenny Felling (links) gewinnt den Poetry Slam in Donauwörth mit Karl Lauterbach im Kofferraum. Foto: Jule Eibl

    Er übergibt das Mikrofon an Thomas Schmidt. Der Frankenmeister aus Schwabach ist den Besucherinnen und Besuchern bereits aus dem vorherigen Poetry-Slam bekannt. Nach so vielen jungen Themen entscheidet er sich, mit seinem Text "Geriatrie" darüber zu sprechen, dass er leider nicht mehr nach dem Ausweis gefragt wird, wenn er Bier kauft, oder gewisse Späße in seinem Alter nicht mehr möglich seien, und bringt damit das Publikum zum Lachen. Aus diesem Dreiergespann wird Sedlmayer in das Finale gejubelt.

    Nach einer kurzen Pause steht Barbara Meyer aus Donauwörth für ihr Debüt auf der Bühne. Sie trägt einen autobiografischen Text über ihr Leben vor, in dem sie manchmal zwei Schritte vorwärts und einen zurückgehen musste, aber dankbar für die guten Wegbegleiter ist. 

    Poetry-Slam in Donauwörth: Nicht die Frau im Hochzeitskleid ansprechen

    Als Nächstes betritt Lenny Felling, Landesmeister aus Mainz, die Bühne und spricht über die Plagen, die man hat, wenn man zu dünn ist. Zumindest komme man immer aus dem Auto, auch wenn man noch so eng geparkt hätte. Seine Nachricht am Ende: Bodyshaming geht in beide Richtungen und trifft nicht nur Menschen, die etwas zu viel auf die Waage bringen. 

    Als letzter Teilnehmer vor der Finalrunde trägt Tim Dreher, ebenfalls von der FOS/BOS Donauwörth, seine Kreation vor. Seine Geschichte handelt von den vielen Entscheidungen, die man im alltäglichen Leben trifft, unter anderem, ob man das Mädchen in der Bahn anspricht oder nicht. Die Entscheidung lautet Nein, wenn besagtes Mädchen ein Hochzeitskleid trägt. Aus dieser Gruppe will das Publikum von Felling noch mehr hören. 

    Im Finale stellt Oliver Walter seinen zweiten Text vor, der von der Angst handelt, sich missverständlich auszudrücken, und der Ironie, dass, wenn man sich ganz unmissverständlich ausdrücke, der Satz an sich nicht mehr verständlich sei. Nils Sedlmayer übernimmt das Mikrofon für einen Text darüber, dass es perfekte Menschen nicht gebe, und dass Menschen, Wissen und Kommunikation die wichtigsten Dinge seien, gleich nach Liebe und der Vorzeichenskizze. 

    Am Schluss betritt noch mal Felling die Bühne und erzählt von den skurrilen Träumen, die er hat. In denen sitzt er mit Karl Lauterbach im Kofferraum eines Autos und stellt ihm allerlei politische und persönliche, sinnvolle und sinnfreie Fragen. Warum gibt es veganes Mett, aber keinen veganen Markus Söder? Am Ende hat er die Hoffnung, dass es besser wird, während Lauterbach in den Sonnenuntergang fliegt. Träume eben. Das Publikum jubelt, applaudiert noch ein letztes Mal lautstark und krönt Felling zum Sieger. Michael Jakob, der mit viel Witz durch den Abend führt, übergibt Medaille und Preis.

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