Bei der (digitalen) Bürgerversammlung in Donauwörth ließ eine Präsentation, die Oberbürgermeister Jürgen Sorré den Bürgerinnen und Bürgern zeigte, besonders aufhorchen: Sie zeigte die Stadt Donauwörth, die - das lässt sich so salopp beschreiben - ziemlich blau eingefärbt einer Seenlandschaft gleicht. Zu sehen war ein Szenario nach einem mehr als großen Hochwasserereignis. Und zu sehen war eben auch: In und rund um Donauwörth braucht es offensichtlich einige Anpassungen beim Hochwasserschutz. Sonst würde das Wasser der Flüsse durch die Schwachstellen einige Gebiete überfluten.
Jene Schutzmaßnahmen an Donau und Wörnitz vor den Fluten sind allerdings nicht immer populär. Besonders in vermeintlich ruhigen Zeiten. Das weiß OB Sorré nur zu gut. Deswegen braucht es bei dieser ebenso hoch sensiblen wie wichtigen Thematik viel Fingerspitzengefühl - und Ausdauer.
Donauwörth ist am Verfahren beteiligt, aber nicht "Herr des Verfahrens"
Sorré macht klar, dass die Stadt beim Hochwasserschutz zwar beteiligt sei, aber eben "nur zu einem gewissen Grad eingebunden". Klar, in der Hauptsache ist das Wasserwirtschaftsamt zuständig - doch der Stadt kommt eine wichtige Mittlerrolle zu, sie ist sozusagen der Diplomat, der die Interessen abwägen muss.
Aktuell noch offen ist die Frage des geplanten Rückhaltebeckens in Riedlingen (wir berichteten). Auch wenn es zuletzt etwas still geworden ist um das umstrittene Vorhaben an der Donau, die Pläne sind keineswegs ad acta gelegt. Im Gegenteil. Hier werde nun ein Raumordnungsverfahren durchgeführt, die notwendigen Unterlagen habe die Stadt, wie Sorré informiert, bei der Regierung von Schwaben in Augsburg eingereicht.
Der OB unterstreicht jedoch wiederholt, dass "die Stadt nicht Herr des Verfahrens" ist. Sie sitzt vielmehr zwischen den Stühlen. Sorré sagt hierzu: "Es gibt berechtigte Interessen der Eigentümer (der betroffenen Grundstücke, Anm. d. Red.) beziehungsweise der Landwirte." Dies gelte es mit dem erforderlichen "Gesamtschutz der Stadt" abzuwägen. Das Konzept werde deswegen auch intensiv in den zuständigen städtischen Ausschüssen beraten. "Das ist keine leichte Debatte - der Hochwasserschutz ist mit das schwierigste Thema", weiß Sorré. Eigentum einerseits, Solidarität andererseits - beides müsse in Einklang gebracht werden. Und leicht aus dem Ärmel geschüttelt werden können Lösungen hierbei nicht.
Hochwasser: Rückhaltebecken Riedlingen "hochkomplex"
Das anstehende Verfahren beim Rückhaltebecken Riedlingen sei "hochkomplex". Sorré hofft auf eine Lösung im Sinne eines gangbaren Interessenausgleichs unter der gemeinsamen Prämisse: dem allseitigen Schutz. Letztlich aber, das betont Donauwörths Rathauschef, entscheide das Wasserwirtschaftsamt. Sorré geht insgesamt von einem "jahrelangen Prozess" aus.
Was die eingangs erwähnten simulierten Hochwasser-Szenarien angeht, so stehen einige andere Ortsteile besonders im Blickpunkt: Auchsesheim, Nordheim, Zusum und "die ein oder andere Stelle im Stadtgebiet". Vor allem drehe es hierbei um notwendige Instandsetzungen an den Mauern und Deichen - aber eben auch um eventuell notwendige neue Erweiterungen der baulichen Schutzeinrichtungen. Das Wasserwirtschaftsamt erläutert hierzu auf seiner Webseite: "Trotz der bestehenden Hochwasserschutzanlagen führt ein hundertjährliches Hochwasserereignis (HQ100) nach derzeitigen hydraulischen Berechnungen zu Überschwemmungen in Donauwörth. Vor allem die Stadtteile Nordheim, Auchsesheim und Zusum sind im Falle eines Hochwassers von Überschwemmungen betroffen." Des Weiteren seien im Bereich der Donauwörther Innenstadt die vorhandenen Freiborde der Hochwasserschutzanlagen bei einem HQ100 "teilweise zu gering".
Jetzt, zu Jahresbeginn werde die Behörde mit den Bürgern in den Stadtteilen in den Dialog treten, wie der OB informiert. Was auch sinnvoll sei, denn schließlich gelte es, die "Leute mitzunehmen" bei der bisweilen brisanten Thematik. Die Bevölkerung habe eine "berechtigte Erwartungshaltung", die Stadt sei, wenn auch letztlich nicht verantwortlich, stets "mit im Boot".