Gegensätze im innigen Miteinander, so verschieden und doch einander verbunden: Wenn die Malerin Irene Rung jetzt im Donauwörther Färbertörle mit opulenten Farbexplosionen verschwenderisch die Ausstellungswände ziert, so weiß sie sich in bester Gesellschaft mit den Skulpturen des Stahlbildhauers Jürgen Krass, mit denen die Räume bestückt sind. "Zu zweit und doch einzigARTig" – getreu diesem Motto finden die beiden in der neuen Ausstellung der Kunstfreunde Donauwörth zusammen. Und nicht nur dort. Rung und Krass betreiben gemeinsam das "Haus der Kunst 13" in Sainbach bei Inchenhofen, sie schätzen und sie mögen einander und ihr jeweiliges kreativ-künstlerisches Schaffen. Was also liegt näher, als dieses symbiotische Miteinander nun auch im Rahmen der Donauwörther Kulturtage für die Öffentlichkeit zu einem wahrnehmbaren Kunsterlebnis zu machen?
Großformatig, kraftvoll, farbenprächtig, fröhlich, energiegeladen und von klarer Handschrift: Das ist die Malerei von Irene Rung. Vor allem abstrakt arbeitet sie, weniger figurativ und sie versteht sich auf harmonische Bildkompositionen, die vor Lebenslust und Präsenz nur so sprühen. Oder, wie es Jakob Steinberger, der Vorsitzende des Kunstvereins Aichach bei der Vernissage formulierte: "Die Arbeiten der Malerin Irene Rung brauchen keine Bühne, sie machen jeden Raum zur Bühne."
Als Laudator gab er viele Denkanstöße: "Geht es ihr wirklich um die Farbe? Welches Spiel wird da mit Farben getrieben? Welche Verhältnisse, welche Beziehungen sind denn da? Ist nicht doch auch Gegenständliches im Spiel?" In seiner Wahrnehmung gibt es multiple Antworten, aber es geht immer auch ein Stück weit "um eine tiefere Sehnsucht nach Harmonie, im Wissen um die Utopie".
Irene Rung hat den Mut, Fläche zu bearbeiten, dann wieder zu zerstören
Wenn Irene Rung arbeitet – so beschrieb Steinberger – dann "wählt sie zwei, drei Farben für ein ungewisses Spiel, trägt Schicht auf Schicht, gibt Raum, engt ein, stört, spricht, schweigt, lächelt, ist grantig, lässt liegen, oder zerstört. Und sie hat den Mut, Fläche zu bearbeiten, zu gestalten, der Fläche Raum und Tiefe zu geben und dabei treten am Ende verschiedene figurative Elemente vor den Betrachter, deren Existenz nie vorher zu erahnen war."
Die gebürtige Ungarin Irene Rung hat zahlreiche Stationen in ihrem Kunststudium und ihrer Weiterbildung durchlaufen. Nicht zuletzt war sie Meisterschülerin bei Professor Markus Lüppertz. Im In- und Ausland waren und sind ihre Arbeiten zu sehen, haben Auszeichnungen eingeheimst, etwa 2017 den Kunstpreis der Biennale in Genua und den ersten Platz "Kunstpreis 2000" in Augsburg.
Bei Jürgen Krass' Arbeiten liegt das Gute im Einfachen
Ihr kongenialer Partner im Färbertörle – und eben nicht nur dort – ist Jürgen Krass, bei dem Laudator Steinberger das Faszinosum "wie bei allen guten Dingen im Einfachen" erkannte. Verteilt über die Stockwerke des Färbertörles finden sich da Arbeiten aus seinem Schaffen, die durch ihre Schlichtheit ebenso bestechen, wie durch Raffiniertheit und durch große Ästhetik. Aus lackiertem Baudraht hat Jürgen Krass etwa den "Wellenüberschlag" in ein Durcheinander von großer Ordnung geformt. "Das Runde muss ums Eckige" – eine Skulptur, in der ein Quader mit einem dreidimensionalen Kreis korrespondiert – hat nicht nur wegen des Wortspiels Charme. Idee wie Umsetzung faszinieren gleichermaßen. Krass bringt das vermeintlich Derbe seines Werkstoffs in aparte Formen, hinter denen intelligente Überlegungen stehen.
Steinberger beschrieb die Grundidee des Stahlbildhauers in der simplen geometrischen Form angesiedelt. Es geht ums Rechteck, um das Dreieck und um den Kreis. Die setzt der Künstler in Beziehung zueinander. In allen Fällen werde dabei in den Raum gegangen. "Im Fügen und Falten wird entfaltet, aufgefaltet, geschlossen, geöffnet, es wird gewissermaßen etwas zum Körper entwickelt." Technisch geht Jürgen Krass mit Schneiden und Schweißen von Stahlblech vor. Es wird nichts gebogen oder verbogen.
Ausgehend von einem Metallberuf, den Jürgen Krass ursprünglich einmal erlernt hat, hat der gebürtige Westfale in Dortmund studiert und ist diplomierter Künstler. Zahlreiche Ausstellungen haben seine Arbeiten vielen Menschen vorwiegend in Schwaben, aber auch darüber hinaus zugänglich gemacht, unter anderem auch auf der Biennale in Genua, wo sie prämiert wurden.
Info: Zu sehen ist die aktuelle Ausstellung im Färbertörle noch am 8. Oktober und 22. Oktober (jeweils 13 bis 17 Uhr), am 9. und 23. Oktober (jeweils von 11 bis 17 Uhr) und am 15. Oktober und 16. Oktober (jeweils von 14 bis 17 Uhr).